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Friedrich von Schlegel to Christian Gottlob Heyne

Jena den 16ten März 1800
Ich habe die Ehre, Ihnen Hochzuverehrender Herr Hofrath! hiebey die drey letzten Bücher von denen die Sie die Güte [hatten] mir in Gemeinschaft mit HE Tieck von der königl[ichen] Bibliothek nach Berlin zu senden. Ich sage Ihnen den wärmsten Dank dafür, und bitte sehr um Entschuldigung, daß die Zurücksendung derselben bis jetzt verzögert worden. Ich hoffe in diesem Stück auf Ihre Nachsicht, und würde auch im Zutrauen auf Ihre Güte mir einige andere Bücher erbitten. Da aber Tieck jetzt krank ist, so daß er nur das nothwendigste verrichten kann, auch mein Bruder und ich selbst mit manchen dringenden Geschäften überhäuft sind, so wollen wir lieber erst in einigen Wochen von neuem mit einem Verzeichnisse unsrer litterarischen Bedürfnisse beschwerlich fallen, damit wir die Bücher alsdann bey besserer Musse desto schneller abfertigen können. –
Wie sehr wünschte ich einmal selbst wieder die Schätze der Göttingischen Bibliothek sehn zu können, und mir bey Ihnen über manches Rath zu holen, auch meine Ideen und Projekte für das Studium des Alterthums mündlich, wo so vieles sich kürzer in eine Uebersicht bringen läßt, mitzutheilen. – Mein Bruder wird gegen Ende des Sommers das Glück haben Sie zu sehen: aber ich zweifle daß ich ihn werde begleiten können. Vielleicht kann ich ihm die Fortsetzung meiner Geschichte der Griech[ischen] Poesie für Sie mitgeben, oder spätestens erhalten Sie dieselbe doch zur Michaelismesse. Es sind noch manche Schwierigkeiten zu überwinden, noch manche Nachstudien zu machen; indessen sehe ich doch schon den Ausgang vor mir und so habe ich den Muth gehabt ein andres nicht leichtes Unternehmen zu beginnen: eine vollständige Uebersetzung des Plato, mit erklärenden Anmerkungen und Einleitung. – Es scheint mir selbst für das Jetzige heilsam, dieses Beyspiel, wie man Philosophie mit den Musen verbinden kann, neu und allgemeiner faßlich aufzustellen; und ich hoffe den Beyfall der Kritiker wenigstens für manche Erläuterung über den Faden der Untersuchung im Plato pp.
Verzeihen Sie, daß ich Sie so lange mit einem Unternehmen unterhalten habe, was noch erst geschehen soll. – Ich empfehle [m]ich Ihrer Gewogenheit und bin
mit größter Hochachtung
Ihr ergebenster
Friedrich Schlegel
Tieck wird seine Krankheit entschuldigen daß er nicht schreibt: aber die angelegentlichsten Empfehlungen und Danksagungen hat er mir auf getragen. –
Verte.
Metadata Concerning Header
  • Date: Sonntag, 16. März 1800
  • Sender: Friedrich von Schlegel ·
  • Recipient: Christian Gottlob Heyne ·
  • Place of Dispatch: Jena · ·
  • Place of Destination: Göttingen · ·
Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 25. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Höhepunkt und Zerfall der romantischen Schule (1799 ‒ 1802). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Hermann Patsch. Paderborn 2009, S. 73.
Language
  • German

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