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Novalis to Friedrich von Schlegel

Weißenfels: den 28sten Julius. 1800.
Du hast mir eine sehr traurige Nachricht geschrieben. Wilhelm dauert mich am Meisten. Hat ihr Tod einen Zusammenhang mit Karolinens Geschichte? Du schreibst mir nicht deutlich darüber. Auguste war ein liebes, schönes Mädchen. Die hellen Farben und der schlanke Wuchs kündigten das frühe Hinscheiden wohl an. Sie wäre sehr reitzend geworden. Der Himmel hat sich Ihrer angenommen, da Ihre Mutter sie verließ und ihr Vater sie hingab. Eben auf der Schwelle der Welt mußte sie umkehren. Sie ist einem trüben Schicksal entgangen, und laß ihr uns glückwünschen und uns freuen, daß sie ein reines, jugendliches Andenken von dieser Welt noch mitnahm.
Der Frieden ihrer Seele komm auf Wilhelm. Für die Mutter ist es eine ernste Warnung. Ein solches Kind läßt sich nicht so leicht, wie ein Liebhaber, erhalten. Sie ist nun ganz frey, ganz isolirt. Ich zweifle, daß Sie es so nimmt, wie es zu nehmen wäre. Die Eitelkeit ist ein unsterbliches Kind.
Ich kann, so gern ich auch wollte, jezt nicht zu Dir kommen. In wenig Tagen muß ich in die Gegend von Magdeburg reisen, und dann gleich nach Dresden.
Empfiehl mich an Madame Veit. Dein
Freund
Fridrich vHbg.
Metadata Concerning Header
  • Date: Montag, 28. Juli 1800
  • Sender: Novalis ·
  • Recipient: Friedrich von Schlegel ·
  • Place of Dispatch: Weißenfels · ·
  • Place of Destination: Jena · ·
Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 25. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Höhepunkt und Zerfall der romantischen Schule (1799 ‒ 1802). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Hermann Patsch. Paderborn 2009, S. 148.
Language
  • German

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