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Friedrich von Schlegel, Dorothea von Schlegel to Friedrich Schleiermacher

Du hast wohl Recht, ängstlich ungeduldig und alles andre der Art zu seyn; gut ist es nur daß es eben nicht Deine Art ist dergl[eichen] zu seyn. – Von unsern Landparthien weißt Du schon, auch von unsern Planen für den Winter. Das wichtigste und das beste bleibt der[:] Du selbst. Wir müssen Dich wiedersehn und zwar wir und hier in unserm neuen Kreise. – Ich kann Dir nicht sagen, wie es mich erquickt wenn ich in Deinem Briefe etwas zur Bestätigung der Gewißheit Deiner Herkunft finde. Ich suche jedesmal danach, auch kann mir keine Gewißheit gewiß genug seyn; fahre daher fort das schon bestätigte immer von neuem zu bestätigen.
Es wäre gut Du hättest den Brief an W[ilhelm] erst an mich geschickt, so wüßte ich nun auch alles was ich zu wissen brauche.
Indessen hats doch eigentlich keine Eil damit. Was den Plato betrifft, so möchte ich Dich auch heute noch nur provisorisch abfinden, weil ich mein System von Hypothesen gern in Masse geben wollte und jetzt so mit Leib und Seele in und an der Lucinde bin. – Ist meine Hypothese die richtige so wäre die Folge für den Anfang so: Phaedrus, Parmenides, Protagoras, und wäre dann noch Raum, so kämen einige der kleinen daran Euthyphron, Theages, Krito. Nun fragt sichs, ob Du diese Anordnung zugeben könntest, ohne dadurch Dir für die Folge etwas zu vergeben, und was Du von den drey ersten großen zu übersetzen wählen würdest?
Ich habe nun auch die Mnemosyne gelesen. Bis jetzt sind es nur Hülsens Hülsen, eigentlich nicht einmal das; höchstens könnte man es von dem Berger sagen, übrigens die schlechteste Gesellschaft, die es in irgend einer gedruckten Tabagie geben kann. – Dieser B[erger] ist Hülsens Milchbruder besonders an der Milch fehlt es ihm nicht, er könnte der Tieckschen Schwester etwas abgeben; doch hat er einen Ansatz zum Tieck, die Blümchen und Schäfchen am Abhange machen sich nun so zwischen der reinen Ewigkeit, die Hülsen immer einschenkt, drollig genug.
Dor[othea] will wissen ob die Singstunde noch fortdauert? –
Wilhelm bringt Karolinen nach Braunschw[eig]. Hoffentlich kommt diese nicht wieder[.] Wäre W[ilhelm] nur erst frey. –
Von Deinen Briefen über die Luc[inde] soll ich Bohn eine Anzeige schicken für den Corresp[ondenten] und das Intell[igenz] Bl[att].
Du hast etwas mit Doroth[ea] gehadert über den Florentin. Eigentlich war ich daran Schuld, weil es immer nahe dabey war, daß der Druck anfangen sollte, auch hie und da mannichmal noch etwas nachgesehn und überlegt oder corrigirt wurde. Aber heilig verspreche ich Dir Aushängebogen.
Noch bitte ich Dich nie einen andern Menschen in d[em] Stuhl sitzen zu lassen Dich selbst ausgenommen.
Was sagst Du denn zu meinem Gedicht An Ritter?
[Dorothea Veit:]
So eben habe ich in der L[i]t[eratur]z[eitun]g gefunden daß Fasch schon seit 4 Wochen todt ist, und Sie haben mir es nicht einmal geschrieben!
Metadata Concerning Header
  • Date: Freitag, 5. September 1800
  • Sender: Friedrich von Schlegel · , Dorothea von Schlegel ·
  • Recipient: Friedrich Schleiermacher ·
  • Place of Dispatch: Jena · ·
  • Place of Destination: Berlin · ·
Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 25. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Höhepunkt und Zerfall der romantischen Schule (1799 ‒ 1802). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Hermann Patsch. Paderborn 2009, S. 172‒173.
Language
  • German

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