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Dorothea von Schlegel to Friedrich Schleiermacher

Jena den 2ten Juny 1800
Guter Freund hier sind die lezten Aushängebogen, verzehren Sie sie mit Gesundheit. Die Exemplare sind dermaßen samt und sonders nach Leipzig gegangen, daß nicht einmal für uns, eins ist hier geblieben; die Velin sind natürlich noch nicht fertig. Bohn kömt in diesen Tagen her, dann wird das Honorar sogleich erfolgen; bis dahin müßen Sie arm bleiben. Auch darin ist es hier leichter als in Berlin, man kann einige Tage, ja Wochen recht gut ohne Geld fertig werden, weil die Leute das Borgen gewohnt sind; man ist bey weitem nicht so ängstlich als in Berlin, wenn man auch einmal gar kein Geld hatt. Armer S[chleiermacher] wenn ich Ihnen nur etwas schicken könnte! nun Bohn kömt sehr bald, und gewiß wird er mit dem Gelde nicht aufhalten da er in allen andern Stücken so ordentlich ist.
Friedrich ist faul, darum schreibt er Ihnen heute nicht. Florentin ist beynah ganz abgeschrieben, der faule Mensch der Friedrich korrigirt mir immer die Fehler nicht aus den lezten Bogen, sonst wäre er schon ganz abgemacht, und ich könnte ihn Ihnen schicken; wenn es angeht, und Bohn es nicht mit nehmen will, so schick ich ihn Ihnen noch vorher. Es ist ein tolles Buch, ich bin aber recht neugierig ob es Ihnen und Jette gefallen wird.
Daß Sie an Hülsen geschrieben haben ist sehr gut, man muß doch gründlich davon unterrichtet seyn. Auch was Sie an Veit geschrieben haben war sehr gut. Ich schicke Ihnen hier einen Brief für ihn seyn Sie so gut, und lesen Sie ihn, dann besorgen Sie ihn. Was Sie nun zu meinem Besten in der Sache, mit ihm thun wollen, werden Sie nun am besten wissen. Sie sehen ich nähere mich dem großen Plan so nach und nach, fürs erste müßen wir uns die größten Schwierigkeiten gelind aus den Weg zu räumen suchen. Wollen Sie ihn nun etwas näheres darüber schreiben, so thun Sie es, mir zu Liebe vielleicht macht es Eindruck bey ihm, Friedrich thut besser ihn jezt noch nicht zu schreiben, man kann bey diesen Menschen gar nicht wissen wie er es aufnehmen würde. Auch den Brief an meine Mutter bitte ich Sie zu besorgen, ich habe ihr nichts geschrieben als allgemeine Freundlichkeiten, worauf sie mir wahrcheinlich gar nicht antworten wird, weil ich über die Hauptsache ein bedeutendes Stillschweigen beobachtet. Das thut aber weiter nichts so bin ich doch nicht die erste die die Korrespondenz wieder abbricht, und so war ich doch nicht grob gegen sie. Wenn Sie wollen so können Sie beyde Briefe an Mendelsohn geben daß er sie einschließt; Ich wünschte außerdem daß Sie die Güte für mich hätten, der Hinni einmal einen Besuch zu machen, und sie zu fragen in meinen Namen wie sich der kleine Alexander befindet, Joseph hat mir von Leipzig geschrieben daß er sehr krank sey, schreiben will ich ihr selbst mit nächsten, heute kann ich nicht.
Wie geht’s der armen Jette? wie sehr bedaur ich sie! es ist freylich schwer wenn man es nicht gewohnt ist, ohne weibliche Freundin zu leben, keiner weiß es besser als ich, und doch ist sie weit mehr darin zu beklagen als ich! Arme Liebe! wie sehr habe ich in diesen Tagen gewünscht daß du doch hier wärst, und die himmlische Luft, und die erfreuliche Gegend in dir sögest. Werde ich niemals wieder mit Jetten leben?
Brinkman ist ganz meiner Meinung, was die Jamben betrifft. Neulich vergaß ich es Ihnen nur zu schreiben, daß ich glaube Sie haben ganz unrecht zu glauben Sie könnten keine Verse machen; Sie stehen dicht davor, und können nur a toute jambe in die Jamben hinein springen so sind Sie darin. Mich hat es gleich frappirt, daß so wie Hülsens Naturbetrachungen Hexameter ohne Absatz sind, so sind die Monologen Jamben ohne Absatz.
Aber wo lebt Brinkman? und will er nie wieder mit mir in rapport kommen? so soll er es doch müßen wenn ich ihn meine Gedichte einmal schicke, schreiben Sie ihn das. Auch Henriette ist in tausend Aengsten um ihn.
Den kleinen Esel, daß ich die Beziehung im 4ten Monolog nicht sollte verstanden haben, schicke ich Ihnen wieder mit protest; denn ich habe es wohl verstanden. Und nun noch einen den ich Ihnen gehorsamst zueigne, weil Sie glauben eine Frau wird so gleich sagen daß sie das Verhältniß merkte, ohne besondere Erlaubniß; dieß war weibliche discretion! Also zwey für einen mit Ihrer gütigen Erlaubniß. Mich hat es im Herzen gefreut dieses schöne Verhältniß, Sie übersinnlicher sinnlicher Freyer! aber fragen Sie die G[runow] einmal im Vertraun ob nicht die prosaische Wirklichkeit, recht wie Wagner grade in der höchsten Begeistrung, mit ein albernes Gesicht und in die Schlafmütze dazwischen leuchtet; ob sie dann nie ausruft: O Tod das ist mein Famulus!
Ich schreibe dummes Zeug wie Sie sehen ich will auch nur aufhören, denn Madame Paulus ist so eben gekommen, wir wollen spazieren gehen. Ist Jean Paul bey Ihnen gewesen?
Sanders waren hier, und du böse Jette bist nicht mitgekommen.
Daß Sie gute Briefe schreiben ist gewiß und wahrhaftig wahr; die Meisten machen einen ganz rein freudigen Eindruck[.]
Geben Sie doch Karln den Brief für die Levy mit. Sie wollte herkommen, und nun schreibt sie nicht, ob sie noch kömt oder nicht.
Salut et amitié
grüßen Sie doch meinen Jonas herzlich von mir
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  • Schlegel, Dorothea von  grüßen  Veit, Johannes
Metadata Concerning Header
  • Date: Montag, 2. Juni 1800
  • Sender: Dorothea von Schlegel ·
  • Recipient: Friedrich Schleiermacher ·
  • Place of Dispatch: Jena · ·
  • Place of Destination: Berlin · ·
Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 25. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Höhepunkt und Zerfall der romantischen Schule (1799 ‒ 1802). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Hermann Patsch. Paderborn 2009, S. 117‒119.
Language
  • German

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