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Dorothea von Schlegel to Friedrich Schleiermacher

J. 17ten Nov. 1800
Gott mag wißen welche Buchdruckerpolitik es seyn mag, einem auf den letzten Bogen 14 Tage warten zu lassen! Doch hier ist es endlich sammt und sonders. Das Gedicht an meinen Geburtstag von F[riedrich] schreibe ich Ihnen nächstens ab, denn ich bin heute nicht ganz wohl, und sitze hier neben meiner kleinen Paulus, die auch nicht wohl ist, und die auf dem Sopha ausgestreckt liegt; aus dem Schreiben wird also heute nicht viel, Friedrich hat Ihnen aber selber geschrieben. Von Falks Taschenschweinerey habe ich nichts gesehen als die in Kupfer gestochne Karrikatur, diese Ansicht hat mich genugsam gewarnt, die gedruckte nicht weiter zu beleuchten. Gott bewahre wer wird dergleichen ordentlich lesen! Werden Sie etwas gegen diesen allgemeinen Lumpenhund thun? doch nicht! wegen Jetten ärgere ich mich nur, und zwar nicht so ihrentwegen als wegen der Dinge die sie von Herz darüber hören muß.
Die Menschen hier neben mir, Friedrich mit eingerechnet machen einen solchen Lärm daß ich kein gescheutes Wort schreiben kann. Freuen Sie sich nur darauf, daß ich Ihnen bald wieder schreibe, und zwar recht hübsch. Aber Aufträge muß ich Ihnen geben, davon rettet Sie kein Gott, und keine Predigt; und zwar für unsre liebe Paulusens. Sie werden es desto lieber besorgen, wenn ich Ihnen sage, daß ich mich kaum mehr sehne Sie hier zu sehen, als die kleine Paulus[;] neulich träumte sie sogar daß Sie hier wären! Nun möchte diese liebe Paulus so gern Teltowsche Rüben essen, und läßt mir keine Ruhe ich soll ihr welche aus Berlin verschaffen, kaufen Sie also, oder tragen Sie es einer Ihrer weiblichen Bekannten auf, einen Scheffel solcher Rüben zu kaufen, sie in eine Tonne zu packen, und auf der Fracht, unter meiner addresse herzuschicken, das Geld dafür schicke ich Ihnen gleich baar. Sie machen sich einer prächtigen kleinen Frau damit verbindlich. Zugleicher Zeit und mit demselben Frachtmann, könnte mir ja auch wohl Jetten ihre Büste geschickt werden, nach der ich mich sehne. Und nun noch eins, könnten Sie mir wohl irgend eine Hebräische merkwürdigkeit verschaffen, die ich dem Paulus zum Weihnachten geben könnte? es darf so gering seyn als es immer will und muß nicht theuer seyn, das Ganze ist auf einen Scherz angesehen wie Sie leicht denken können. Ueber Ritter soll ich Ihnen schreiben? ich kann ihn Ihnen mit nichts vergleichen als mit einer Elektrischen Feuermaschine, an der man nur die stille Künstlichkeit bewundert, und eben nichts gleich wahrnimmt als das klare Wasser, wer sie aber versteht bringt auf den leisesten Druck eine schöne Flamme hervor; übrigens ist er auch wie der erste Brief in der Luzinde, Schelmerey und Andacht, und Eßen und Gebet alles untereinander.
Jetten zehn mal hundert Grüße, auf ihren freundlichsten Brief antworte ich mit nächster Post, so Ihnen auch noch auf manches.
Den Florentin behalten Sie für sich, und geheim, bis Sie Velin erhalten, dann lassen Sie ihn sauber binden, und geben ihn an Veit in meinen Namen.
Leben Sie wohl, strengen Sie alles an und kommen Sie her, es ist hübsch hier, hat denn Jette keinen Lotteriezettel genommen? man hört ja nichts.
Paulussens und Ritter empfehlen sich Ihnen aufs freundlichste.
Friedrich trägt mir auf Ihnen zu schreiben daß er in der nächsten ruhigen Stunde die Ankündigung der Monologen gewiß machen wird.
Dorothea
Metadata Concerning Header
  • Date: Montag, 17. November 1800
  • Sender: Dorothea von Schlegel ·
  • Recipient: Friedrich Schleiermacher ·
  • Place of Dispatch: Jena · ·
  • Place of Destination: Berlin · ·
Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 25. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Höhepunkt und Zerfall der romantischen Schule (1799 ‒ 1802). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Hermann Patsch. Paderborn 2009, S. 199‒200.
Language
  • German

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