Jena den 21ten Sept 1801.
Es ist nur gut, daß Du endlich wenigstens etwas befriedigt bist in Rücksicht der Karolinischen Händel und uns nicht mehr so unbedingt Unrecht giebst. Denn wenn man gleich nicht zürnen darf, daß Du aus Furcht ungerecht gegen das böse Princip zu sein, des Guten am Bösen oft zu viel thust, weil Du nun einmal so bist, gegen Dich wie gegen andre; so ist doch eine Mißbilligung (die leicht durch solche Unbilligung aus Uebergerechtigkeit entsteht) in der Entfernung hinreichend, nicht mehr bloß zum Schein zu entfernen. – Ich bin aber nun fast müde noch mehr davon zu schreiben. Den Brief an Charl[otte] würde ich noch schreiben, wenn es noch ungeschehn wäre; das ist das einzige was ich jezt darüber sagen kann. Mündlich aber denke ich wollte ich auch Dich glaube ich wohl überzeugen daß es Recht war.
Du wirst bald einen Besuch erhalten von einem Dr.Vermehren von hier der Dich sehr verehrt, und dem Du es nicht verwehren wirst, Dir viel von mir zu erzählen. In dieser Rücksicht glaubt’ ich würdest Du ihn gewiß freundschaftlich aufnehmen, und ich zweifle auch nicht daß Du unter manchem Verkehrten bald die grade Redlichkeit im Grunde seines Wesens entdecken und Dich nach Deiner Art daran freuen wirst. Ist er schon bei Dir gewesen und mit Dir bekannt, so grüße ihn recht herzlich von mir und sage ihm, ich freute mich sehr auf seine Wiederkunft.
Dor[othea] hat eine Bitte an Dich. Sie will durchaus ein kleines Werkchen Memoires der Margarethe von Valois übersetzen, der ersten Gemahlin Heinrich des IV. Es ist romanceähnlich interessant wie weibliche Confessions, und da sie eine so politisch bedeutende Person war, selbst als historische Urkunde wichtig; auch ists noch nicht übersezt. In beiden Rücksichten soll es gehörig ausgestattet werden indem man eine gute Biographie derselben zugl[eich] mit übersetzen wird, und der Styl der berühmten Verfasserin des Flor[entin] gewiß nicht zur geringen Empfehlung dienen kann. Das Ganze wird ungefähr nur 16–20 Bogen betragen und dieß ist der Hauptgrund warum ich mich nicht dagegen opponire da sie ganz gegen meinen Wunsch aufs Uebersetzen so erpicht ist[.]
[Dorothea Veit:] Ach was erpicht! ich dächte gar – ich möchte gern sehr geschwind und etwas leicht Geld verdienen, und die memoiren sind ganz scharmant dazu eingerichtet. Sehen Sie zu lieber S[chleiermacher] daß Sie sie verkaufen, natürlich keine Zeit festgesetzt. adieu seyn Sie uns nur wieder gut. Dorothea. [Friedrich Schlegel:] Dor[othea] hat ihr Auge auf die Realschulbuchhandlung geworfen, aber 1 L[ouis]d[’or] oder doch 5 T[haler] wünscht sie aus dringendem Grunde dafür zu bekommen. Nun denn antworte auf diesen Punkt ja recht bald.
Was Du über unsre Char[akteristiken] sagen wirst bin ich sehr begierig zu sehn.
Mit schwerem Herzen schicke ich Dir die Platonica, die Du verlangt. Aber ich rechne sicher darauf, daß ich sie gleich wieder erhalte. Ich hätte große Lust Wilh[elm] nach Berlin auf 3–4 Wochen zu begleiten, einzig Deinetwegen und des Plato. Es wäre das kürzeste Mittel uns zu verständigen, auch würde ich dann dort den Rest fertig machen. – Weißt Du wohl, daß wir nun auch ernstlich gleich mit an den 2ten Theil denken müssen. (Für den 3ten denke ich wird uns Fromm[an]n desto mehr Zeit lassen!) Habe doch immer nur diese 2 Bände nicht das ganze noch ungewisse und wenn auch gewisse doch gar nicht so eilige Werk in Augen. Für diese 2 Bände aber sei mein Helfer Schutz und Rather. Selbst meiner häuslichen Existenz bin ichs schuldig, andre Arbeiten nicht aus den Augen zu setzen, da doch fast alles andre besser bezahlt wird als die Weisheit. Wähle nun zwischen dem Phaedon oder den kleinen Dialogen Krito, Eutyphron, (*Theages, Apologie*), oder schreibe Deine Gedanken über die fernere Anordnung.
Könntest Du doch kommen, das wäre noch viel besser
Friedrich.
Wegen Deines Namens auf d[em] Titel habe ich Dir doch schon geantwortet? – Das war wirklich wunderlich von Dir daß Du Dich darüber gewundert hast, da es Dir anfangs nicht Recht war daß ich Dich nicht gleich in der Ankündigung mit genannt hatte.
Es ist nur gut, daß Du endlich wenigstens etwas befriedigt bist in Rücksicht der Karolinischen Händel und uns nicht mehr so unbedingt Unrecht giebst. Denn wenn man gleich nicht zürnen darf, daß Du aus Furcht ungerecht gegen das böse Princip zu sein, des Guten am Bösen oft zu viel thust, weil Du nun einmal so bist, gegen Dich wie gegen andre; so ist doch eine Mißbilligung (die leicht durch solche Unbilligung aus Uebergerechtigkeit entsteht) in der Entfernung hinreichend, nicht mehr bloß zum Schein zu entfernen. – Ich bin aber nun fast müde noch mehr davon zu schreiben. Den Brief an Charl[otte] würde ich noch schreiben, wenn es noch ungeschehn wäre; das ist das einzige was ich jezt darüber sagen kann. Mündlich aber denke ich wollte ich auch Dich glaube ich wohl überzeugen daß es Recht war.
Du wirst bald einen Besuch erhalten von einem Dr.Vermehren von hier der Dich sehr verehrt, und dem Du es nicht verwehren wirst, Dir viel von mir zu erzählen. In dieser Rücksicht glaubt’ ich würdest Du ihn gewiß freundschaftlich aufnehmen, und ich zweifle auch nicht daß Du unter manchem Verkehrten bald die grade Redlichkeit im Grunde seines Wesens entdecken und Dich nach Deiner Art daran freuen wirst. Ist er schon bei Dir gewesen und mit Dir bekannt, so grüße ihn recht herzlich von mir und sage ihm, ich freute mich sehr auf seine Wiederkunft.
Dor[othea] hat eine Bitte an Dich. Sie will durchaus ein kleines Werkchen Memoires der Margarethe von Valois übersetzen, der ersten Gemahlin Heinrich des IV. Es ist romanceähnlich interessant wie weibliche Confessions, und da sie eine so politisch bedeutende Person war, selbst als historische Urkunde wichtig; auch ists noch nicht übersezt. In beiden Rücksichten soll es gehörig ausgestattet werden indem man eine gute Biographie derselben zugl[eich] mit übersetzen wird, und der Styl der berühmten Verfasserin des Flor[entin] gewiß nicht zur geringen Empfehlung dienen kann. Das Ganze wird ungefähr nur 16–20 Bogen betragen und dieß ist der Hauptgrund warum ich mich nicht dagegen opponire da sie ganz gegen meinen Wunsch aufs Uebersetzen so erpicht ist[.]
[Dorothea Veit:] Ach was erpicht! ich dächte gar – ich möchte gern sehr geschwind und etwas leicht Geld verdienen, und die memoiren sind ganz scharmant dazu eingerichtet. Sehen Sie zu lieber S[chleiermacher] daß Sie sie verkaufen, natürlich keine Zeit festgesetzt. adieu seyn Sie uns nur wieder gut. Dorothea. [Friedrich Schlegel:] Dor[othea] hat ihr Auge auf die Realschulbuchhandlung geworfen, aber 1 L[ouis]d[’or] oder doch 5 T[haler] wünscht sie aus dringendem Grunde dafür zu bekommen. Nun denn antworte auf diesen Punkt ja recht bald.
Was Du über unsre Char[akteristiken] sagen wirst bin ich sehr begierig zu sehn.
Mit schwerem Herzen schicke ich Dir die Platonica, die Du verlangt. Aber ich rechne sicher darauf, daß ich sie gleich wieder erhalte. Ich hätte große Lust Wilh[elm] nach Berlin auf 3–4 Wochen zu begleiten, einzig Deinetwegen und des Plato. Es wäre das kürzeste Mittel uns zu verständigen, auch würde ich dann dort den Rest fertig machen. – Weißt Du wohl, daß wir nun auch ernstlich gleich mit an den 2ten Theil denken müssen. (Für den 3ten denke ich wird uns Fromm[an]n desto mehr Zeit lassen!) Habe doch immer nur diese 2 Bände nicht das ganze noch ungewisse und wenn auch gewisse doch gar nicht so eilige Werk in Augen. Für diese 2 Bände aber sei mein Helfer Schutz und Rather. Selbst meiner häuslichen Existenz bin ichs schuldig, andre Arbeiten nicht aus den Augen zu setzen, da doch fast alles andre besser bezahlt wird als die Weisheit. Wähle nun zwischen dem Phaedon oder den kleinen Dialogen Krito, Eutyphron, (*Theages, Apologie*), oder schreibe Deine Gedanken über die fernere Anordnung.
Könntest Du doch kommen, das wäre noch viel besser
Friedrich.
Wegen Deines Namens auf d[em] Titel habe ich Dir doch schon geantwortet? – Das war wirklich wunderlich von Dir daß Du Dich darüber gewundert hast, da es Dir anfangs nicht Recht war daß ich Dich nicht gleich in der Ankündigung mit genannt hatte.