Dresden den 8ten Februar 1802.
Ich muß mich nur gleich in die Gewohnheit setzen, Dir wenigstens oft zu schreiben; das Viel wird dann schon nachkommen.
Herzlichen Dank für Deinen Brief und Deine Nachrichten. Ich habe an die Jungfernbrücker geschrieben, und sie versichert daß sie darin ganz falsch berichtet seien, daß Iffl[and] mir hat wollen noch 6 L[ouis]d[’o]r geben nach der Aufführung. Aber nur was dieses Factum betrifft, muß ins Klare gebracht werden, damit Ifflands Lüge nicht sogar bei meinen Freunden Eingang finde. Ihre gehaltnen Reden wollen wir linkwärts liegen lassen. Was sollte der arme Wilhelm wohl thun, wenn er keine Reden mehr halten dürfte? –
Morgen wird der Oktavianus nach Berlin geschickt. Versäume ihn nicht und schreibe mir Deine Gedanken darüber. Tieck ist jezt ganz ins Epische versunken.
Er will das Niebelungen Lied bearbeiten, und mehr andre romantische επεα [epea]. Und ich muß sagen, seine Ansicht davon ist groß, und die Art, wie er verfahren will ohne Tadel. – Er hat sich sehr an mich an und gegen mich aufgeschlossen, und dem kann ich meist nicht wiederstehen. Doch wirkt er auf mich freilich durch den entgegengesezten Weg fast wie Fichte. Ich habe nämlich in jedem Augenblick das bestimmte Gefühl, wie ich so viel von ihm halten muß, wie ich nicht von ihm lassen kann, und wie er doch so eigentlich nicht recht von sich und von mir weiß.
Aber sage mir, wie Du so gegen unsre Reise nach Frankr[eich] sein kannst? Oder weißt Du nicht, wie tief das mit meinem Innersten zusammenhängt, und daß dieser Dualismus des Lebens den ich da suche, mir so gefehlt hat und eben so nothwendig ist, als der Dualismus in meiner Kunst und meinem Wissen? Ich kann nur zwei entgegengesezte Leben leben oder gar keines. Vielleicht aber weißt Du das, und willst nur andeuten, daß was mir nothwendig ist, Dir in der Zeit wenigstens nicht möglich scheint. Da magst Du leicht Recht haben, so wie auch die Leute ganz Recht haben, mehr als sie wissen, wenn sie mich für wahnsinnig halten. Das thust Du nun auch, oder solltest es doch thun und dann nicht mit solcher Vernunft drein kommen, die doch gar nichts darüber vermag, so daß es unheilig wäre auch nur Rücksicht auf sie nehmen zu wollen.
Ich bin stark beim Plato. Ich habe der Leichtigkeit wegen mit der Republik den Anfang gemacht, und schon vieles zur Einleitung auf geschrieben. Es scheint mir jezt oft daß ich Plato’s Geist so hell durchschaue wie einen klaren Strom. Ich sehe mit Ungeduld dem Phaedrus und Protagoras entgegen.
Ich grüße Eleonore herzlich. Desgl[eichen] von Dorothea.*
Friedrich
*Daß sie noch nicht schreibt, verzeihst Du der ersten Einrichtung, den Besuchen usw[.]
Ich muß mich nur gleich in die Gewohnheit setzen, Dir wenigstens oft zu schreiben; das Viel wird dann schon nachkommen.
Herzlichen Dank für Deinen Brief und Deine Nachrichten. Ich habe an die Jungfernbrücker geschrieben, und sie versichert daß sie darin ganz falsch berichtet seien, daß Iffl[and] mir hat wollen noch 6 L[ouis]d[’o]r geben nach der Aufführung. Aber nur was dieses Factum betrifft, muß ins Klare gebracht werden, damit Ifflands Lüge nicht sogar bei meinen Freunden Eingang finde. Ihre gehaltnen Reden wollen wir linkwärts liegen lassen. Was sollte der arme Wilhelm wohl thun, wenn er keine Reden mehr halten dürfte? –
Morgen wird der Oktavianus nach Berlin geschickt. Versäume ihn nicht und schreibe mir Deine Gedanken darüber. Tieck ist jezt ganz ins Epische versunken.
Er will das Niebelungen Lied bearbeiten, und mehr andre romantische επεα [epea]. Und ich muß sagen, seine Ansicht davon ist groß, und die Art, wie er verfahren will ohne Tadel. – Er hat sich sehr an mich an und gegen mich aufgeschlossen, und dem kann ich meist nicht wiederstehen. Doch wirkt er auf mich freilich durch den entgegengesezten Weg fast wie Fichte. Ich habe nämlich in jedem Augenblick das bestimmte Gefühl, wie ich so viel von ihm halten muß, wie ich nicht von ihm lassen kann, und wie er doch so eigentlich nicht recht von sich und von mir weiß.
Aber sage mir, wie Du so gegen unsre Reise nach Frankr[eich] sein kannst? Oder weißt Du nicht, wie tief das mit meinem Innersten zusammenhängt, und daß dieser Dualismus des Lebens den ich da suche, mir so gefehlt hat und eben so nothwendig ist, als der Dualismus in meiner Kunst und meinem Wissen? Ich kann nur zwei entgegengesezte Leben leben oder gar keines. Vielleicht aber weißt Du das, und willst nur andeuten, daß was mir nothwendig ist, Dir in der Zeit wenigstens nicht möglich scheint. Da magst Du leicht Recht haben, so wie auch die Leute ganz Recht haben, mehr als sie wissen, wenn sie mich für wahnsinnig halten. Das thust Du nun auch, oder solltest es doch thun und dann nicht mit solcher Vernunft drein kommen, die doch gar nichts darüber vermag, so daß es unheilig wäre auch nur Rücksicht auf sie nehmen zu wollen.
Ich bin stark beim Plato. Ich habe der Leichtigkeit wegen mit der Republik den Anfang gemacht, und schon vieles zur Einleitung auf geschrieben. Es scheint mir jezt oft daß ich Plato’s Geist so hell durchschaue wie einen klaren Strom. Ich sehe mit Ungeduld dem Phaedrus und Protagoras entgegen.
Ich grüße Eleonore herzlich. Desgl[eichen] von Dorothea.*
Friedrich
*Daß sie noch nicht schreibt, verzeihst Du der ersten Einrichtung, den Besuchen usw[.]