Jena, den 28ten März 1800
Hier steht alles ziemlich traurig und so mußt Du auch mit einem traurigen Brief zufrieden seyn. – Caroline ist noch krank, Dor[othea] noch gestört, und wir sind auch noch ohne Geld. – Fröhlich ist ein rechter Lumpenhund. Das sind ja offenbare Flausen, W[ilhelm] hat ihm im Gegentheil die Assignation auf den Bergrath Scheerer längst zurückgeschickt, weil dieser vier Wochen gar nicht antwortete, und dann noch Schwierigkeiten machte, und das Geld über Leipz[ig] auszuzahlen versprach. Fröhlich hat die Assign[ation] längst zurück erhalten und ist schuldig Dir das Ganze auszuzahlen; Du magst ihm, wenn er es noch nicht gethan, so grob darüber schreiben, als Du Laune hast und gut findest. Ich habe heute durchaus nicht Lust. – Von Dor[othea] werde ich wenigstens ein Verschen beylegen, woraus Du siehst, daß sie Deiner gedenkt, und daß sich ihre Laune nicht ganz unterdrücken läßt. Doch ist sie eigentlich trostlos, so gar nichts thun zu können. –
Uebrigens laß aber nur ja so bald und so viel an dem VIten Stück Athen[aeum] drucken als Fröhlich irgend will und kann. Ich schicke Dir dazu das Gedicht an die Deutschen von mir, und die Nacht von Hard[enberg]. Ist noch nichts abgedruckt, so laß mit dem ersten das ganze Stück anfangen. Sonst ist die Ordnung gleichgültig. Die Gedichte aus dem Griechischen und das von der Tieck laß auch nur gleich drucken, so sieht man wie viel es macht, und arbeitet nichts überflüßiges. –
Ich habe mich sehr gefreut, daß Du in den Plan des philos[ophischen] Journ[als] eingehst, mehr als ich heute sagen kann, über die Sache selbst und über die Gemeinschaftlichkeit. – Wenn ich bedenke, was ich seit vier fünf Jahren zur Philosophie zusammengehamstert habe, so sollte ich wohl den Muth haben, übers Jahr anzufangen, aber kaum wage ichs wenn Du nicht versprechen kannst, für das erste Stück das meiste zu thun. Hast Du, wie ich fast vermuthe, die Absicht, die Kritik der Moral hineinzugeben, so wird Dir dies nicht schwer werden. Auch über Spinosa und gegen Jacobi bedarf es ja nur einen kräftigen Anstoß bey Dir. – Nächstens mehr so wie auch über Plato’s Anordnung; die Du vorschlägst, enthält schöne Elemente zu einer Construction seines Geistes: ich suchte eigentl[ich] eine historische, und ich halte es nicht für unmöglich sie zu finden.
Lebe wohl theurer Freund. Gedichte mache ich immer noch genug, aber was hilft es, wenigstens für jetzt
Friedrich. –
[Dorothea Veit:]
Woher die Liebe sey, soll ich Dir sagen? –
Fragt so der Mann, der Religion uns lehrt,
Des Heilands Liebe kund thut, an Sonntagen,
Doch nie verrieth, warum er sie bescheert?
Es soll der Mensch, nicht nach dem Grunde fragen
Der Grund zur Liebe, ist oft gar verkehrt;
Doch bleibt sie selbst, Trost, Freude und Erbauung
Den frommen Jüngern, in der Weltanschauung.
Hier steht alles ziemlich traurig und so mußt Du auch mit einem traurigen Brief zufrieden seyn. – Caroline ist noch krank, Dor[othea] noch gestört, und wir sind auch noch ohne Geld. – Fröhlich ist ein rechter Lumpenhund. Das sind ja offenbare Flausen, W[ilhelm] hat ihm im Gegentheil die Assignation auf den Bergrath Scheerer längst zurückgeschickt, weil dieser vier Wochen gar nicht antwortete, und dann noch Schwierigkeiten machte, und das Geld über Leipz[ig] auszuzahlen versprach. Fröhlich hat die Assign[ation] längst zurück erhalten und ist schuldig Dir das Ganze auszuzahlen; Du magst ihm, wenn er es noch nicht gethan, so grob darüber schreiben, als Du Laune hast und gut findest. Ich habe heute durchaus nicht Lust. – Von Dor[othea] werde ich wenigstens ein Verschen beylegen, woraus Du siehst, daß sie Deiner gedenkt, und daß sich ihre Laune nicht ganz unterdrücken läßt. Doch ist sie eigentlich trostlos, so gar nichts thun zu können. –
Uebrigens laß aber nur ja so bald und so viel an dem VIten Stück Athen[aeum] drucken als Fröhlich irgend will und kann. Ich schicke Dir dazu das Gedicht an die Deutschen von mir, und die Nacht von Hard[enberg]. Ist noch nichts abgedruckt, so laß mit dem ersten das ganze Stück anfangen. Sonst ist die Ordnung gleichgültig. Die Gedichte aus dem Griechischen und das von der Tieck laß auch nur gleich drucken, so sieht man wie viel es macht, und arbeitet nichts überflüßiges. –
Ich habe mich sehr gefreut, daß Du in den Plan des philos[ophischen] Journ[als] eingehst, mehr als ich heute sagen kann, über die Sache selbst und über die Gemeinschaftlichkeit. – Wenn ich bedenke, was ich seit vier fünf Jahren zur Philosophie zusammengehamstert habe, so sollte ich wohl den Muth haben, übers Jahr anzufangen, aber kaum wage ichs wenn Du nicht versprechen kannst, für das erste Stück das meiste zu thun. Hast Du, wie ich fast vermuthe, die Absicht, die Kritik der Moral hineinzugeben, so wird Dir dies nicht schwer werden. Auch über Spinosa und gegen Jacobi bedarf es ja nur einen kräftigen Anstoß bey Dir. – Nächstens mehr so wie auch über Plato’s Anordnung; die Du vorschlägst, enthält schöne Elemente zu einer Construction seines Geistes: ich suchte eigentl[ich] eine historische, und ich halte es nicht für unmöglich sie zu finden.
Lebe wohl theurer Freund. Gedichte mache ich immer noch genug, aber was hilft es, wenigstens für jetzt
Friedrich. –
[Dorothea Veit:]
Woher die Liebe sey, soll ich Dir sagen? –
Fragt so der Mann, der Religion uns lehrt,
Des Heilands Liebe kund thut, an Sonntagen,
Doch nie verrieth, warum er sie bescheert?
Es soll der Mensch, nicht nach dem Grunde fragen
Der Grund zur Liebe, ist oft gar verkehrt;
Doch bleibt sie selbst, Trost, Freude und Erbauung
Den frommen Jüngern, in der Weltanschauung.