Es ist nur gut, daß Dorothea auch ein Scherflein beygetragen hat zum Schreiben an Dich. Endlich mußte es doch geschehn, und hier gehts ziemlich bunt und störend durch einander – Religion und Holberg, Galvanismus und Poesie. Du kannst es leicht denken was zwey solche Feuer und Wasser sprudelnde Menschen wie Hardenberg und Tieck für ein Wesen zusammen treiben. Auf den ersten hast Du (nämlich das Du der Reden) eine ungeheure Wirkung gemacht. Er hat uns einen Aufsatz über Christenthum vorgelesen und fürs Athen[aeum] gegeben. Du erhältst ihn mit nächstem selbst, und darum sage ich nichts weiter darüber; ich denke Du wirst Dich doch dann und wann fast sehr über seine Bewunderung verwundern.
Auch christliche Lieder hat er uns gelesen; die sind nun das göttlichste was er je gemacht. Die Poesie darin hat mit nichts Aehnlichkeit als mit den innigsten und tiefsten unter Goethens frühren kleinen Gedichten. Ich werde sie Dir auch abschreiben lassen und schicken (dagegen hoffe ich aber stark auf den Brief von Hülsen). Die Ironie dazu ist daß Tieck, der kein solch Lied herausbringt, wenn er auch Millionen innerliche Burzelbäume schlägt, nun auch solche Lieder machen wollen soll; dann nehmen sie noch Predigten dazu, und lassens drucken, und Hard[enberg] denkt Dir das Ganze zu dediciren. –
Da die Menschen es so grimmig trieben mit ihrem Wesen, so hat Schelling dadurch einen neuen Anfall von seinem alten Enthusiasmus für die Irreligion bekommen, worin ich ihn denn aus allen Kräften bestätigte. Drob hat er ein Epikurisch Glaubensbekentniß in HansSachsGoethens Manier entworfen, welches Du auch das nächstemal haben sollst. Unsre φιλ [Phil]ironie ist sehr dafür es auch im Athen[aeum] zu drucken, wenn die Deinige nichts dagegen hat. Doch müssens wir noch mehr überlegen. Einige ernsthafte Stellen gefallen mir sehr außer den witzigen. –
Gestern Abend hat uns Tieck die erste Hälfte seiner Genovefa vorgelesen. Es ist nicht nur die größte Fülle von Poesie und eine ganz neue Variation seiner Manier, sondern auch mehr Nachdruck und Ernst darin als noch in irgend einem seiner Werke. Er ist in der schönsten Zeit und hat in der That ein ungeheures Talent. Wilhelm hat auch manche tüchtige Kunstwerke gemacht, und sinnt auf den Lanzelot. Selbst Doroth[ea] arbeitet ganz ordentlich am Arthur. Nur mir wird alles unermeßlich schwer. Indessen wirds und muß es gehen.
Wie mir Fichte schreibt, kennst Du die Diogenes Laterne. F[ichte] meynt, ich soll d[en] Verleger gerichtlich anhalten, den Verfasser zu nennen. Aber da es nur in Comißion ist, kann dieser vorschützen, daß er den Verfasser nicht wisse, und so der Klage ausweichen; auch glaube [ich] hat man in solchen Fällen bey den sächsischen Gerichten nicht viel Trost zu erwarten. Und wenn nun Jenisch endlich gerichtlich herausgebracht wäre, könnte er vorschützen den Band von einem andern bekommen zu haben pp wie er es schon gemacht hat in der Reinhardschen Geschichte. Wäre er durch diese nicht schon bürgerlich prostituirt worden, so wäre es jetzt der Mühe werth, es zu thun; aber so richtet man ja doch nichts neues aus. – Tieck hat das Ding sorgfältig gelesen und meynt, man könne es aus d[em] Dinge selbst erweisen, daß es von Jenisch, und – kurz er hatte einen recht guten Gedanken wie er es angreifen wollte, aber erzählen kann ichs nicht. Am besten ists, ich schicke Dirs wo möglich das nächstemal mit. – Siehst Du Fichte in diesen Tagen so theile ihm meine Zweifel mit, und danke ihm herzlich für sei[nen] freundschaftlichen Brief. Ich habe heute nur unmöglich Zeit ihm zu schreiben.
Wilh[elm] wünscht sehr Du möchtest eine Notiz über Jacobis An Fichte machen. Denke immer vorläufig daran, weil es doch nicht schaden kann, wenn Du an ein Machen und Machbares denkst. Mehr darüber nächstens. Nur bemerke ich noch, daß Wilh[elms] Fragm[ent] über Jac[obi] Fichte und Kant nun unter meinen Ideen nicht Raum finden kann, weil es unschiklich ist daß ich ihn erwähne nach dem was in der Epistel steht. – Auch muß es, wenn Du ihn notiziren willst, auf irgend eine Weise angezeigt werden, daß die Anzeige nicht von uns herrühre.
Lebe herzlich wohl. Nächstens mehr und besser.
Schelling hat aus Gelegenheit von Hardenbergs freylich etwas laxem Wesen einen großen Anfall von Respekt für die Energie in Deinen Reden bekommen, und von dieser Seite hat er Dich auch gleich sehr weit über Jacobi gestellt. Aber im Studium ist er noch nicht weiter gerückt, kann auch diesen Winter nicht dazu kommen, weil er so sehr mit eigenen Ausarbeitungen überhäuft ist.
Daß der Wiederborst von ihm sey,+ muß geheim bleiben. Wir habens auch Tieck nicht gesagt, der sich sehr gekratzt hat mit allerley seltsamen Meynungen.
[Zusatz von Caroline Schlegel:] muß geheim bleiben ... ich habe das unterstrichen, denn es ist Ernst.
Auch christliche Lieder hat er uns gelesen; die sind nun das göttlichste was er je gemacht. Die Poesie darin hat mit nichts Aehnlichkeit als mit den innigsten und tiefsten unter Goethens frühren kleinen Gedichten. Ich werde sie Dir auch abschreiben lassen und schicken (dagegen hoffe ich aber stark auf den Brief von Hülsen). Die Ironie dazu ist daß Tieck, der kein solch Lied herausbringt, wenn er auch Millionen innerliche Burzelbäume schlägt, nun auch solche Lieder machen wollen soll; dann nehmen sie noch Predigten dazu, und lassens drucken, und Hard[enberg] denkt Dir das Ganze zu dediciren. –
Da die Menschen es so grimmig trieben mit ihrem Wesen, so hat Schelling dadurch einen neuen Anfall von seinem alten Enthusiasmus für die Irreligion bekommen, worin ich ihn denn aus allen Kräften bestätigte. Drob hat er ein Epikurisch Glaubensbekentniß in HansSachsGoethens Manier entworfen, welches Du auch das nächstemal haben sollst. Unsre φιλ [Phil]ironie ist sehr dafür es auch im Athen[aeum] zu drucken, wenn die Deinige nichts dagegen hat. Doch müssens wir noch mehr überlegen. Einige ernsthafte Stellen gefallen mir sehr außer den witzigen. –
Gestern Abend hat uns Tieck die erste Hälfte seiner Genovefa vorgelesen. Es ist nicht nur die größte Fülle von Poesie und eine ganz neue Variation seiner Manier, sondern auch mehr Nachdruck und Ernst darin als noch in irgend einem seiner Werke. Er ist in der schönsten Zeit und hat in der That ein ungeheures Talent. Wilhelm hat auch manche tüchtige Kunstwerke gemacht, und sinnt auf den Lanzelot. Selbst Doroth[ea] arbeitet ganz ordentlich am Arthur. Nur mir wird alles unermeßlich schwer. Indessen wirds und muß es gehen.
Wie mir Fichte schreibt, kennst Du die Diogenes Laterne. F[ichte] meynt, ich soll d[en] Verleger gerichtlich anhalten, den Verfasser zu nennen. Aber da es nur in Comißion ist, kann dieser vorschützen, daß er den Verfasser nicht wisse, und so der Klage ausweichen; auch glaube [ich] hat man in solchen Fällen bey den sächsischen Gerichten nicht viel Trost zu erwarten. Und wenn nun Jenisch endlich gerichtlich herausgebracht wäre, könnte er vorschützen den Band von einem andern bekommen zu haben pp wie er es schon gemacht hat in der Reinhardschen Geschichte. Wäre er durch diese nicht schon bürgerlich prostituirt worden, so wäre es jetzt der Mühe werth, es zu thun; aber so richtet man ja doch nichts neues aus. – Tieck hat das Ding sorgfältig gelesen und meynt, man könne es aus d[em] Dinge selbst erweisen, daß es von Jenisch, und – kurz er hatte einen recht guten Gedanken wie er es angreifen wollte, aber erzählen kann ichs nicht. Am besten ists, ich schicke Dirs wo möglich das nächstemal mit. – Siehst Du Fichte in diesen Tagen so theile ihm meine Zweifel mit, und danke ihm herzlich für sei[nen] freundschaftlichen Brief. Ich habe heute nur unmöglich Zeit ihm zu schreiben.
Wilh[elm] wünscht sehr Du möchtest eine Notiz über Jacobis An Fichte machen. Denke immer vorläufig daran, weil es doch nicht schaden kann, wenn Du an ein Machen und Machbares denkst. Mehr darüber nächstens. Nur bemerke ich noch, daß Wilh[elms] Fragm[ent] über Jac[obi] Fichte und Kant nun unter meinen Ideen nicht Raum finden kann, weil es unschiklich ist daß ich ihn erwähne nach dem was in der Epistel steht. – Auch muß es, wenn Du ihn notiziren willst, auf irgend eine Weise angezeigt werden, daß die Anzeige nicht von uns herrühre.
Lebe herzlich wohl. Nächstens mehr und besser.
Schelling hat aus Gelegenheit von Hardenbergs freylich etwas laxem Wesen einen großen Anfall von Respekt für die Energie in Deinen Reden bekommen, und von dieser Seite hat er Dich auch gleich sehr weit über Jacobi gestellt. Aber im Studium ist er noch nicht weiter gerückt, kann auch diesen Winter nicht dazu kommen, weil er so sehr mit eigenen Ausarbeitungen überhäuft ist.
Daß der Wiederborst von ihm sey,+ muß geheim bleiben. Wir habens auch Tieck nicht gesagt, der sich sehr gekratzt hat mit allerley seltsamen Meynungen.
[Zusatz von Caroline Schlegel:] muß geheim bleiben ... ich habe das unterstrichen, denn es ist Ernst.