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Friedrich von Schlegel to Friedrich Wilmans

Paris den 5ten Frimaire.
Seit 14 Tagen, werthester Freund, lebe ich in der ängstlichsten und peinlichsten Besorgniß. Schon am 3ten Brumaire sandte ich Ihnen mit der Diligençe das Mscrpt zum 1ten St. der Europa bis auf wenig Restanten, in Wachsleinwand sorgfältig eingepackt; und noch immer warte ich vergeblich auf die Nachricht des richtigen Empfanges. Ich habe von dem hiesigen Bureau die bestimmteste Declaration erhalten, daß das Packet wirklich an jenem Tage abgegangen sei, und man versichert mich, daß es nicht möglich sei, daß es unterwegens liegen geblieben. Haben Sie es erhalten, so schreiben Sie mir doch ja augenblicklich; wo nicht so bleibt nichts übrig, als auf dem Bureau zu Frankfurt selbst und durch dieses auf dem zu Mainz Nachfrage thun zu lassen.
Ich mag mich nun nicht wieder der Diligençe anvertrauen; und ziehe für heute die Post vor, so theuer diese auch ist. Den nächsten Posttag erhalten Sie den Aufsatz über die Gemählde im Museum; er ist lang geworden, und Sie werden vielleicht einen Theil davon für das 2te Stück zurück legen müssen Ich lasse ihn erst abschreiben, unglücklicherweise ist das mit einem der lezthin abgesandten nicht geschehen, wodurch meine Besorgniß nicht wenig vermehrt ward.
Da auch der hiebei erfolgende Aufsatz – Litteratur – nicht ganz so kurz geworden ist als ich dachte, so wird für den Aufsatz über die Kritik des Plato in dsm 1ten Stück durchaus keine Stelle bleiben, und ich bitte Sie diese Nummer also in der Inhaltsanzeige auszustreichen. –
für das 2te Stück werde ich Ihnen von hieraus Beiträge und Uebersichten der Chemie und Naturgeschichte von ganz vorzüglichen Gelehrten in dsm Fache einsenden; und für einige andre Theile der Physik haben mir diejenigen von Deutschland aus versprochen sorgen zu wollen, welche in dsen Fächern die besten und berühmtesten sind.
Ueberlegen Sie ja meinen Vorschlag wegen der Kupfer recht wohl. Man könnte, damit es Ihnen zu kostbar wird, nur zu jedem Bande (nicht zu jedem Stück) eins geben; die Zeichnung soll gut sein und Ihnen wenig kosten, und die Auswahl auch, aber an dem Stich darf denn auch nicht gespart werden. Doch kann es bei einigen Sujets hinreichend sein, bloß Umrisse zu stechen (wie in den Propyläen verschiedentlich geschehen ist), und das muß ungleich wohlfeiler sein. Auch bitte ich, wenn Sie das Packet erhalten haben meiner Bitte wegen Assignation einer neuen Summe eingedenk zu sein.
Im Februar werden Sie das Mscrpt zum 2ten Stück vollständig haben
Ganz der Ihrige
Friedr. Schlegel
Habe ich Hoffnung Myllers Sammlung altdeutsche Gedichte bald zu erhalten? Es rückt jetzt die Zeit heran, da ich sie sehr brauche.
Von Herrn Buchh. Reimer in Berlin werden Sie 1 oder 2 Exemplare des zweiten Theils von Novalis Schriften für mich erhalten haben. Diese wünsche ich auch bald zu besitzen.
Metadata Concerning Header
  • Date: Freitag, 26. November 1802
  • Sender: Friedrich von Schlegel ·
  • Recipient: Friedrich Wilmans ·
  • Place of Dispatch: Paris · ·
  • Place of Destination: Frankfurt am Main · ·
Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 26. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Pariser und Kölner Lebensjahre (1802‒1808). Erster Teil (Juni 1802 ‒ Dezember 1805). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Hans Dierkes. Paderborn 2018, S. 53‒54.
Language
  • German

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