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Friedrich von Schlegel to Clemens Brentano

Dresden den 5ten April 1802
Daß ich Ihnen so lange nicht geschrieben habe, werthester Freund, davon müssen Sie den Grund einzig und allein in meinen kleinen Reisen und großen Arbeiten suchen, die meiner natürl[ichen] Trägheit schon mehr als zu viel aufbürden. Aber sehr leid hat es mir gethan, nicht in Jena zu sein, da Sie dort waren. Ich würde mich sehr gefreut haben Sie zu sehen, theils um mehr von Ihnen Ihren Planen und Arbeiten zu erfahren, und dann besonders auch um Ihnen durch die That zu beweisen, wie wenig Sie Ursache [haben] misträuisch, empfindlich oder sonst etwas der Art zu sein, was Ihnen den Werth, den meine Freundschaft für Sie haben könnte verdunkelt.
Ihre Briefe sind sehr spät an mich gekommen; der vorlezte war nach dem Datum mehr als 6 Wochen alt, da ich ihn erhielt. Wie alt der lezte sei, weiß ich nicht, da kein Datum darauf steht. Was Sie mir über das Geschäft schreiben, ist mir verdrießlich. Erstlich muß ich Ihnen meine Unwissenheit bekennen, ich habe gar nicht gewußt daß die Frankf[urter] O[ster]M[esse] von der Leipziger verschieden sei, und in Gedanken immer nur die lezte vor Augen gehabt. Was ich einnehme, ist alles zur Leipz[iger] O[ster]M[esse] und vorher habe ich nichts.
Aber auch außerdem ist mir Ihre Foderung sehr unangenehm, da ich eben im Begriff war, Sie zu bitten daß Sie den Wechsel wenn es möglich wäre auf ein Jahr prolongiren möchten, welches Ihnen gewiß bei Ihrem Bruder nicht schwer werden kann. – Ich mache eine große Reise im Frühjahr, und habe in jedem Sinne viel zu bestreiten gehabt – – Ich rechne mit Zuversicht darauf daß Sie mir diese Bitte nicht abschlagen, um so mehr da meine Reise wie ich hoffe, Veranlaßung sein wird, daß wir uns bald wieder sehn. – Ich werde auf einige Zeit nach Paris gehn. Es wäre recht gut, wenn Sie auch einmal, zur Veränderung auf einige Zeit hinkämen. Ich bitte Sie, es als ein Geheimniß zu bewahren; ich frage Sie nun, ob ich Hoffnung habe, Sie auf der Durchreise in Frankf[urt] oder in Mainz zu sehen? – Und bitte Sie desfalls mir recht schnell zu schreiben, wo Sie die nächsten 3 Monate zu finden sein werden.
Schreiben Sie mir nicht solche kurzen Zeitungszettel und leben Sie wohl. Noch eins. Eine Sünde von mir, die ich zu entschuldigen bitte. Ich hatte einen Brief der Mer[eau] für Sie verlohren und habe ihn nur erst vor kurzem in einem Packet, wo er freilich nicht hingehörte und ich ihn wahrscheinlich in der Reiseverwirrung eingerafft hatte, zufällig wiedergefunden. Warum nehmen Sie jezt so wenig Theil an ihr? –
M[adame] V[eit] empfiehlt sich Ihnen bestens. Sie hat mir sehr viel Gutes von Ihrem Intriguen Stück gesagt. Wann werd’ ichs zu sehen bekommen? Was arbeiten Sie sonst? –
Mein Trauerspiel Alarkos ist gedruckt, aber noch habe ich kein Exempl[ar]. Leben Sie nochmals wohl, und machen Sie daß ich Sie dieses Frühjahr wiedersehe. Wenn es Ihnen Ernst war mein Freund sein zu wollen, soll es Sie nie gereuen. Ihr
Friedr Schlegel
Meine Addreße ist:
Mohrenstraße Nro 748.
Ich empfehle Ihnen nochmals meine Bitte in Rücksicht des Geschäfts, und genaue Bestimmung wo Sie sein werden und wo wir uns treffen können.
Metadata Concerning Header
  • Date: Montag, 5. April 1802
  • Sender: Friedrich von Schlegel ·
  • Recipient: Clemens Brentano ·
  • Place of Dispatch: Dresden · ·
  • Place of Destination: Marburg · ·
Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 25. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Höhepunkt und Zerfall der romantischen Schule (1799 ‒ 1802). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Hermann Patsch. Paderborn 2009, S. 351‒352.
Language
  • German

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