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Friedrich von Schlegel to Clemens Brentano

Jena den 5tenJul[ius] 1800
Wir haben uns sehr gefreut, daß Sie Sich in Ihrem Sommerlogis an uns erinnert haben. Dieß gilt auch für Mad[ame] Veit, die durch den Pyrmonter verhindert wird, heute zu schreiben[.] Sie können also denken, daß Sie Ihnen nicht wenig zu schreiben hat.
Sehr gut ist es daß Sie wissen wollen, wo wir den Winter seyn werden, um vielleicht auch da zu seyn. Nur hat leider beschlossen werden müssen, daß wir nicht in dem schönen Dresden uns ansiedeln sondern in dem alten Jena vors erste bleiben wollen. Es wäre gut wenn Sie wiederkämen. Ich glaube aber Sie werden es nicht thun, sondern haben im Gegentheil einen recht vernünftigen Streich im Sinne, etwa in alle Welt zu gehn oder d[e]rgl[eichen].
Ich denke mir Sie in Altenburg gleichsam ganz eingeschlossen und umdrängt wie von Milchsatten, aus denen Sie so viel von dem süßesten Mädchenteig schöpfen und schmausen können als Ihnen beliebt; und doch sind Sie wenn ich nicht irre, nach Ihrer Weise eher nachdenklich als lustig. Das letzte würde ich im höchsten Grade seyn wenn ich mir bey Ihrem Schmause eine Güte thun könnte. Ja ich würde mit dem größesten Kochlöffel beyde Backen so voll stopfen von der Süßigkeit bis ich mir selbst ganz von Milch schiene und dabey ausschweifend lustig. Denn solche gelinde Reize haben eine sehr erfrischende Wirkung auf mich. Ich hätte wohl den Einfall gehabt und ausgeführt um doch einmal etwas zu haben und auszuführen: aber man ist an so tausend Fäden gebunden, und hat dann noch den Aerger daß es aeußerlich so aussieht als wäre man frey.
Seit Sie weg sind, habe ich Mad[ame] Mereau einigemal gesehn. Ihr liebliches Wesen hat einen sehr angenehmen Eindruck auf mich gemacht. Ich möchte Sie in dieser Rücksicht nennen, wie Buonap[arte] den Massena ehedem – l’enfant de la fortune. – Interessanter ists mir daß sie inniger Zutrauen zu mir zu haben scheint; ich hätte sagen sollen bisweilen, denn bisweilen scheint sichs auch wieder zu verziehen.
Ahmen Sie Ihr hierin ja nicht nach, lieber Brentano, sondern geben Sie mir den ersten Beweis Ihrer Freundschaft dadurch daß Sie mir über Ihr Verhältniß und Ihren Plan die volle Wahrheit bekennen – damit ich weiß wo Sie künftigen Winter sind und ob wir Ihre Gesellschaft haben werden[.]
Ihr Freund Friedr. Schl.
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Metadata Concerning Header
  • Date: Samstag, 5. Juli 1800
  • Sender: Friedrich von Schlegel ·
  • Recipient: Clemens Brentano ·
  • Place of Dispatch: Jena · ·
  • Place of Destination: Altenburg (Thüringen) · ·
Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 25. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Höhepunkt und Zerfall der romantischen Schule (1799 ‒ 1802). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Hermann Patsch. Paderborn 2009, S. 135‒136.
Language
  • German

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