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Friedrich von Schlegel to Friedrich Schleiermacher

Dresden den 20ten April 1801 [recte: 1802]
Tausend Dank für Deinen lezten Brief, und heute wenigstens eine Zeile Antwort mit Schütz und Bernhardi. Wenn es mit dem Plato so unglücklich geht, so werde ich Deine Ordre gewiß befolgen.
Zu Leipz[ig] sind wir gewiß nicht vor dem 9ten oder 10ten Mai, bleiben dann aber mehre Tage, da ich vielerlei Geschäfte dort habe.
Wie kommt es daß [Du] mir gar nichts von der L[evi] auch von dem Gelde nichts schreibst? Mit dem lezten das wird nun zwar überflüssig sein, da Du die 80 Th[aler] von Fromm[ann] wohl wirst erhalten haben. Aber nun höre ich, daß die L[evi] gefährlich krank war, und wohl noch ist, und habe gar keine Nachrichten von ihr. Hast Du es nicht gewußt? –
Den Rom[ancero] hab’ ich schon selbst an Humb[oldt] geschickt. – Hier ist die Abschrift des Rom[ancero] von der Infantin Solisa. Vergiß ja nicht mir 1 Ex[emplar] Deiner Recension zu schaffen.
Dor[othea] war wieder kränklich eine Zeither[.] Daher kann sie auch nur wenig schreiben. Werde ich Heindorfs Dialogen nicht bekommen? – Das ist sehr gut daß Sp[alding] den Appianus kaufen will. Das Geld wirst Du schon auf Abrechnung brauchen können.
Du weißt ich habe im Timaeus immer viel Verwirrung gefunden, nämlich in der lezten Hälfte, und dieses daher erklärt, daß der Dial[og] offenbar nicht fertig sei, vielleicht also die lezte Hälfte nur erste Skizze sei, mit Doubletten, und in dieser Verwirrung jeder Art von Corruption desto ausgesetzter. – Aber bei einer neuen äußerst sorgfältigen Sichtung hab’ ich gefunden daß der Schaden tiefer geht. – In der That, wie soll diese Metamorphose der Elemente, die grobe Atomistik von d[en] Triangeln als Hypothese zur Erklärung jener Hypothese, dabei die Spuren von Bekanntschaft mit der aristotelischen φσ [Philosophie], der Unmöglichkeit des leeren Raums und der quinta essentia, und endlich schon die ganze Humoralpathologie wie sollen sie vom Plato sein, da sie so ganz identisch mit dem sind was man Neuplatonisch nennt? – Das unstreitig Aechte scheint mir schon p.336 (–339) ed. Bip[ontina] aufzuhören.
Gar sehr verständlich ist mir übrigens jenes neuplat[onische] Wesen gewesen; und es hat mich sogar erregt, es künftig näher zu durchforschen. Es muß sich nicht sehr entfernt an den Spinosa anschließen.
Vielen Dank für Deine Nachrichten.
Warum ich Dir von Charl[otte] nichts schreibe? – Ich weiß nichts, obgleich ich vieles mündlich zu erzählen wüßte –
Schreibst Du mir nach der Zeit der Reise so schreibe klein und schicke die Briefe nur in Veits Comptoir[.]
Ich umarme Dich von Herzensgrunde. Grüße Eleon[oren].
Friedrich.
Siehst Du etwa Schweiniz auf Deiner schlesischen Reise, so grüße ihn von mir.
Metadata Concerning Header
  • Date: Dienstag, 20. April 1802
  • Sender: Friedrich von Schlegel ·
  • Recipient: Friedrich Schleiermacher ·
  • Place of Dispatch: Dresden · ·
  • Place of Destination: Berlin · ·
Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 25. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Höhepunkt und Zerfall der romantischen Schule (1799 ‒ 1802). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Hermann Patsch. Paderborn 2009, S. 356‒357.
Language
  • German

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