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Friedrich von Schlegel to Johann Diederich Gries

Jena, den 28ten Jan 1800
Verzeihen Sie mir, geehrtester Freund, daß ich Ihnen mit einer Bitte beschwerlich falle. Eigentlich ist es nur ein Anhang zu der letzten Bitte meines Bruders. Sind die Bücher von der Götting[er] Bibliothek noch nicht an uns abgegangen, so eilen Sie noch dieses eine, für das ich hier einen besondern Zettel beylege, noch hinzuzufügen. Ist es zu spät, so bitte ich Sie, mir das Buch welches ich aus einer besondern Ursache sehr wünsche bald zu bekommen, mir einzeln auf der Post zu schicken.
Ich habe keine besondre Ausgabe auf dem Zettel notirt, weil es deren viele giebt, und es mir nur auf irgend eine ankommt. Im Sulzer sind im Artikel Hirtenlied allein drey angeführt.
Ich wünschte gern meinen Geschäftsbrief durch irgend eine Zuthat des Amüsanten zu würzen. Aber ich weiß eben nichts neues als von uns selbst: denn sonst sehe ich niemand. Fichte geht in wenigen Tagen nach Berlin mit Frau und Kind. Das 5te Stück des Athenaeums wird nun bald erscheinen, und Sie werden darin unter anderm die göttlichen Naturbetrachtungen von Ihrem Hülsen finden. Auch ein – Gedicht von mir. Ich bin auch in den Orden der Poesie gerathen. Vermuthlich ist es der Ansteckung zuzuschreiben, weil ich seit einiger Zeit dasselbe Zimmer mit meinem Bruder theile.
Wie viel Beyfall Ihr Sonett, mit dem Sie die eßbaren Kunstwerke des Vaterlandes begleitet, hier gefunden hat, wissen Sie schon durch meine Schwiegerin, die sich Ihnen nebst meinem Bruder recht sehr empfiehlt. Tieck ist immer noch rheumatisch und hat seit der Genoveva nichts eignes mehr dichten können.
Ganz der Ihrige
Friedrich Schlegel
Ich rechne darauf, werther Freund, daß Sie Sich auch selbst für die Auffindung dieses Buchs interessiren. – Es ist eigent[lich] Schäferroman, da es aber nach jenem alten Sprachgebrauch Comed[ia] heißt, so kann sichs auch wohl ins dramatische Fach verloren haben.
Ists nicht einzeln, sondern nur etwa in einer Sammlung sämmtl[icher] Werke des Boccaz, so bitte ich um diese.
Metadata Concerning Header
  • Date: Dienstag, 28. Januar 1800
  • Sender: Friedrich von Schlegel ·
  • Recipient: Johann Diederich Gries ·
  • Place of Dispatch: Jena · ·
  • Place of Destination: Göttingen · ·
Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 25. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Höhepunkt und Zerfall der romantischen Schule (1799 ‒ 1802). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Hermann Patsch. Paderborn 2009, S. 51‒52.
Language
  • German

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