Dresden den 3ten April. 1802.
Geliebter Freund,
ich danke Dir herzlich für Deinen lezten Brief. Wir sind oft im Geiste bei Euch und vereinigen unsere Wünsche und Hoffnungen mit d[en] Eurigen. Ich hoffe auch noch standhaft, daß die Einsamkeit bei Dir gute Früchte trage, oder vielmehr die guten Früchte die schon lange ans Licht wollen, fördern wird. Ist ja doch Dein Kunsttrachten und Wissenschaften nur durch eine Art des Zwanges gediehen, und wenn es bei jedem Menschen ein gewaltsamer Zustand ist, so erscheint dieß bei Dir um so deutlicher je mehr Du ganz eigentlich das erste bist. Also glaube ich nicht daß die Dialogen leiden werden. Fast wunderts mich der Mathematik nicht erwähnt zu finden unter Deinen nächsten Planen. Wäre das da nicht der rechte Ort dazu?
Der Protagoras war sehr willkommen. Er ist schon bei Frommann, und alles was Du erinnert hast, habe ich möglichst eingeschärft. Uebrigens fand ich auch gar nichts daran weder auszusetzen, noch zuzusetzen als etwa eine halbe Million Punkte über die i, was ich auch redlich gethan habe. Die Einleitung hat meinen ganzen Beifall.
Die allgemeine Anmerkung in Betreff der φλ [Philologie] und Heindorfs bitte ich Dich mit eignen Worten aufzusetzen, und selbst zu wählen, ob sie den übrigen Anmerkungen vorgesetzt werden, oder von mir an der Stelle der Vorrede wo es sich schickt, eingeschaltet werden soll.
Noch ist der Parmenides leider nicht abgegangen. Aber bald wird er es können, ich sehe Land und das Ziel der ungeheuren Arbeit vor Augen. Zu Ende März hatte ichs Fromm[ann] versprochen. Dieser ist in allen Stücken sehr gut und willig gestimmt.
Meine Ueberzeugung in Rücksicht der Platonischen Sachen ist unverrückt dieselbe; meine Untersuchung ist jezt geendigt.
Jezt hat die L[evi] gewiß Geld. Ich bitte Dich sie deshalb nur zu fragen, und es Dir geben zu lassen. Dann bitte ich Dich auch W[ilhelm] davon 3 Th[aler] zu geben, der sie ausgelegt hat, und für 1 Th[aler] 8 gr 4 Exempl[are] des Alarkos zu kaufen, und diese an Eleonore, die Herz, Heindorf, und eines auch an Veit zu geben. Es thut mir sehr leid daß ich Eleon[ore] keines auf Velin geben kann, aber Du weißt wie sparsam sich Unger gezeigt hat. – Brauchst Du das Geld, so nimm ja davon, besorge aber ja die übrigen 150 aufs schleunigste durch Veit den ich schon darum gebeten habe, an Vermehren. Denn es ist Zeit daß meine kleinen Schulden in Jena bezahlt werden. Jeder Posttag ist wichtig. Will es aber die L[evi] etwa selbst besorgen, so ist es eben so gut.
Daß Du den Alarkos recensiren willst, ist sehr schön. Aber wie soll ich Armer das nun in Marli zu lesen kriegen? – Du mußt Dir nothwendig ein Exemplar von den Redactoren für mich geben lassen[.] Haben sie Dirs angeboten, oder Du ihnen? – Die Romançe sollst Du nächstens abgeschrieben haben. Sobald ich wieder dichten darf, übersetze ich sie auch. –
Hat Hülsen Dir von seiner neuen Heirath geschrieben? –
Jezt wandelt mich bisweilen die Lust an vor wenigen Freunden in wenigen Tagen einmal meine Philosophie, oder meinen Idealismus wenn mans so nennen will, ganz ausbrechen zu lassen. Nächst dem Plato denke ich mich zunächst an dem Jakob Böhme mit dem Wagestück des Verstehens zu versuchen. Die Encyclop[ädie] muß reif wachsen.
Ich betrachte jezt das Gedicht an die Deutschen und den Herkules Musagetes als Tendenzen zu meiner Encyklopaedie; ich meine, daß ich sie wieder mit didakt[ischen] Gedichten bestimmt von dieser Art und Ton beginne und schließe.
Vergiß doch nicht, meine Bücher und Papiere an Schütz zu geben. –
Dor[othea] ist leidlich wohl. Der Brief von der Herz hat uns eigentlich etwas traurig gemacht. Grüße sie herzlich von uns.
Wir fangen jezt an, die Gemähldesammlung zu besuchen.
Den Sommer wohnen wir fast gewiß in Marli.
Lauske aus Berl[in] war bei mir, und sagte mir, der Alark[os] würde dennoch aufgeführt. Wie ist das? –
Die Briefschaften von der V[eit] nimmt die Herz wohl in Verwahrung. Geht das aber nicht so opfre sie dem Hephaistos.
Geliebter Freund,
ich danke Dir herzlich für Deinen lezten Brief. Wir sind oft im Geiste bei Euch und vereinigen unsere Wünsche und Hoffnungen mit d[en] Eurigen. Ich hoffe auch noch standhaft, daß die Einsamkeit bei Dir gute Früchte trage, oder vielmehr die guten Früchte die schon lange ans Licht wollen, fördern wird. Ist ja doch Dein Kunsttrachten und Wissenschaften nur durch eine Art des Zwanges gediehen, und wenn es bei jedem Menschen ein gewaltsamer Zustand ist, so erscheint dieß bei Dir um so deutlicher je mehr Du ganz eigentlich das erste bist. Also glaube ich nicht daß die Dialogen leiden werden. Fast wunderts mich der Mathematik nicht erwähnt zu finden unter Deinen nächsten Planen. Wäre das da nicht der rechte Ort dazu?
Der Protagoras war sehr willkommen. Er ist schon bei Frommann, und alles was Du erinnert hast, habe ich möglichst eingeschärft. Uebrigens fand ich auch gar nichts daran weder auszusetzen, noch zuzusetzen als etwa eine halbe Million Punkte über die i, was ich auch redlich gethan habe. Die Einleitung hat meinen ganzen Beifall.
Die allgemeine Anmerkung in Betreff der φλ [Philologie] und Heindorfs bitte ich Dich mit eignen Worten aufzusetzen, und selbst zu wählen, ob sie den übrigen Anmerkungen vorgesetzt werden, oder von mir an der Stelle der Vorrede wo es sich schickt, eingeschaltet werden soll.
Noch ist der Parmenides leider nicht abgegangen. Aber bald wird er es können, ich sehe Land und das Ziel der ungeheuren Arbeit vor Augen. Zu Ende März hatte ichs Fromm[ann] versprochen. Dieser ist in allen Stücken sehr gut und willig gestimmt.
Meine Ueberzeugung in Rücksicht der Platonischen Sachen ist unverrückt dieselbe; meine Untersuchung ist jezt geendigt.
Jezt hat die L[evi] gewiß Geld. Ich bitte Dich sie deshalb nur zu fragen, und es Dir geben zu lassen. Dann bitte ich Dich auch W[ilhelm] davon 3 Th[aler] zu geben, der sie ausgelegt hat, und für 1 Th[aler] 8 gr 4 Exempl[are] des Alarkos zu kaufen, und diese an Eleonore, die Herz, Heindorf, und eines auch an Veit zu geben. Es thut mir sehr leid daß ich Eleon[ore] keines auf Velin geben kann, aber Du weißt wie sparsam sich Unger gezeigt hat. – Brauchst Du das Geld, so nimm ja davon, besorge aber ja die übrigen 150 aufs schleunigste durch Veit den ich schon darum gebeten habe, an Vermehren. Denn es ist Zeit daß meine kleinen Schulden in Jena bezahlt werden. Jeder Posttag ist wichtig. Will es aber die L[evi] etwa selbst besorgen, so ist es eben so gut.
Daß Du den Alarkos recensiren willst, ist sehr schön. Aber wie soll ich Armer das nun in Marli zu lesen kriegen? – Du mußt Dir nothwendig ein Exemplar von den Redactoren für mich geben lassen[.] Haben sie Dirs angeboten, oder Du ihnen? – Die Romançe sollst Du nächstens abgeschrieben haben. Sobald ich wieder dichten darf, übersetze ich sie auch. –
Hat Hülsen Dir von seiner neuen Heirath geschrieben? –
Jezt wandelt mich bisweilen die Lust an vor wenigen Freunden in wenigen Tagen einmal meine Philosophie, oder meinen Idealismus wenn mans so nennen will, ganz ausbrechen zu lassen. Nächst dem Plato denke ich mich zunächst an dem Jakob Böhme mit dem Wagestück des Verstehens zu versuchen. Die Encyclop[ädie] muß reif wachsen.
Ich betrachte jezt das Gedicht an die Deutschen und den Herkules Musagetes als Tendenzen zu meiner Encyklopaedie; ich meine, daß ich sie wieder mit didakt[ischen] Gedichten bestimmt von dieser Art und Ton beginne und schließe.
Vergiß doch nicht, meine Bücher und Papiere an Schütz zu geben. –
Dor[othea] ist leidlich wohl. Der Brief von der Herz hat uns eigentlich etwas traurig gemacht. Grüße sie herzlich von uns.
Wir fangen jezt an, die Gemähldesammlung zu besuchen.
Den Sommer wohnen wir fast gewiß in Marli.
Lauske aus Berl[in] war bei mir, und sagte mir, der Alark[os] würde dennoch aufgeführt. Wie ist das? –
Die Briefschaften von der V[eit] nimmt die Herz wohl in Verwahrung. Geht das aber nicht so opfre sie dem Hephaistos.