Guten Morgen, Friedrich! Weißt Du, was mir heute geträumt hat? Du wärst wieder angekommen, da wäre nun die ganze Stadt in Aufruhr, und es würden große Feste angestellt, und alle Häuser, alle Bäume, alle Zäune, alles, alles wäre mit großen, großen Bildern behängt, mit alten gelehrten Leuten, Cervantes, Meister, und ich weiß nicht mehr alles; und jedes Haus, jeder Baum hatte wohl 20 Bilder. Die ganze Stadt voller Studenten, man konnte gar nicht durch. Ich, der nicht wußte, was das bedeuten sollte, lief nach Hause und wollte mich erkundigen, was dies sey. Wie ich vor der Thür war, sähest Du und die Mutter schon aus dem Fenster. Ich wollte fragen, aber Mutter winkte mir, ich sollte schweigen. Ich lief wieder fort und begukte die Bilder. Vermehren hat auch mit großem Geschrei (Du weißt doch, daß er so sehr schreit, wenn er spricht) die Bilder angesehen und hat auch eben gesagt, daß die Bilder Meister und Cervantes wären. Ich weiß auch noch, wie Meister und Cervantes ausgesehen haben. Meister hatte einen runden Hut mit einer goldenen Schnur, einen rothen Schleier und einen kleinen Säbel; Cervantes aber einen dreieckigen Hut mit großen goldenen Klunkern daran, ebenfalls einen rothen Schleier, eine eiserne Rüstung und einen langen, langen Säbel. Meine Mutter weckte mich und es war aus. Du mußt nur nicht denken, dass ich flunkere, denn es ist alles wahr. Lebe wohl. Grüße Schleiermachern von mir und von der Mutter. Adieu.