J. 17ten Januar 1801.
Sie sind wohl so gütig liebster Freund und vertheilen die Exemplare. Zu dem Paket an Veit legen Sie noch das Exemplar hinzu was ich Ihnen zuerst geschickt. Das Paket für Henrietten dürfen Sie nur der Banquiere Levi schikken, mit der Bitte es gelegentlich zu besorgen. Die beyden Velin gehören Ihnen und Jetten. Fromman hat sehr darum gebeten es nicht herum zu leihen bis Bohn die Exemplare verschickt hat. – Ich habe recht gelacht wie ich das närrische Buch auf Velin sah, und sein zweyter Theil muß sich unterdessen jämmerlich plagen eh er ans Tagslicht kömt. Ueber die schönen Sonette habt ihr bösen Menschen auch nicht ein sterbens Wörtchen geschrieben! –
Verwirrung in der Gesundheit? die haben wir auch. im Beutel? die haben wir auch. in den bürgerlichen Verhältnissen? auch daran kann es uns nicht fehlen. und doch sind wir vergnüger als Sie unser Freund es scheinen zu seyn; und doch ist es wieder eben dieser Freund der mich so vorzüglich lehrte allen dergleichen Verwirrungen ungeachtet und sie vernichtend vergnügt zu seyn. also werde ich glauben müßen daß doch noch eine andre größere tiefere Verwirrung an Ihrer Verdrüßlichkeit Schuld ist als die gezählten! Was ist Ihnen lieber Schleyer? o wären Sie hier könnten Sie hier mit uns leben! wie ganz anders, wie viel leichter werden einem die Fatalitäten hier zu ertragen als in B[erlin]! Aber ich verzeihe Ihnen nicht daß Sie gar nichts schreiben von dem was Sie beunruhigt. Erinnern Sie sich wie Sie mich um Facta quälten!
Wilhelm ist immer noch nicht hier, erwähnt Car[oline] nur ganz nebenher in seinen Briefen, und beobachtet über alles was seine Pläne betrifft das tiefste Schweigen wir wissen also nicht ob Car[oline] mit kömt oder nicht. In der Stadt heißt es so; andre sagen aber sie reißte direkt mit Wilhelm nach Berlin! welches wir aber weniger glauben als daß sie mit ihm herkömt und hier das Schauspiel der zärtlichen Gattin und unglücklichen Mutter wieder giebt, daß sie zur Konfusion und zum Erstaunen aller Theegesellschaften, in Bamberg[,] in Gotha, in Göttingen, und in Braunschweig soll gegeben haben. – Wilhelm ist ein wunderlicher Mensch, ich werde ihn nie verstehen; ich bin es überzeugt, und habe den stärksten Glauben, daß er sehr etwas Edeles im Innersten Herzen trägt, aber man wird oft sehr irre an ihn. Meines Bedünkens ist er der objektivste Dichter; denn ihn selbst aus seinen Gedichten kennen zu lernen wird man umsonst versuchen ... dieses müßte dann selbst die Subjektivität darin seyn – – Eigentlich bin ich ein bischen böse auf ihn daher alle diese Ausfälle.
Lieber Schleyer: wenn Sie noch etwas auf mich halten, so meliren Sie sich in keine Recensionsanstalt, und rathen Sie auch den Friedrich nicht dazu; ich hasse dieses ganze Wesen; und mein nächstes Gedicht soll wo möglich diesen meinen Haß aussprechen. Gestern hat der Philipp ein Wort darüber gesagt das mich herzin[n]iglich erfreute. Er tobte nemlich im Zimmer umher, und da ich ihn nun deutlich machte daß wenn er lärmt so stört er mich im Arbeiten und wenn ich schlecht arbeite, so werde ich schlecht recensirt; so fragte er natürlich was recensirt sey? ich sagte ihm der Hofrath Schütz schriebe eine Zeitung, darin mache er jedem Schande, der ein Buch schreibt daß ihm nicht gefällt und daß nennt man recensirt! Sey doch gescheut! sagte Philipp, und gräme dich darum nicht, thut das der Hofrath S[chütz] so schreibe du auch eine Zeitung, und sage darinn der Hofrath S[chütz] verstände nichts davon! damit ist die Schande aus. – Sagen Sie selbst, ist dies nicht der Inbegriff aller Recensions Anstalten, und kann man gründlicher darüber urtheilen? Eure Konjekturen über den Plato, und die Uebersetzung dazu das ist die beste Recension!
adieu ich habe heute noch eine Million Briefe zu schreiben. Empfehlen Sie mich Eleonoren
Dorothea.
Wie geht es denn Tiecks?
Ich schlage so eben den Florentin auf, und finde unter andern nicht hübschen Druckfehlern auf Seite 309 statt versteinerndem Krystall versteinertem; das ärgert mich[.]
Ich bitte Sie nochmals lieber S[chleiermacher] nicht zu vergessen das Exemplar vom F[lorentin] an Veit mitzuschicken, nebst dem hiebey folgenden Paket[.] Friedrich will es nicht leiden daß ich die Briefe bey den Paketen einsiegle, ich muß Sie also bitten die Briefe nach ihrer Addresse den Büchern beyzusiegeln ich bedaure Ihre Mühe –
Sie sind wohl so gütig liebster Freund und vertheilen die Exemplare. Zu dem Paket an Veit legen Sie noch das Exemplar hinzu was ich Ihnen zuerst geschickt. Das Paket für Henrietten dürfen Sie nur der Banquiere Levi schikken, mit der Bitte es gelegentlich zu besorgen. Die beyden Velin gehören Ihnen und Jetten. Fromman hat sehr darum gebeten es nicht herum zu leihen bis Bohn die Exemplare verschickt hat. – Ich habe recht gelacht wie ich das närrische Buch auf Velin sah, und sein zweyter Theil muß sich unterdessen jämmerlich plagen eh er ans Tagslicht kömt. Ueber die schönen Sonette habt ihr bösen Menschen auch nicht ein sterbens Wörtchen geschrieben! –
Verwirrung in der Gesundheit? die haben wir auch. im Beutel? die haben wir auch. in den bürgerlichen Verhältnissen? auch daran kann es uns nicht fehlen. und doch sind wir vergnüger als Sie unser Freund es scheinen zu seyn; und doch ist es wieder eben dieser Freund der mich so vorzüglich lehrte allen dergleichen Verwirrungen ungeachtet und sie vernichtend vergnügt zu seyn. also werde ich glauben müßen daß doch noch eine andre größere tiefere Verwirrung an Ihrer Verdrüßlichkeit Schuld ist als die gezählten! Was ist Ihnen lieber Schleyer? o wären Sie hier könnten Sie hier mit uns leben! wie ganz anders, wie viel leichter werden einem die Fatalitäten hier zu ertragen als in B[erlin]! Aber ich verzeihe Ihnen nicht daß Sie gar nichts schreiben von dem was Sie beunruhigt. Erinnern Sie sich wie Sie mich um Facta quälten!
Wilhelm ist immer noch nicht hier, erwähnt Car[oline] nur ganz nebenher in seinen Briefen, und beobachtet über alles was seine Pläne betrifft das tiefste Schweigen wir wissen also nicht ob Car[oline] mit kömt oder nicht. In der Stadt heißt es so; andre sagen aber sie reißte direkt mit Wilhelm nach Berlin! welches wir aber weniger glauben als daß sie mit ihm herkömt und hier das Schauspiel der zärtlichen Gattin und unglücklichen Mutter wieder giebt, daß sie zur Konfusion und zum Erstaunen aller Theegesellschaften, in Bamberg[,] in Gotha, in Göttingen, und in Braunschweig soll gegeben haben. – Wilhelm ist ein wunderlicher Mensch, ich werde ihn nie verstehen; ich bin es überzeugt, und habe den stärksten Glauben, daß er sehr etwas Edeles im Innersten Herzen trägt, aber man wird oft sehr irre an ihn. Meines Bedünkens ist er der objektivste Dichter; denn ihn selbst aus seinen Gedichten kennen zu lernen wird man umsonst versuchen ... dieses müßte dann selbst die Subjektivität darin seyn – – Eigentlich bin ich ein bischen böse auf ihn daher alle diese Ausfälle.
Lieber Schleyer: wenn Sie noch etwas auf mich halten, so meliren Sie sich in keine Recensionsanstalt, und rathen Sie auch den Friedrich nicht dazu; ich hasse dieses ganze Wesen; und mein nächstes Gedicht soll wo möglich diesen meinen Haß aussprechen. Gestern hat der Philipp ein Wort darüber gesagt das mich herzin[n]iglich erfreute. Er tobte nemlich im Zimmer umher, und da ich ihn nun deutlich machte daß wenn er lärmt so stört er mich im Arbeiten und wenn ich schlecht arbeite, so werde ich schlecht recensirt; so fragte er natürlich was recensirt sey? ich sagte ihm der Hofrath Schütz schriebe eine Zeitung, darin mache er jedem Schande, der ein Buch schreibt daß ihm nicht gefällt und daß nennt man recensirt! Sey doch gescheut! sagte Philipp, und gräme dich darum nicht, thut das der Hofrath S[chütz] so schreibe du auch eine Zeitung, und sage darinn der Hofrath S[chütz] verstände nichts davon! damit ist die Schande aus. – Sagen Sie selbst, ist dies nicht der Inbegriff aller Recensions Anstalten, und kann man gründlicher darüber urtheilen? Eure Konjekturen über den Plato, und die Uebersetzung dazu das ist die beste Recension!
adieu ich habe heute noch eine Million Briefe zu schreiben. Empfehlen Sie mich Eleonoren
Dorothea.
Wie geht es denn Tiecks?
Ich schlage so eben den Florentin auf, und finde unter andern nicht hübschen Druckfehlern auf Seite 309 statt versteinerndem Krystall versteinertem; das ärgert mich[.]
Ich bitte Sie nochmals lieber S[chleiermacher] nicht zu vergessen das Exemplar vom F[lorentin] an Veit mitzuschicken, nebst dem hiebey folgenden Paket[.] Friedrich will es nicht leiden daß ich die Briefe bey den Paketen einsiegle, ich muß Sie also bitten die Briefe nach ihrer Addresse den Büchern beyzusiegeln ich bedaure Ihre Mühe –