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Friedrich von Schlegel to Friedrich Schleiermacher

Vors erste, lieber Freund, will ich Dir nur die Bücher nennen, die ich Dich bitte Fichte’n für mich mitzugeben. – Die Bücher, welche ich noch von der A[llgemeinen] L[iteratur] Z[eitung] habe; sie liegen im rothen Lessingschen Schranke. Die Zurückfoderung der Denkfreyheit (von Fichte) auch roh. Die Hefte vom φσ [Philosophischen] Journal, worin Schellings Briefe über Kritizismus und Dogmatismus. Dann das 10te. Auch die, worin Fichte’s Aufsatz über den Ursprung der Sprache, wenn Bernhardi sie nicht mehr braucht. Auch dasjenige worin anonyme Paragraphen über das Naturrecht, (von Schelling). Dann die Horen, wenn Fichte irgend Platz dafür hat. Es fehlen W[ilhelms] Stücke, die ich eben brauche. Die Propyläen mögen aber in Berlin bleiben. – Fichte hat noch mein ordinäres Exemplar Deiner Reden gehabt. Zum Verleihen wäre mir lieb es zu haben. – Vor allen Dingen bitte ich aber um ein Exempl[ar] Deiner Briefe über die Judensache. Theils wird doch über kurz oder lang die Zeit kommen, wo ich Zeit fände sie gründlich zu lesen; theils würden Sie Hardenbergen sehr interessiren. Auch fände sich vielleicht irgend Gelegenheit, diesen oder jenen aufgeklärten Theologen damit zu kränken.
Uns geht es sehr wohl – – bis auf den Mangel an Zeit und Geld, das alte Uebel. Doroth[ea] ist sehr fleißig am Lorenzo, wie er nun heißt, hat auch schon zwey Gedichte dazu gemacht. Wilhelm ist sehr zufrieden damit. – Auch stimmen Caroline und sie sehr gut zusammen, besser als ich hoffte, und so gut als ich nur immer hoffen darf, daß Dor[othea] je mit einer Freundin, deren Bedürfniß sie so sehr fühlt, harmoniren kann.
Ließ die Rec[ension] des Athen[aeum] in der A[llgemeinen] L[iteratur] Z[eitung] wenn Du sie noch nicht gelesen hast. Sie ist von Huber, der sich in einem von Moralität und Charakter strotzenden Briefe an W[ilhelm] dazu bekannt hat, weil er dieß in seinem freundschaftl[ichen] Verhältniß mit diesem und besonders mit Caroline (nach seiner edlen Denkart) schuldig zu seyn glaubte. – So platt und trivial, das hätte ich denn doch nicht gedacht. – Eine ähnliche, wahrscheinlich noch dummere steht nun von der Lucinde zu erwarten. Wie wird Dir bey dem Geschrey gegen diese? Du äußertest einmal gegen mich den Gedanken, Du hättest wohl Lust, etwas über die Moralität der Luc[inde] zu schreiben, wenn Dir Veranlaßung dazu gegeben würde. Wirst Du diese wohl irgendwo finden können? – Mich verlangt wirklich sehr einmal eine Stimme über ein Werk von mir schwarz auf weiß zu vernehmen. Sehr interessant würde es mir seyn zu sehen, wie Du das Ding angriffest.
Ermuntre doch ja Hülsen, seine Meynung von den alten Göttern und Wiederherstellung der Griech[ischen] Religion bekannt zu machen[.]
Dein Fr.S.
Metadata Concerning Header
  • Date: [Ende November 1799]
  • Sender: Friedrich von Schlegel ·
  • Recipient: Friedrich Schleiermacher ·
  • Place of Dispatch: Jena · ·
  • Place of Destination: Berlin · ·
Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 25. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Höhepunkt und Zerfall der romantischen Schule (1799 ‒ 1802). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Hermann Patsch. Paderborn 2009, S. 27‒28.
Language
  • German

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