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Novalis to Friedrich von Schlegel

Weißenfels: den 18ten Junius.
Seit vorgestern bin ich erst wieder hier – daher so spat die Antwort. Heute nur in Eil, daß ihr mir herzlich auf den Freytag oder Sonnabend willkommen seyd, besonders da ich gerade jezt zu Hause seyn kann, indem ich späterhin wieder verreise. Mündlich mehr. Grüße Wilhelm herzlich, und Tieks, sowie Ritter. Deinen Tadel fühl’ ich völlig – diese Ungeschicklichkeit in Übergängen, diese Schwerfälligkeit in der Behandlung des wandelnden und bewegten Lebens ist meine Hauptschwierigkeit. Geschmeidige Prosa ist mein frommer Wunsch. Der 2te Theil wird der Commentar des Ersten. Die Antipathie gegen Licht und Schatten, die Sehnsucht nach klaren, heißen, durchdringenden Aether, das Unbekanntheilige, die Veste, in Sofieen, die Vermischung des Romantischen aller Zeiten, der Petrificirende und Petrificirte Verstand, Arctur, der Zufall, der Geist des Lebens, Einzelne Züge blos, als Arabesken – so betrachte nun mein Märchen. Der 2te Theil wird schon in der Form weit poetischer, als der Erste. Die Poesie ist nun geboren. Ich freue mich euch zu sehn unbeschreiblich. Alle grüßen euch. Dein
Freund Hardenberg.
Metadata Concerning Header
  • Date: Mittwoch, 18. Juni 1800
  • Sender: Novalis ·
  • Recipient: Friedrich von Schlegel ·
  • Place of Dispatch: Weißenfels · ·
  • Place of Destination: Jena · ·
Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 25. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Höhepunkt und Zerfall der romantischen Schule (1799 ‒ 1802). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Hermann Patsch. Paderborn 2009, S. 127.
Language
  • German

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