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Friedrich von Schlegel to Friedrich Wilmans

Paris. den 22ten October 1802.
Hier übersende ich Ihnen, werthester Freund, das Mscrpt zum ersten Stück der Europa, bis auf einige Restanten, von denen nachher ein mehres.
Nun hab’ ich zwei große Bitten an Sie. Fürs erste, die sorgfältigste genauste Correctur. Zweitens, wählen Sie das Format ja nicht zu groß. Ich sehe wohl, daß die Hälfte zum wenigsten, oft auch wohl Drei Viertheil der Arbeit auf mich fallen wird; so leicht es mir aber auch wird, bei den vielen neuen und intressanten Gegenständen die ich hier vor Augen habe, fleißig zu sein, so ist es mir doch nicht recht möglich, meine Schreibart zu ändern, [die] nun einmal sehr conçis und kurz [ist]; ich kann eher alles andre sein, nur nicht weitläuftig. Uebrigens können Sie meines Eifers und meiner Sorgfalt für das Fortkommen dieses Journals gewiß sein; versprechen Sie nur ja aufs ausdrücklichste, daß die 4 Stücke jährlich ganz pünktlich erscheinen sollen; ich halte gewiß Wort, an der Nichterfüllung dieser Bedingung sind mehre gute Journale gescheitert. – Für den Fortgang des Journals könnt’ es vielleicht sehr vortheilhaft sein, wenn Sie Sich entschließen wollten, zu jedem Stük, oder doch zu jedem Bande einen Kupferstich zu geben; ich wollte schon zwekmäßige Gemählde aus der Gallerie aussuchen, man kann hier eine gute Zeichn[ung] von solchem Umfange für 2 französ Ld[r] [h]aben! Wollten Sie zu jedem Stück ein [K]upfer geben, so könnte man bisweilen auch zur Abwechslung eine von den hier immerfort erscheinenden Carricaturen nehmen; das würde wohlfeiler sein, und ich wollte sie Ihnen besser aussuchen als sie in dem Journale Paris und London geliefert werden. Worum ich aber nun recht sehr bitten möchte, das ist, daß Sie mir mit umgehender Post abermals 30 Ldrs übersenden möchten, als Auslagen für die Bücher p aber wenn es sein kann, für das nächstemal zu berechnen aufschöben. Ich bin in der That in Verlegenheit, und werde mit Ungeduld auf die Ankunft Ihrer Assignation warten, da sich grade viel Ausgaben und Verlust gehäuft hat; dagegen aber auch von meiner Seite die pünktlichste Folgeleistung beobachten.
Auch würden Sie mich sehr verbinden, wenn Sie einliegende Briefe selbst bestellen wollten. Es betrift meine Effekten, einen Koffer und eine Kiste, die Herr Dr. J. Buch mich veranlaßte an die Speditionshandlung des Herrn Emanuel Müller addressiren zu lassen. Nun schreibt man mir von Jena, daß beide Stücke schon am 12ten Septemb. an benanntes Haus abgegangen. Wie sehr muß ich mich also wundern, daß sie noch nicht hier sind! – Ich bitte Sie recht sehr, Sich dringend danach zu erkundigen; sollte es nöthig sein, diesem Hause die Auslagen gleich zu erstatten, so haben Sie die Güte dieses zu übernehmen, und von der erbetenen Summe abzuziehen. Ich bitte recht sehr Sich dieser Sache anzunehmen. – Dagegen ist es nun nicht mehr nöthig an Herrn Dr Buch die 6 Carol auszuzahlen, wenn es nicht etwa schon geschehen ist, da ich desfalls eine andre Einrichtung getroffen habe.
Was ein elegantes Aeußre der Europa betrift, so verlasse ich mich ganz auf Ihren Geschmack. In Rücksicht des Formats habe ich gerechnet, daß Nro I. etwa 3 Bogen betragen würde.
Von Buch hatte ich gehoft einen physischen Beitrag noch für das erste Stük zu haben; er ist aber zu sehr mit seinen eignen Angelegenheiten beschäftigt, so daß dieß für jezt nicht zu erwarten ist. Indess. soll die Europa darunter nicht leiden; ich werde nicht nur bestimmt für dieses Fach auf eine andre Art sorgen, sondern auch für Beiträge der mannichfaltigsten Art von bedeutenden Schriftstellern in allen Fächern, und sehe überhaupt den glücklichen Erfolg dieser Zeitschrift als ausgemacht an. – Zum 2ten Stück erhalte ich gewiß einen oder den andren wichtigen Beitrag von meinen Freunden aus Deutschland. Einen fast schon fertigen Aufsatz über die Antiken habe ich für das 2te Stück zurückgelegt, weil sonst in dsm 1te Stück fast gar zu viel von bildender Kunst die Rede sein möchte.
Kann die beigelegte Musik für das kleine Lied mit abgedruckt werden, so würde es mir angenehm sein, und vielleicht auch mehren Lesern.
Ich wünsche daß es Ihnen und den Ihrigen recht wohl gehen mag.
Ihr ergebenster
Fr. Schlegel.
Haben Sie Nachricht – ob meines Bruders Ion gedruckt – oder Fichte’s neue Darstellung der Wissenschaftslehre erschienen ist, so lassen Sie es mich ja wissen
P.S. Sie erhalten das Mscrpt. was der Inhalt anzeigt, hier vollständig, ausgenommen Nro II – III und IV. – Nro III wird kurz sein, nro IV nur ein paar Seiten, zur Ankündigung, Nro II aber – die Beschreibung der Italiän Gemählde hier – wird ein langer Aufsatz; sollten Sie finden, daß mehr Mscrpt da sei, als zum 1ten Stück nöthig, so kann dieser Aufsatz abgebrochen werden, und ich werde anzeigen, wo dieß am schicklichsten geschehen kann. – Sie erhalten diese Restanten spätestens in 8-10 Tagen. –
  • Schlegel, Friedrich von  Manuskript  senden  Europa. Eine Zeitschrift
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  • Schlegel, Friedrich von  Erscheinen  erfragen  Fichte, Johann Gottlieb: Die Wissenschaftslehre in ihrem allgemeinen Umriss
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Metadata Concerning Header
  • Date: Freitag, 22. Oktober 1802
  • Sender: Friedrich von Schlegel ·
  • Recipient: Friedrich Wilmans ·
  • Place of Dispatch: Paris · ·
  • Place of Destination: Frankfurt am Main · ·
Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 26. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Pariser und Kölner Lebensjahre (1802‒1808). Erster Teil (Juni 1802 ‒ Dezember 1805). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Hans Dierkes. Paderborn 2018, S. 38‒40.
Language
  • German

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