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Friedrich von Schlegel to Ludwig Tieck

den 25ten Septemb Paris
Ich nutze die Gelegenheit, daß Werner aus Freiberg uns ein Packet für uns mitnehmen wird, um Dir noch einmal zu schreiben, oder vielmehr nur einige Worte zu meinem vorigen Brief vom 13ten Septemb. hinzuzufügen.
Ich möchte Dich recht bestimmt bitten um einen Beitrag zu meinem Journal, der gewissermaßen meine Nachricht von den hiesigen Gemälden ergänzen würde und der wäre ein Aufsatz über die Dresdner Gallerie. Könntest Du Dich dazu wohl entschließen? – Ich würde ihn dann zum 2ten Stück wünschen d.h. das Mskrpt im Januar zu liefern Hast Du nordische Romanzen gemacht, und gebt Ihr keinen Allmanach, so erbitte ich mir die gleichfalls. Ich sehe dem Octavianus, dem 2ten Theil des Novalis vor allem aber einem Briefe von Dir mit herzlichster Sehnsucht entgegen. Was macht ihr und wie geht es Euch allen? Ist Schütz wieder in Dr. gewesen? –
Daß Du mit Mahlmann eins geworden, ist mir sehr lieb. Nimm Dich nur in Acht Deine Poesie nicht zu sehr zu zersplittern durch solche Unternehmung wie das Marionetten Theater. Wir lesen hier Deine Gedichte recht andächtig. Ich bin immer noch der Meinung daß der Zebino mit einigen andern Deiner witzigen Dramen verbunden werde oder sie vielmehr verschlingen sollte. Einige von Deinen frühern oder weniger ausgeführten Gedichten müßtest Du vielleicht noch einmal neu machen, so daß sich das neue zu dem alten verhielte wie Dein Octavian zu den alten Legenden versteht sich so ungefähr. Ich rechne dahin besonders das mus.kalische Mährchen und Karl von Berneck, in dem gewiß ein sehr guter Fonds ist. Die alten Geschichten und romantischen Dichtungen, welche Du nicht so entfalten kannst oder willst wie Genoveva und Octavian, würden sich gegenseitig heben wenn sie in einem Dekameron, Gartenwochen oder dergleichen zu einem Kranz geordnet wären. Darüber wollen wir das nächstemal recht viel mit einander reden. Von mir wirst Du wohl den Homo zuerst lesen. Ich umarme Dich von Herzensgrund Friedrich.
Metadata Concerning Header
  • Date: Samstag, 25. September 1802
  • Sender: Friedrich von Schlegel ·
  • Recipient: Ludwig Tieck ·
  • Place of Dispatch: Paris · ·
  • Place of Destination: Dresden · ·
Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 26. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Pariser und Kölner Lebensjahre (1802‒1808). Erster Teil (Juni 1802 ‒ Dezember 1805). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Hans Dierkes. Paderborn 2018, S. 31‒32.
Language
  • German

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