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Friedrich von Schlegel to Friedrich Schleiermacher

Die Bücher muß ich Dich freylich bitten, mir durch die Post zu schicken, denn bis Ostern kann es nicht warten; doch hat es auch nicht solche Eil, ich will die Gelegenheit zu noch etwas anderm nutzen, worüber mit nächstem. – Ueber das Athen[aeum] und die A[llgemeine] L[iteratur] Z[eitung] wird Dich W[ilhelm] befriedigen. Wenn nur bald wird was Du aus d[em] Gemüth zu geben verheißen hast.
Denke Dir nur, ich habe soeben höflichkeitshalber an die Alte schreiben müssen. Von so etwas erholt man sich nicht sogleich. Sonst schrieb ich Dir mehr über Europa und Wiederporst, und Deine zukünftige Werke. – Du weißt nun, daß Wilh[elm] nach seiner Weisheit, der ichs überlasse, beschlossen hat, beyde Geisteswerke im Abyssus des Ungedruckten ruhn zu lassen. Goethe hat ihm dasselbe gerathen, und Du hast wenigstens dießmal mit d[em] alten Herm eingestimmt: denn an Aendern ist bey Hard[enberg] nicht eben sehr zu denken. Uebrigens scheint mein Gespräch über die Poesie voluminös genug zu werden um diese Lücke zu ersetzen. –
Wie Du das Pabstthum (obgleich es mir ein großes göttliches Natur-Produkt zu seyn scheint) für das Verderben des Kathol[icismus] hältst, kann ich mir gleichsam sehr gut denken. Besser als das Wie dessen was Du nach außen oder von innen über Luc[inde] sagen würdest. Also bleibt meine Wißbegierde hier Neugier, wie sie es bey einem so hartnäckigen Kritiker ohnehin ist. – Ohne Veranlaßung oder mit, es wird mir theuer, lieb und lehrreich seyn. Eine solche Bestimmtheit der Ansicht wie Du sie besitzest, ist Beruf zur Darstellung; die hier zugleich Mittheilung seyn kann, weil ichs a parte ante wirklich schlechthin nicht weiß, wie Du sie en detail ansiehst. Eher will ich jedes andre diviniren nach meiner Kentniß von Dir.
Ueberhaupt aber möchte ich Dich auf alle Weise ins Machen und Schreiben verwickeln; weil ichs einzusehn glaube, daß die große Wirkung, die Du auf diesem Wege erreichen kannst, nur durch die Fortsetzung durch mehre in einander greifende und einander tragende Werke zu erhalten [ist]. Zehn Jahre früher oder später bemerkt, das bedeutet nichts; man kann des Erfolgs doch sicher seyn. Also Mache, Mache, Mache!!!
Dor[othea] hat nun eine große Portion vom Florentin fertig, ist aber so thätig, daß zu Abschreibungen weder Zeit noch Raum übrig bleibt. Ich hätte gern die Christlichen Lieder für Dich verdoppelt, aber ich warte noch auf eine besondre Disposition dazu.
Auf welches Große soll ich nun zunächst hoffen? Auf das über die Moral, auf die Visionen? Auf Moral[ische] Gespräche oder Essays? – Liesest Du noch Historie? Laß Dir auch den Macchiavelli nicht entgehn, er ist im Wesentlichsten antiker wie Gibbon und Müller.
Die IIte Lucinde ist viel viel fertiger als die erste, da sie noch nicht fertig war. Die Dithyramben und der Faust bewegen sich oft.
Der Sieyes ist doch ein närrischer Schulfuchs. Indessen gefällt mir seine Hartnäckigkeit, weil sie fast so künstlich ist wie sein Hals[.]
Salut et fraternité.
Wohnst du noch am alten Fleck? – Was machen die Leute? Grüße Sie einmal von mir.
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  • Schlegel, Friedrich von  Buchsendung  erbitten  Schleiermacher, Friedrich
  • Schlegel, Friedrich von  Buchsendung  erbitten  Fichte, Johann Gottlieb: Von der Sprachfähigkeit und dem Ursprung der Sprache
  • Schlegel, Friedrich von  Buchsendung  erbitten  Die Horen
  • Schlegel, Friedrich von  Buchsendung  erbitten  Philosophisches Journal einer Gesellschaft Teutscher Gelehrten
  • Schlegel, Friedrich von  Buchsendung  erbitten  Fichte, Johann Gottlieb: Zurückforderung der Denkfreiheit von den Fürsten Europens, die sie bisher unterdrückten. Eine Rede
  • Schlegel, Friedrich von  Buchsendung  erbitten  Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Briefe über Dogmatismus und Kritizismus
  • Schlegel, Friedrich von  Buchsendung  erbitten  Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Neue Deduction des Naturrechts
  • Schlegel, Friedrich von  Buchsendung  erbitten  Schlegel, Friedrich von: Schleiermachers Reden über die Religion
  • Schlegel, Friedrich von  Buchsendung  erbitten  Schleiermacher, Friedrich: Briefe bei Gelegenheit der politisch theologischen Aufgabe und des Sendschreibens jüdischer Hausväter
  • Schlegel, Friedrich von  Brief  schreiben  Unger, Friederike Helene
  • Schlegel, Friedrich von  Nicht-Publikation  mitteilen  Athenaeum
  • Schlegel, Friedrich von  Nicht-Publikation  mitteilen  Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Epikurisch Glaubensbekenntniß Heinz Widerporstens
  • Schlegel, Friedrich von  Nicht-Publikation  mitteilen  Novalis: Die Christenheit oder Europa
  • Schleiermacher, Friedrich  zustimmen  Goethe, Johann Wolfgang von
  • Schlegel, Friedrich von  Literarische Produktion  anregen  Schleiermacher, Friedrich
  • Schlegel, Friedrich von  Literarische Produktion  anregen  Schleiermacher, Friedrich: Vertraute Briefe über Friedrich Schlegels Lucinde
  • Schlegel, Friedrich von  loben  Schleiermacher, Friedrich
  • Schlegel, Dorothea von  schreiben  Schlegel, Dorothea von: Florentin
  • Schlegel, Friedrich von  Zeitplan  erfragen  Schleiermacher, Friedrich
  • Schlegel, Friedrich von  Zeitplan  erfragen  Schleiermacher, Friedrich: Grundlinien einer Kritik der bisherigen Sittenlehre
  • Schlegel, Friedrich von  Zeitplan  erfragen  Schleiermacher, Friedrich: Visionen (Werkplan)
  • Schlegel, Friedrich von  Zeitplan  erfragen  Schleiermacher, Friedrich: Über das Anständige
  • Schlegel, Friedrich von  schreiben  Schlegel, Friedrich von: Lucinde, 2. Teil (Werkplan)
  • Schlegel, Friedrich von  negativ bewerten  Sieyès, Emmanuel Joseph
  • Schlegel, Friedrich von  grüßen lassen  Schleiermacher, Friedrich
  • Schlegel, Friedrich von  grüßen  Schleemüller, Karl Gottfried
Metadata Concerning Header
  • Date: Montag, 9. Dezember 1799
  • Sender: Friedrich von Schlegel ·
  • Recipient: Friedrich Schleiermacher ·
  • Place of Dispatch: Jena · ·
  • Place of Destination: Berlin · ·
Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 25. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Höhepunkt und Zerfall der romantischen Schule (1799 ‒ 1802). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Hermann Patsch. Paderborn 2009, S. 31‒32.
Language
  • German

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