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Friedrich von Schlegel to Clemens Brentano

Jena den 26ten Novemb 1801
Es freut mich daß Sie mir einmal wieder ein Zeichen des Lebens und des Andenkens gegeben haben. Winkelmann hatte mir manches Gute von Ihnen gesagt, aber es war mir lieb von Ihnen selbst zu hören; Ihre Briefe würden gewiß immer das freundschaftlichste Interesse bei mir finden, wenn sie nicht so wunderlich abgefaßt wären[.] Warum schreiben Sie mir lauter solche Schweinereien, die ich vermuthlich nicht verstehe, weil ich gar nichts damit zu machen weiß? Nun sehe ich zwar aus Ihrem zweiten Theile des Godwi daß Sie leicht, wo Ihre Absicht auf eine heitre Ausgelassenheit geht oder doch gehn sollte, statt dessen in das Gebiet der Unsauberkeit gerathen; und eben das hat mich bis jezt verhindert, ihn zu Ende zu lesen. Ich setze also voraus, daß Sie bei diesem Tone, den Sie gegen mich angenommen haben, nur Ihrer Neigung und Stimmung gefolgt sind, ohne daß Sie die Absicht hatten, mich zu beleidigen. Aber auch so ist es gegen die Achtung, die man jedem nur einigermaßen achtungswürdigen Mann immer schuldig ist. Wie stimmt es also zusammen mit der Schmeichelei ja Abgötterei in den übrigen Redensarten dieses Briefes? Ich muß glauben daß es damit gar nicht Ihr Emst sei, und Sie bitten, diese Art des Weihrauchs lieber sich selbst zu bringen, da Ihnen jedermann gewiß eine gewisse nicht ganz unmäßige Dosis von Eitelkeit weit eher gestatten und nachsehn wird als mir.
Ich hoffe Sie werden den üblen Eindruck, den Ihr Brief nothwendig auf mich machen mußte, recht bald wieder ersetzen, durch einen andern recht ausführlichen Brief. Geben Sie mir Nachrichten von Ihren Studien und Werken, wie Sie leben und wie Sie weiter zu leben gedenken. Mit Vergnügen habe ich gehört, daß Sie zu der Aufgabe des besten Intriguenstücks concurrirt. Ich freue mich überhaupt, daß Sie diesen Weg einschlagen, wo die Gattung selbst Sie mehr zum Darstellen und zur Objektivität zwingen wird. Ihr subjektives Gefühl, Ihr Leben und Ihre Liebe auf die schönste Weise auszusprechen, dazu ists dann immer noch Zeit genug; und es wird dann, wenn Sie auf jenem Wege erst mehr Sicherheit erlangt haben, Ihnen besser gelingen als es bis jezt konnte.
Daß Sie über die Mer[eau] etwas milder denken, freut mich vom Herzen. Wenn sie Stärke genug hat, sich in ihrer jetzigen Lage zu halten, so muß man sie achten.
Sind Sie uns wirklich vor einiger Zeit so nahe gewesen als man mir sagen will, so haben Sie sehr Unrecht gehabt nicht zu mir zu kommen, wenn Ihnen anders eine freundschaftlichste Aufnahme bei mir Grund genug ist zu kommen.
Daß Sie einen Menschen wie Savigny so sehr lieben können, macht Ihnen Ehre und man kann Ihnen schon vieles desfalls nachsehn. Leben Sie wohl und schreiben Sie mir bald und anders.
Friedr Schlegel.
Metadata Concerning Header
  • Date: Donnerstag, 26. November 1801
  • Sender: Friedrich von Schlegel ·
  • Recipient: Clemens Brentano ·
  • Place of Dispatch: Jena · ·
  • Place of Destination: Frankfurt am Main · ·
Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 25. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Höhepunkt und Zerfall der romantischen Schule (1799 ‒ 1802). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Hermann Patsch. Paderborn 2009, S. 309‒310.
Language
  • German

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