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Friedrich von Schlegel, Dorothea von Schlegel to Friedrich Schleiermacher

Wilhelm kann heute noch nicht entscheiden, ob die Europa und der Wiederborst gedruckt werden sollen, mein Gespräch ist trotz Buonaparte noch nicht fertig, und somit hätte ich eigentlich heute nicht zu schreiben. Indessen will ich doch die Gelegenheit nutzen, und Dir für Deinen letzten Brief danken, der mir die Hoffnung giebt, daß wir auch in der Abwesenheit gleichsam beysammen seyn werden. –
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Herz soll ja kein Geld an die A[llgemeine] L[iteratur] Z[eitung] geben; es ist Confusion von dieser, und schon besorgt.
Wir haben den Beschluß gefaßt, zwar recht viele Notizen, aber keinen eigentI[ichen] Anzeiger zu geben. Theils nutzt sich doch der Spaß mit einer solchen parodischen Form mit einemmale genugsam ab, theils fehlt es auch schier an Stoff, wenn wir nicht zu Erwiederungen uns erniedrigen wollten, wogegen ich gänzlich bin, und W[ilhelm] nicht minder, besonders da Goethe, der freundschaftlicher als je mit uns ist, ihn darin bestätigt. Aergerniß werden wir doch genug geben, davor sey unbesorgt. Dein einziger Garve reicht allenfalls hin – denn es wird groß Geschrey dagegen seyn. Wird das gegen Herder gut, so ist das auch ein Zeichen mehr, daß wir die Alten sind. –
Gegen die A[llgemeine] L[iteratur] Z[eitung] wird W[ilhelm] jetzt schweigen; vielleicht schreibt Schelling in den Ferien etwas tüchtiges gegen sie, und zieht unsre Sache hinein. Dieß sub rosa.
Deine Ansicht von Deinem künftigen UeberJacobi billige ich sehr. Ich freue mich dessen, ja ich glaube Du kannst mich hier, obgleich die Rec[ension] des Wold[emar] nicht unter meine schlechtesten Arbeiten gehört, eben so weit übertreffen wie im Garve. – Wäre es nicht möglich, daß Du Fichte’s Moral noch notizirtest? – Gelesen hast Du sie ja, das ist bey Dir doch das schlimmste. Von Wilh[elm] sind einige gute Notizen zu erwarten über Parny, Bürgers sämtl[iche] Werke neue Ausgabe usw., Matthisons’s Urne pp aber laß Dich das ja nicht abhalten, Dich wohl verdient zu machen ums Vaterland. Sieh doch einmal nach dem Bernhardi, ob er arbeitet und wie es wird; wenn Du entschieden glaubst daß es nicht wird, so könntest Du es in dem Fall, daß Du Dich noch selbst dazu entschlössest, leicht dahin bringen, daß er Dirs cedirte.
Lebe recht wohl. Der Florentin blüht und wächst.
Sehr gut ist es, daß Du mir etwas aus dem Gemüthe fürs letzte Athen[aeum] versprichst. Du darfst auch nicht fürchten, meiner Faulheit dadurch Vorschub zu thun; denn da es mir ganz anheim fällt, und keine fremden Beyträge von Hülsen oder Hardenb[erg] zu erwarten oder aufzunehmen sind, so bleibt noch Raum genug für mich, der ich oft in Betrübniß über mein Nichtsmachen versinke.
[Nachschrift von Dorothea Veit:]
Ich empfehle mich Ihnen mein werther Freund! Die Liederchen sollen Sie haben heute aber bin ich zu müde.
Aber Guter Gott was werden Sie sich vielleicht gar erwarten! hätte ich Ihnen lieber Nichts gesagt.
Metadata Concerning Header
  • Date: Freitag, 29. November 1799
  • Sender: Friedrich von Schlegel · , Dorothea von Schlegel ·
  • Recipient: Friedrich Schleiermacher ·
  • Place of Dispatch: Jena · ·
  • Place of Destination: Berlin · ·
Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 25. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Höhepunkt und Zerfall der romantischen Schule (1799 ‒ 1802). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Hermann Patsch. Paderborn 2009, S. 28‒29.
Language
  • German

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