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Friedrich von Schlegel, Dorothea von Schlegel to Friedrich Schleiermacher

Jena. Den 21ten März.
Dein Brief war mir ein wahres Labsal. Es ist fast nöthig daß ein andrer Freude an mir hat, damit ich sie haben kann, denn hier fehlt es nicht an mancherley Verdrießlichkeiten. Unsre Geldnoth kennst Du zur Genüge, und ich hoffe wenn Du dieses erhältst, wird der traurige Fröhlich wenigstens seine Schuldigkeit erfüllt haben. Außerdem hat Caroline ein Nervenfieber und wenn es gleich nicht gefährlich ist, so ist es doch langwierig und hält Dorotheen unter andern ab zu arbeiten. Kurz es ist auch fast nichts an uns zu rühmen, als daß wir gesund sind, und dichten in italiänischen und in spanischen Weisen.
Daß Du Deinen Namen, den ich freylich dazu in seiner ganzen Länge brauche, zu einer Canzone hergeben willst, nehme ich mit Dank an, wiewohl es seyn kann, daß sich die seynsollende Canzone in eine Epistel und ein Sonett zersetzt. Das Frühjahr wird wohl manche Frucht bringen.
Herzliche Freude und vielen Muth giebt mir der Deinige zu dem Plato. Bey der jetzigen Ankündigung will ich mich lieber allein nennen; zwey Namen, das ist den Leuten schon viel zu bunt und macht sie kopfscheu, wenn es nicht ein Journal oder ein Allmanach ist: aber auf dem Titel des Werks selbst müssen unsre Namen vereinigt stehn. – Ich erwarte in einiger Zeit etwas auf meine Anfrage wegen der Ordnung. Ehe die Luc[inde] fertig ist, werd ich höchstens zum Symposium oder Menexenus Muße finden; nachher aber soll er an die Tagesordnung kommen. –
Du mußt heute sehr vorlieb nehmen; ich bin ermüdet von einem Gedicht, das ich habe fertig machen müssen. In diesem Zettel an Fröhlich ist denke ich alles nöthige enthalten. 10 Exempl[are] sey so gütig uns zu schicken. Außerdem versorgst Du noch Dich, Hülsen, Fichte und schickst der Levi eins in meinem Namen.
Die Ankündigung des Plato wirst Du nächstens in der A[llgemeinen] L[iteratur] Z[eitung] und andern common places finden, dergl[eichen] das Athenäum doch nicht ist. Ich bin heute nicht fähig dazu, weil ich sie doch sorgfältig bedenken muß.
Es hat mich ergötzt und gerührt*, daß Du auf die Ziehung der Lotterie gewartet. Es kommt dir also auch so vernünftig und nothwendig vor, daß wir gewinnen müssen, daß Du dich verwunderst, wenn es nicht geschieht. Als ein Mann Gottes hast Du vielleicht nähere Kunde und Deine Zuversicht bestätigt die meinige also nicht wenig. Ich bin seit sieben Jahren etwas unempfindlich gegen die Geldnoth geworden, und bleibe unerschüttert bey der einmal erkannten Nothwendigkeit. Aber manchmal möchte ich doch in Unmuth gerathen, wenn sich ganz episodische Verdrießlichkeiten einstellen, und wenn andre mit mir und durch mich leiden.
Indessen ist noch nichts so schlimm daß nicht noch alles sehr gut werden könnte. – Wilhelms Gedichte erhältst Du in wenigen Tagen; Du wirst ihn oft ganz neu finden. Behalte mich lieb.
Friedrich S
[Zusatz von Dorothea Veit] *und ich lache euch aus
[DV:] J’enrage en peu, mais je suis pou[r]tant de bon humeur. Salut.
que dites vous de Sapine?
Den Brief an Fröhlich siegelst Du wohl mit einer Oblate zu.
Laß Dir ja die Metakritik empfohlen seyn. Bemhardi’s Zögerung gibt einen hinlängl[ichen] Anlaß, sie ihm auf eine freundschaft[liche] Weise abzunehmen und es ist gar zu wichtig, daß er auf eine ordent[liche] Weise nach der Kunst massacrirt wird. –
Viele Grüße von Wilh[elm] und Doroth[ea]
Metadata Concerning Header
  • Date: Freitag, 21. März 1800
  • Sender: Friedrich von Schlegel · , Dorothea von Schlegel ·
  • Recipient: Friedrich Schleiermacher ·
  • Place of Dispatch: Jena · ·
  • Place of Destination: Berlin · ·
Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 25. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Höhepunkt und Zerfall der romantischen Schule (1799 ‒ 1802). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Hermann Patsch. Paderborn 2009, S. 78‒79.
Language
  • German

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