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Friedrich von Schlegel to Siegfried August Mahlmann

Paris den 22ten Octob. 1802.
Ich schreibe Ihnen heute nur eine Zeile, werther Freund, um ein Mißverständniß zu verhüten. Ich schrieb Ihnen lezthin Sie möchten die Güte haben, entweder sogleich an Treuttel & Würz in Bezug auf mich zu schreiben oder mir selbst unmittelbar ein Exempl des Lessing zu besorgen. Nun muß ich aber ausschließend um das erste bitten, da Treuttel & W. wirklich schon den Lessing für mich verschrieben haben, dem ich mit jedem Tag entgegen sehe, damit ich nicht etwa 2 Exemplare der großen Sammlung hieher bekomme.
Die Uebersetzung der Margaretha ist seit mehr als 14 Tagen ganz fertig; aber noch hat es nicht möglich werden wollen, sie abzuschreiben. Dürfte ich Ihnen wohl einmal eine metrische Uebersetzung eines Stücks von Raçine oder Corneille für die Deutsche Bühne berechnet zuschicken? – Ich müßte freilich dabei etwas andre Bedingungen voraus setzen als bei unsern andern Uebersetzungen, besonders da ich es mit dem Metrischen noch etwas strenger nehmen werde als Goethe es im Mahomet oder Tancred.
Grüßen Sie Spatziers aufs freundschaftichste und angelegentlichste von mir. Wenn die Zeit nur nicht so gar kurz wäre so schriebe ich selbst; indessen würden Sie im 1ten Stück der Europa ein kleines Gedicht finden, welches Minna verrathen soll an wen es gerichtet ist – an eine Freundin der Poesie ist es überschrieben.
Haben Sie dieses 1te Stück der Europa erst gesehen, so hoffe ich werden Sie von selbst auf den Einfall gerathen, mir gelegentlich einen Beitrag dazu zu geben, wenn Sie keinen bessern Ort dazu wissen; ich will Sie hiemit förmlich dazu eingeladen haben, es sei nun Prosa oder Poesie, Sie werden schon sehen, der Plan ist weit genug, um beides gleich gern aufzunehmen. Erhalten Sie mir Ihre Freundschaft, auch gedenken Sie meiner bisweilen in Ihrem gemeinschaftlichen Kreise, – worunter ich vorzüglich Ihren Verwandten Spatzier verstehe. Ich wünschte oft, in Ihrem Kreise zu sein. –
Hätte ich nur erst den Lessing, daß ich Ihnen etwas mehr als einen Brief schicken könnte. Die Margar. erhalten Sie sehr bald.
Ganz der Ihrige
Friedrich Schlegel
  • Mahlmann, Siegfried August  Brief  senden  Treuttel et Würtz (Firma)
  • Schlegel, Friedrich von  Literaturbeschaffung  erbitten  Mahlmann, Siegfried August
  • Schlegel, Friedrich von  Literaturbeschaffung  erbitten  Lessing, Gotthold Ephraim: Sämtliche Schriften
  • Schlegel, Friedrich von  Manuskriptabschluss  mitteilen  Margarete, Frankreich, Königin: Geschichte der Margaretha von Valois Gemählin Heinrichs IV. [Ü: Dorothea Schlegel]
  • Schlegel, Friedrich von  grüßen lassen  Mahlmann, Siegfried August
  • Schlegel, Friedrich von  grüßen  Spazier, Karl
  • Schlegel, Friedrich von  grüßen  Spazier, Johanne Karoline Wilhelmine
  • Schlegel, Friedrich von  Manuskript  erbitten  Mahlmann, Siegfried August
  • Schlegel, Friedrich von  Manuskript  erbitten  Europa. Eine Zeitschrift
  • Schlegel, Friedrich von  Manuskriptsendung  ankündigen  Mahlmann, Siegfried August
  • Schlegel, Friedrich von  Manuskriptsendung  ankündigen  Margarete, Frankreich, Königin: Geschichte der Margaretha von Valois Gemählin Heinrichs IV. [Ü: Dorothea Schlegel]
Metadata Concerning Header
  • Date: Freitag, 22. Oktober 1802
  • Sender: Friedrich von Schlegel ·
  • Recipient: Siegfried August Mahlmann ·
  • Place of Dispatch: Paris · ·
  • Place of Destination: Leipzig · ·
Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 26. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Pariser und Kölner Lebensjahre (1802‒1808). Erster Teil (Juni 1802 ‒ Dezember 1805). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Hans Dierkes. Paderborn 2018, S. 40‒41.
Language
  • German

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