Single collated printed full text without registry labelling not including a registry

Friedrich von Schlegel to Friedrich Schleiermacher

Die Bücher haben wir richtig erhalten, und danken schön für die Besorgung. –
Ich wollte Dir heute viel schreiben über das philosophische Journal, das wir meiner Meynung nach bald zusammen unternehmen müssen. Aber ich habe heute doch noch etwas anderes zu sagen, was für jetzt dringender ist. – Es ist, daß ich der Bitte, die Doroth[ea] an Dich gethan hat, aus einem besondern Grunde beytrete – versteht sich, wenn Ihre Erfüllung Dir möglich ist. – Und dieß zwar aus folgendem Grunde.
Caroline ist schon seit wir hier sind, von meinem Bruder im Stillen getrennt, und mit einem andern Freund verbunden. Ich habe mich dabey fast discreter betragen als billig, indessen habe ich doch bey einer neulichen Veranlaßung nöthig gefunden, W[ilhelm]s Parthie zu nehmen und dadurch Car[olinen]s Freundschaft sehr verscherzt. Das habe ich wohl vorausgesehn, ich will aber das mögliche thun und wagen, um W[ilhelm] frey, ganz frey zu machen. – Du siehst leicht daß es bey einem so revoluzionären Zustande unter so revoluzionären Menschen fast das erste Bedü[r]fniß ist, von Seiten des Geldes frey zu seyn: denn es könnte ja sogar der Fall kommen, daß wir schnell von hier reisen müssen. Ich schreibe Dir dieses mit dem unbedingten Zutraun, welches mir gegen Dich natürlich ist, und ich darf kaum hinzusetzen, daß ich Dir ein heiliges Geheimniß mitgetheilt habe, was selbst Dir zu eröffnen, mich nur dieses Verhältniß bewegen konnte.
Zur Lucinde habe ich eine leichtfertige Romanze, einen rührenden Villançico, und eine große Canzone zum Lobe der Frauen gemacht; doch ist die letzte noch nicht ganz fertig.
Aus dem Plato scheint doch etwas werden zu wollen. –
W[ilhelm] meynt, daß Du mit allem Fug und Recht Fröhlichen etwas drängen könntest – weil wir nun von diesem Stück noch gar nichts erhalten haben.
Wie hast du denn ganz gegen Deine Natur die Bücher bis Halle franquiren mögen? – Du hast auch oft Auslagen fürs Athen[aeum] die [Du] Dir doch notiren solltest.
Metadata Concerning Header
  • Date: Freitag, 14. Februar 1800
  • Sender: Friedrich von Schlegel ·
  • Recipient: Friedrich Schleiermacher ·
  • Place of Dispatch: Jena · ·
  • Place of Destination: Berlin · ·
Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 25. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Höhepunkt und Zerfall der romantischen Schule (1799 ‒ 1802). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Hermann Patsch. Paderborn 2009, S. 65‒66.
Language
  • German

Weitere Infos ·