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Friedrich von Schlegel to Eleonore Christiane Grunow

Verehrte Freundin,
Mit Freude und Theilnahme habe ich den Entschluß vernommen den Schl[eiermacher] gefaßt hat. Sie werden dem Beispiele seiner Entschlossenheit folgen und nach einem kurzen Kampfe den schönen Lohn eines heitern Lebens gewinnen. Ich übergehe die leere Zwischenzeit, die doch auch nicht einmal leer sein wird, und vor meinen Augen steht nur die festliche Zeit, wo das was schon lange vollendet ist, nicht mehr verborgen sein wird, sondern als ein schönes Geheimniß vor jedem Auge da steht. Seid entschlossen und glücklich, allen Seegen, den ein armer Weltgeistlicher wie ich verleihen kann, gebe ich Euch gern.
Es ist nur gut von Schl[eiermacher] daß er Sie mir doch endlich noch einen Augenblick gezeigt hat. Ich werde es in dankbar[em] Herz[en] bewahren und die schöne Stunde nicht vergessen.
Ich bin unterdessen sehr fleißig gewesen, aber gedichtet hab ich noch nichts, gar nichts seit ich Sie sah, man müßte denn das unreife Zeug was sich im Gefühle meldet schon für Poesie halten wollen.
Behalten Sie mir eine Stelle in Ihrem Andenken; und begleiten Sie wenn die Bitte nicht zu unbescheiden ist, seine Briefe bisweilen mit einem Worte, damit ich ihn zwiefach vor mir sehe. Im Junius werde ich mit meiner Freundin am Ziele der Vereinigung sein. Auch hier ists nur eine leidlich bessere Vor[-] und Zwischenzeit.
Leben Sie wohl.
Friedrich S.
Metadata Concerning Header
  • Date: Donnerstag, 25. März 1802
  • Sender: Friedrich von Schlegel ·
  • Recipient: Eleonore Christiane Grunow ·
  • Place of Dispatch: Dresden · ·
  • Place of Destination: Berlin · ·
Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 25. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Höhepunkt und Zerfall der romantischen Schule (1799 ‒ 1802). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Hermann Patsch. Paderborn 2009, S. 343‒344.
Language
  • German

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