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Friedrich von Schlegel to Georg Andreas Reimer

Dresden den 4ten April 1802.
Mohrenstr. Nro 748
Werthester Freund,
Ich danke Ihnen recht sehr für die überschickten Aushängebogen. Ich habe mich sehr gefreut zu sehen und zu hören, daß der Druck so rasch angefangen hat, und würde ganz damit befriedigt sein, wenn nur zu den Versen kleinere Lettern genommen wären. Daß ein Sonett mehr als eine Seite einnimmt, macht sich freilich nicht gut, indessen es ist nun nicht mehr zu ändern. Diese Aushängebogen habe ich sogleich dem Rittmeister v[on] Hardenberg (dem Bruder des Verfassers) geschickt, und bitte Sie daher außer der Fortsetzung dieser 6 Aushängebogen mir noch ein eignes Exemplar dergl[eichen] zu schicken.
Der Bruder wird erst in diesen Tagen ungefähr nach Weißenfels zurückgekehrt sein, wo sich noch alle Papiere des Verstorbenen befinden. Ich habe ihn dringend gebeten, sie mir sogleich zu schicken. Indessen dürfte es, obgleich mehre einzelne Aufsätze zum IIten Theil keiner weitern Redaction bedürfen, doch zur jetzigen Ostermesse zu spät werden, wie ich Ihnen gleich in Berlin sagte, da Sie auch zu wünschen schienen, daß der 2te Band erst nach der Messe kommen möchte. Wollen Sie was zum 2ten Theil fertig ist (gewiß für die Hälfte und mehr als die Hälfte desselben) dennoch vor der Messe haben, so steht es zu Befehl. Die zehn Exempl[are] für mich und Tieck bitte ich hieher zu senden an mich. Die 20 für den Bruder senden Sie wohl selbst von Leipzig aus nach
Weissenfels an Frh Rittmeister
Karl von Hardenberg.
Eine Vorrede von einigen Worten zu Novalis Schriften mit nächstem. – Denn wenn ich etwa ausführlicher über ihn reden möchte, so kann es nur im 2ten Theil vielleicht eben bei Gelegenheit der philosophischen und physikalischen Fragmente geschehen.
Wenn der Druck des 1ten Theils der Schriften Noval[is’] vollendet, oder sonst so bald es Ihnen bequem, senden oder remittiren Sie gütigst an Tieck 12 L[ouis]d[o]rs. Ich bestimme diese Summe der Gleichförmigkeit wegen. Beträgt der 1te Theil nicht volle 24 Bogen so rechnen Sie das wenige was mehr ist am 2ten ab.
Das nächste Drama was ich ausarbeite ist das musikalische, von dem ich Ihnen auch im Allgemeinen sagte. Ich werde es aber, weil der Name einmal occupirt ist, lieber nicht Zerbino trotz der Geschichte, sondern wie ich denke Adolifa nennen. Indessen wird auch der Homo bald das Licht erblicken. Ich bin nur jezt noch einige Wochen mit dem Plato beschäftigt, aber dann arbeite ich ein Jahr lang ununterbrochen dramatisch, und die Reihe wird also eher an mir sein, Sie zu fragen, ob ich nicht zu schnell und zu viel liefere, als an Ihnen. In der That rechne ich mit Gewißheit darauf bis zur Ostermesse 1803 3 Dramen fertig zu machen, und frage daher, ob Ihnen dieß zuviel sein würde, ob ich auf diesen Fall lieber eines einem andern Verleger geben soll? – Oder ob ich Ihnen, was wir verabredeten, so früh und so schnell nach einander geben darf? – Obgleich ich im Mai eine Reise vorhabe – nach Paris wo ich alsdann längere Zeit mich aufhalten werde (welches ich Sie aber nicht weiter mitzutheilen bitte), so hoffe ich daher doch mit Gewißheit versprechen zu können, daß Sie das musikal[ische] Drama im August erhalten werden, um so mehr da der Plan desselben ganz fertig ist; und erlaube mir eben der größern Entfernung wegen in der ich nachher von Ihnen sein werde, die vorläufige Bitte, alsdann nach Ablieferung des 1ten Stückes, dem das 2te bald folgen soll, Ihre Gefälligkeit von neuem in Anspruch nehmen zu dürfen, wo ich dann nicht an die Meßzeiten genirt sein möchte.
So weit von Geschäften. Daß Sie den Alarkos mit einer so schönen Theilnahme gelesen haben, dafür sage ich Ihnen den innigsten Dank und freue mich der Hoffnung die Sie mir geben mir schmeicheln zu dürfen, daß Sie auch in der Ferne meiner mit Freundschaft gedenken wollen. Ich hoffe Sie in Leipz[ig] zu sehen, freilich nur vorübergehend, denn da kann ich meines Bleibens nicht lange haben. Leben Sie recht wohl.
Ganz von Herzen
Der Ihrige
Friedr. Schlegel
Zeigen Sie mir doch Ihre eigne Addreße an, damit ich unmittelbar an Sie schreiben kann.
Was sagen Sie zu der Entfernung unsres Schl[eiermacher]? Ich verliere nun eigentlich nicht dabei, und doch ists mir als ob er sich von mir trennte[.] Die Exempl[are] des Ofterd[ingen] an den Bruder könnte ich von Leipz[ig] nach Weissenfels mitnehmen, da mein Weg mich über W[eissenfels] führt.
Metadata Concerning Header
  • Date: Sonntag, 4. April 1802
  • Sender: Friedrich von Schlegel ·
  • Recipient: Georg Andreas Reimer ·
  • Place of Dispatch: Dresden · ·
  • Place of Destination: Berlin · ·
Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 25. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Höhepunkt und Zerfall der romantischen Schule (1799 ‒ 1802). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Hermann Patsch. Paderborn 2009, S. 349‒351.
Language
  • German

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