Endlich, theurer Freund, kann ich doch mit nicht ganz leerer Hand vor Dir erscheinen. Du erhältst hier erstlich wonach Du schon so lange seufzest, eine Teufeley von Wilhelm, und zwar eine capitale, die eine ganze Portion kleiner aufwiegen kann; und dann, was Du wohl noch nicht erwartest, ein Gedicht von mir. Auch dieses soll ins Athenäum, und das nächste Stück eröffnen. Dann laß die Naturbetrachtungen folgen, dann die Gedichte aus [dem Griechischen], dann die Ideen, Gespräch über die Poesie und Notizen. – Laß gleich drucken und dränge recht, das Gespräch ist so weit daß für 3–4 Bogen zum Abschreiben fertig ist, und heute über acht Tagen denke ich ganz frey zu seyn.
Wenn Du eine Notiz über Herder geben könntest, das wäre herrlich; grade am Herder können wir am besten zeigen, daß wir uns nicht fürchten und daß der Herzog uns nichts verboten. Nicht zu erwähnen, wie sehr er mauvais sujet ist. Also sein Gott wird Dir hiemit in noxam übergeben. Ob eine Notiz seiner christl[ichen] Schr[iften] im Ath[enaeum] an ihr[em] Ort stehen würde, kannst Du selbst besser beurtheilen als wir. – Ist es Dir Ernst mit Deinem Eifer für den Teufel, so gieb Acht ob aus Bernhardi’s Notiz über die Metakritik noch etwas wird; will es ihm nicht werden, so würdest Du es im mündlichen Gespräch leicht dahin lenken können, daß er Dir’s noch abtreten müßte, ohne daß er es übel nehmen dürfte. Es ist Dir freylich ein Hartes zugemuthet, daß Du die Metakritik noch lesen sollst, nachdem dieses Ungewitter Dir schon vorübergezogen war, aber bedenk auch, daß es Herder ist, und daß wir Dich auf die Probe stellen, ob es Dir Ernst mit Deiner Anbetung des Teufels ist.
Sehr erfreut hat mich das was Du über Deine Schrift von der Luc[inde] schreibst. Weil eben jetzt das Aergerniß am höchsten gestiegen ist, wäre es glaube ich jetzt gleich am besten. Auch ginge mein Wunsch auf etwas Eignes, damit ich Dich ausführlicher zu vernehmen bekäme. – Aber sehr bedenklich macht mich, was Du wegen der Verschwiegenheit schreibst. Die bloße Möglichkeit daß er ein Dir so heiliges Verhältniß verletzen könnte, macht mich fast meinen Wunsch bereuen. – Tieck weiß es noch nicht, ich würde es auch gewiß keinem Berliner anbieten, sondern etwa Friedrich Bohn in Hamb[urg], den ich hier habe kennen lernen und der die Luc[inde] liebt. Aber wie leicht kann doch einer Deine Schreibart erkennen, und die Sache so verrathen werden! – Ostern müßte es erscheinen, während das Geschrey noch warm ist.
Ob Du den zweyten Theil erwarten müßtest, entscheide selbst. Zur Kunstbeurtheilung wäre es freylich nöthig – und doch streng genommen nicht hinreichend, bis ich wenigstens noch ein Werk der Poesie von mir gegeben hätte, wo man dann zwey Punkte hätte, aus denen sich das übrige construiren ließe: denn wenige Fälle und einige bestimmte Gattungen ausgenommen, wo das absolute Urtheil statt findet, giebts doch kein andres Kunsturtheil als das historische. – Deine Absicht ging ja aber von Anfang an auf die Sittlichkeit, und was in dieser Hinsicht Geist der Luc[inde] ist, scheint mir so weit ich selbst urtheilen kann, im ersten Bändchen schon vollständig gegeben. Daß der zweyte weit weniger und weit gelinderes Aergerniß von der Art geben wird, wie der erste, thut nichts zur Sache – – im Gegentheil knüpft sich die Polemik wohl am besten da an, wo das Aergerniß am größten ist.
Noch interessanter aber, als was ich über die Luc[inde] zu erwarten habe, ist mir die Verheißung, daß Du etwas im Ganzen über die deutsche Litteratur schreiben willst. Das ist recht an der Zeit, Freund, und Du hast den herrlichsten Beruf dazu. – Aber zögre nicht, und wenn es irgend möglich ist, so nenne Dich. Ich wollte Du hättest es auch bey den Reden thun dürfen. Es giebt ein mehr oder [weniger] verzwicktes Verhältniß bey einem bleibenden Werke anonym zu seyn.
Schelling ist allerdings voll von seinem Gedicht, und ich glaube es wird etwas Großes werden. Bis jetzt hat er nur Studien gemacht und sucht Stanzen und Terzinen zu lernen. Er wird wahrscheinlich die letzten fürs Ganze wählen, ich lese mit ihm und Caroline den Dante, wir sind schon über die Hälfte, und wenn er einmal Sinn für etwas hat, so ist es unbändig viel. Gesehn habe ich noch nichts als 13 Stanzen die er zum Weihnachten an Caroline, mit der er sehr gut zusammenstimmt, als Ankündigung seines Werks gemacht hatte. Sie waren sehr schön und voll Begeistrung. – Den Dante mußt Du doch auch einmal lesen; komme ich einmal wieder nach Berlin, so muß es mit mir geschehn.
Doroth[ea] ist sehr fleißig am Florentin, und hat größte Freude daran. W[ilhelm] hat die Ironie so weit getrieben, ihn U[nger] anzubieten, der aber noch nicht geantwortet hat.
W[ilhelm] hat ein sehr schönes Sonett auf mich und die Lucinde gemacht; vielleicht kann es noch mitgeschickt werden. –
Sorge dafür, daß bey meinem Gedicht mein Name ganz ausgedruckt wird; sonst glauben die Leute doch es sey von W[ilhelm]. – Vielen ist’s auch zu künstlich mit dem F und W.
Wir überlegen uns eben, wie viel Raum wohl einnehmen kann, was nun für’s jetzige Stück da ist. Du siehst die Notiz über die Lieblingsdichter der deutschen Nation ist nicht kurz. Nach allen ungefähren Berechnungen könnte es leicht der Fall seyn, daß des Guten zu viel wäre. Du möchtest daher die Gedichte aus dem Griechischen noch zurücklegen, bis sich ergiebt wie viel Raum das übrige einnimmt. Also ordne 1) An Heliod[ora] 2) Ideen 3) Naturbetr[achtungen] 4) Gespräch über die Poesie (5) Gedichte aus dem Griech[ischen] 6) Notizen über Garve und die drey Dichter. – Um so weniger Eil hats mit dem Herder und ich ajournire alles was ich desfalls geschrieben, aufs nächste Stück. Da ists dann aber auch sehr wichtig und es wäre gut, wenn Du gleich ernstlich darauf denken könntest. –
Von dem was fürs Athen[aeum] bestimmt ist, bitten wir Dich nichts mitzutheilen, weil Fröhlich, der sich jetzt überaus freundlich gebehrdet, geklagt hat, meine Ideen seyen schon bekannt. Dieß muß durch Bernhardi oder Fichte geschehen seyn. Das Sonett auf die Lucinde kannst Du aber männiglich zeigen. Auch das an Heliod[ora] der Herz aber niemand weiter.
Hast Du kürzlich etwas von Hülsen vernommen? –
Ich wohne jetzt bey Wilh[elm] auf einer Stube und befinde mich sehr wohl dabey, besonders da er mich, wie ich wahmehme, mit Poesie ansteckt.
Dein Fr.S.
Scheint Dir etwas in den Ideen über die Reden nicht zweckmäßig, so streiche es ja aus, wie Dir gut dünkt.
Wenn Du eine Notiz über Herder geben könntest, das wäre herrlich; grade am Herder können wir am besten zeigen, daß wir uns nicht fürchten und daß der Herzog uns nichts verboten. Nicht zu erwähnen, wie sehr er mauvais sujet ist. Also sein Gott wird Dir hiemit in noxam übergeben. Ob eine Notiz seiner christl[ichen] Schr[iften] im Ath[enaeum] an ihr[em] Ort stehen würde, kannst Du selbst besser beurtheilen als wir. – Ist es Dir Ernst mit Deinem Eifer für den Teufel, so gieb Acht ob aus Bernhardi’s Notiz über die Metakritik noch etwas wird; will es ihm nicht werden, so würdest Du es im mündlichen Gespräch leicht dahin lenken können, daß er Dir’s noch abtreten müßte, ohne daß er es übel nehmen dürfte. Es ist Dir freylich ein Hartes zugemuthet, daß Du die Metakritik noch lesen sollst, nachdem dieses Ungewitter Dir schon vorübergezogen war, aber bedenk auch, daß es Herder ist, und daß wir Dich auf die Probe stellen, ob es Dir Ernst mit Deiner Anbetung des Teufels ist.
Sehr erfreut hat mich das was Du über Deine Schrift von der Luc[inde] schreibst. Weil eben jetzt das Aergerniß am höchsten gestiegen ist, wäre es glaube ich jetzt gleich am besten. Auch ginge mein Wunsch auf etwas Eignes, damit ich Dich ausführlicher zu vernehmen bekäme. – Aber sehr bedenklich macht mich, was Du wegen der Verschwiegenheit schreibst. Die bloße Möglichkeit daß er ein Dir so heiliges Verhältniß verletzen könnte, macht mich fast meinen Wunsch bereuen. – Tieck weiß es noch nicht, ich würde es auch gewiß keinem Berliner anbieten, sondern etwa Friedrich Bohn in Hamb[urg], den ich hier habe kennen lernen und der die Luc[inde] liebt. Aber wie leicht kann doch einer Deine Schreibart erkennen, und die Sache so verrathen werden! – Ostern müßte es erscheinen, während das Geschrey noch warm ist.
Ob Du den zweyten Theil erwarten müßtest, entscheide selbst. Zur Kunstbeurtheilung wäre es freylich nöthig – und doch streng genommen nicht hinreichend, bis ich wenigstens noch ein Werk der Poesie von mir gegeben hätte, wo man dann zwey Punkte hätte, aus denen sich das übrige construiren ließe: denn wenige Fälle und einige bestimmte Gattungen ausgenommen, wo das absolute Urtheil statt findet, giebts doch kein andres Kunsturtheil als das historische. – Deine Absicht ging ja aber von Anfang an auf die Sittlichkeit, und was in dieser Hinsicht Geist der Luc[inde] ist, scheint mir so weit ich selbst urtheilen kann, im ersten Bändchen schon vollständig gegeben. Daß der zweyte weit weniger und weit gelinderes Aergerniß von der Art geben wird, wie der erste, thut nichts zur Sache – – im Gegentheil knüpft sich die Polemik wohl am besten da an, wo das Aergerniß am größten ist.
Noch interessanter aber, als was ich über die Luc[inde] zu erwarten habe, ist mir die Verheißung, daß Du etwas im Ganzen über die deutsche Litteratur schreiben willst. Das ist recht an der Zeit, Freund, und Du hast den herrlichsten Beruf dazu. – Aber zögre nicht, und wenn es irgend möglich ist, so nenne Dich. Ich wollte Du hättest es auch bey den Reden thun dürfen. Es giebt ein mehr oder [weniger] verzwicktes Verhältniß bey einem bleibenden Werke anonym zu seyn.
Schelling ist allerdings voll von seinem Gedicht, und ich glaube es wird etwas Großes werden. Bis jetzt hat er nur Studien gemacht und sucht Stanzen und Terzinen zu lernen. Er wird wahrscheinlich die letzten fürs Ganze wählen, ich lese mit ihm und Caroline den Dante, wir sind schon über die Hälfte, und wenn er einmal Sinn für etwas hat, so ist es unbändig viel. Gesehn habe ich noch nichts als 13 Stanzen die er zum Weihnachten an Caroline, mit der er sehr gut zusammenstimmt, als Ankündigung seines Werks gemacht hatte. Sie waren sehr schön und voll Begeistrung. – Den Dante mußt Du doch auch einmal lesen; komme ich einmal wieder nach Berlin, so muß es mit mir geschehn.
Doroth[ea] ist sehr fleißig am Florentin, und hat größte Freude daran. W[ilhelm] hat die Ironie so weit getrieben, ihn U[nger] anzubieten, der aber noch nicht geantwortet hat.
W[ilhelm] hat ein sehr schönes Sonett auf mich und die Lucinde gemacht; vielleicht kann es noch mitgeschickt werden. –
Sorge dafür, daß bey meinem Gedicht mein Name ganz ausgedruckt wird; sonst glauben die Leute doch es sey von W[ilhelm]. – Vielen ist’s auch zu künstlich mit dem F und W.
Wir überlegen uns eben, wie viel Raum wohl einnehmen kann, was nun für’s jetzige Stück da ist. Du siehst die Notiz über die Lieblingsdichter der deutschen Nation ist nicht kurz. Nach allen ungefähren Berechnungen könnte es leicht der Fall seyn, daß des Guten zu viel wäre. Du möchtest daher die Gedichte aus dem Griechischen noch zurücklegen, bis sich ergiebt wie viel Raum das übrige einnimmt. Also ordne 1) An Heliod[ora] 2) Ideen 3) Naturbetr[achtungen] 4) Gespräch über die Poesie (5) Gedichte aus dem Griech[ischen] 6) Notizen über Garve und die drey Dichter. – Um so weniger Eil hats mit dem Herder und ich ajournire alles was ich desfalls geschrieben, aufs nächste Stück. Da ists dann aber auch sehr wichtig und es wäre gut, wenn Du gleich ernstlich darauf denken könntest. –
Von dem was fürs Athen[aeum] bestimmt ist, bitten wir Dich nichts mitzutheilen, weil Fröhlich, der sich jetzt überaus freundlich gebehrdet, geklagt hat, meine Ideen seyen schon bekannt. Dieß muß durch Bernhardi oder Fichte geschehen seyn. Das Sonett auf die Lucinde kannst Du aber männiglich zeigen. Auch das an Heliod[ora] der Herz aber niemand weiter.
Hast Du kürzlich etwas von Hülsen vernommen? –
Ich wohne jetzt bey Wilh[elm] auf einer Stube und befinde mich sehr wohl dabey, besonders da er mich, wie ich wahmehme, mit Poesie ansteckt.
Dein Fr.S.
Scheint Dir etwas in den Ideen über die Reden nicht zweckmäßig, so streiche es ja aus, wie Dir gut dünkt.