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Dorothea von Schlegel to Rahel Varnhagen, Henriette Sophie Robert-Tornow

Meine liebe Freundin ich grüße Sie von ganzer Seele, und Herzensgrunde. Sie haben mir schon dreymal nun verkündigt daß Sie mir schreiben wollen, denken Sie sich nun nach allem, allem dem meine Begierde etwas von Ihnen zu lesen. Oeconomie wollen Sie mit mir reden? Doch wahrscheinlich eine die Paris, und unsre gemeinschaftliche Existenz dort betrift? Es wird so schön und so gut alles werden. Beten Sie nur für mich. Meinen angebeteten Friedrich, den Mann meines Herzens empfehle ich Ihnen, wenn er etwa noch einer Empfehlung bey ihnen bedürfte. Nicht wahr er ist ein göttlicher Mensch. Nein Liebe außer ihm giebt es keinen Mann den man so seine Seele und Seeligkeit anvertrauen könnte! seyn Sie also recht offen gegen ihn, er verdient es; mehr als – ich! Nein ich lasse mir gewiß nie etwas über Sie einreden und Friedrich versteht Sie auch viel zu gut dazu.
Aber Liebe behalten Sie mir ihn nicht zu lange. Und überhaupt seyn Sie nicht gar zu perfide gegen mich. Sie wissen noch gar nicht, wie ich diesen Menschen hingegeben bin! Lassen Sie mich recht recht viel hören. Aber hören Sie eine Bitte geben Sie einen recht langen Brief an Fried[rich] mit für mich. Ich habe oft das Unglück Briefe nicht recht zu verstehen, (Sie kennen das Schicksal der Briefe überhaupt, mehr als Jemand;) Fried[rich] wird denn der Commentar dazu seyn. Ihre Achtung rührt mich, Ihre Liebe entzückt mich. Bleiben Sie mir gewogen.
Erkenne ich Hand und Unterschrift, so ist der Grus von Ihrer Schwiegerinn. Ich grüße Sie recht herzlich liebe Madame Levin; und danke Ihnen vielfältig für das freundliche Zeichen Ihres Angedenkens. Vielleicht wird es uns allen noch einmal vergönnt in einer glücklichen Laage uns öfterer einst zu sehen, und inniger zu genießen. Ich denke sehr oft an Sie, an Ihre Kinder, ich freue mich unendlich darauf aus dem Munde meines Freundes Nachrichten von Ihnen zu erhalten. Leben Sie wohl liebe Frau, erhalten Sie mir einen Platz in Ihrem Andenken.
Dorothea.
Leben Sie wohl geliebtes Mädchen, liebe Rahel. Ich wünsche Ihnen Glück zu dem neuen Jahre.
Metadata Concerning Header
  • Date: [Jahreswechsel 1801/1802]
  • Sender: Dorothea von Schlegel ·
  • Recipient: Rahel Varnhagen, Henriette Sophie Robert-Tornow
  • Place of Dispatch: Jena · ·
  • Place of Destination: Berlin · ·
Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 25. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Höhepunkt und Zerfall der romantischen Schule (1799 ‒ 1802). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Hermann Patsch. Paderborn 2009, S. 320‒321.
Language
  • German

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