Beste, Theuerste Freundinn,
Nur sehr kurz kann ich Ihnen schreiben. Ich habe noch wenig Zeit übrig. – Ich habe sie – aber ich darf Ihnen nicht sagen, wozu ich sie angewendet habe.
Ich ergreife das nothwendigste, was ich Ihnen zu sagen habe: – den Tag meiner Abreise, und über den Abschied. – Sie wünschen also das so bittre des Abschiednehmens? Gut – aber nur unter einer Bedingung! – Ich muß den Abschied von Ihnen allein nehmen. In Jedes andern Gegenwart, selbst in der Ihres vortreflichen Papa’s, wäre er immer durch jene Zurükhaltung, über die ich, wie Sie, klage, genirt. – – Ich reise, weil es doch gesagt werden muß, morgen über 8. Tage ab. Heute über 8. Tage seh’ ich Sie das leztemal, denn ich reise den Sonntag sehr früh. – Suchen Sie es einzurichten, daß ich Sie zulezt allein sehe. Wie es einzurichten ist, seh’ ich noch nicht. Aber lieber will ich gar nicht Abschied von Ihnen nehmen, als einen kalten étiquettenmäßigen Abschied.
Für Ihren gestrigen offenen herrlichen Brief danke ich Ihnen herzlich. – Nicht für das Zutrauen, das darinne herrscht: dafür kann ich Ihnen nicht danken; und wenn ich es könnte, so hätte ich es schon längst gethan: – sondern deswegen, weil die Erzählung mich so sehr in meinem Lieblingsgrundsaze bestätigt: Gott sorgt für uns, und verläßt keinen ehrlichen Mann: – und dann, weil er mir einen neuen sinnlichen Beweiß von Ihrem edlen Charakter giebt. – Ihr kindliches Herz – Ihre Standhaftigkeit Ihren Eltern zu dienen – alles das habe ich von Ihnen fest erwartet: aber es freut mich innig, daß Sie es sich selbst mit so einer Festigkeit zutrauen können, da Sie es schon gezeigt haben. [/]
Leider ist unsre mündliche Sprache noch nicht so offen, u. herzlich geworden, als unsre schriftliche, und Sie geben davon die Ursachen sehr richtig an. – So weh’ es mir thut, so war es unter dieser Lage doch nicht zu ändern. Und dies ist eine Ursache mehr, warum ich einen Abschied unter 4. Augen wünsche. Sie fürchten meine Freunde in Sachsen, u. noch mehr meine Freundinnen? – Von der leztern Gattung habe ich vor der Hand in Sachsen nichts — und hätte ich welche, oder sollte ich in der Zukunft welche finden, so können Sie sehr überzeugt sein, daß dem Andenken an Sie nichts Eintrag thun kann. Die Ursachen davon sind Ihnen längst bekannt. Sie wißen meine Denkungsart, Sie kennen Sich; Sie wißen, daß ich Sie kenne: können Sie noch zweifeln, daß ich es weiß, daß die einzige weibliche Seele, die ich am meisten werde schäzen, ehren, lieben, können, gefunden ist? daß ich nichts mehr unter dem weiblichen Geschlechte zu suchen habe, und nichts mehr finden kann, was für mich ist?
Ich habe öfterer, in meinen Briefen sowohl, als in der Unterredung, mich dieser oder jener Ausdrüke bedient; die nicht in Ihrem eigentlichsten Sinne zu nehmen waren. – Ich laße öfters blos mein Herz, das in der Freude von Ihnen, theure gute Seele, geliebt zu werden, ein etwas muthwilliges [/] Herz ist, reden. Ach! ich bitte, bitte, theure Freundinn, glauben Sie doch da ja nicht an das Wort, sondern an das Herz. Wenn ich Ihnen sage, daß ich Ihnen böse bin, so bin ich Ihnen gewiß recht gut: und wenn ich Ihnen sage, daß Sie mich zum Kinde gemacht haben, so kann das wohl sein; aber ich freue mich dann gewiß ein Kind zu sein, wenn es durch Sie ist, daß ich’s geworden bin.
Leben Sie recht wohl. Ich hoffe Sie heute recht zu genießen. Ihr Papa wird sich an jemand anders addreßiren; und von Ihnen werde ich, so viel möglich, alles wegdisputiren. Der Stunden werden wenig; u. hier ist einige Unhöflichkeit zu verzeihen.
Leben Sie wohl, theure, gute, herrliche Seele.
Ihr
Sie ewig liebender Freund.
Nur sehr kurz kann ich Ihnen schreiben. Ich habe noch wenig Zeit übrig. – Ich habe sie – aber ich darf Ihnen nicht sagen, wozu ich sie angewendet habe.
Ich ergreife das nothwendigste, was ich Ihnen zu sagen habe: – den Tag meiner Abreise, und über den Abschied. – Sie wünschen also das so bittre des Abschiednehmens? Gut – aber nur unter einer Bedingung! – Ich muß den Abschied von Ihnen allein nehmen. In Jedes andern Gegenwart, selbst in der Ihres vortreflichen Papa’s, wäre er immer durch jene Zurükhaltung, über die ich, wie Sie, klage, genirt. – – Ich reise, weil es doch gesagt werden muß, morgen über 8. Tage ab. Heute über 8. Tage seh’ ich Sie das leztemal, denn ich reise den Sonntag sehr früh. – Suchen Sie es einzurichten, daß ich Sie zulezt allein sehe. Wie es einzurichten ist, seh’ ich noch nicht. Aber lieber will ich gar nicht Abschied von Ihnen nehmen, als einen kalten étiquettenmäßigen Abschied.
Für Ihren gestrigen offenen herrlichen Brief danke ich Ihnen herzlich. – Nicht für das Zutrauen, das darinne herrscht: dafür kann ich Ihnen nicht danken; und wenn ich es könnte, so hätte ich es schon längst gethan: – sondern deswegen, weil die Erzählung mich so sehr in meinem Lieblingsgrundsaze bestätigt: Gott sorgt für uns, und verläßt keinen ehrlichen Mann: – und dann, weil er mir einen neuen sinnlichen Beweiß von Ihrem edlen Charakter giebt. – Ihr kindliches Herz – Ihre Standhaftigkeit Ihren Eltern zu dienen – alles das habe ich von Ihnen fest erwartet: aber es freut mich innig, daß Sie es sich selbst mit so einer Festigkeit zutrauen können, da Sie es schon gezeigt haben. [/]
Leider ist unsre mündliche Sprache noch nicht so offen, u. herzlich geworden, als unsre schriftliche, und Sie geben davon die Ursachen sehr richtig an. – So weh’ es mir thut, so war es unter dieser Lage doch nicht zu ändern. Und dies ist eine Ursache mehr, warum ich einen Abschied unter 4. Augen wünsche. Sie fürchten meine Freunde in Sachsen, u. noch mehr meine Freundinnen? – Von der leztern Gattung habe ich vor der Hand in Sachsen nichts — und hätte ich welche, oder sollte ich in der Zukunft welche finden, so können Sie sehr überzeugt sein, daß dem Andenken an Sie nichts Eintrag thun kann. Die Ursachen davon sind Ihnen längst bekannt. Sie wißen meine Denkungsart, Sie kennen Sich; Sie wißen, daß ich Sie kenne: können Sie noch zweifeln, daß ich es weiß, daß die einzige weibliche Seele, die ich am meisten werde schäzen, ehren, lieben, können, gefunden ist? daß ich nichts mehr unter dem weiblichen Geschlechte zu suchen habe, und nichts mehr finden kann, was für mich ist?
Ich habe öfterer, in meinen Briefen sowohl, als in der Unterredung, mich dieser oder jener Ausdrüke bedient; die nicht in Ihrem eigentlichsten Sinne zu nehmen waren. – Ich laße öfters blos mein Herz, das in der Freude von Ihnen, theure gute Seele, geliebt zu werden, ein etwas muthwilliges [/] Herz ist, reden. Ach! ich bitte, bitte, theure Freundinn, glauben Sie doch da ja nicht an das Wort, sondern an das Herz. Wenn ich Ihnen sage, daß ich Ihnen böse bin, so bin ich Ihnen gewiß recht gut: und wenn ich Ihnen sage, daß Sie mich zum Kinde gemacht haben, so kann das wohl sein; aber ich freue mich dann gewiß ein Kind zu sein, wenn es durch Sie ist, daß ich’s geworden bin.
Leben Sie recht wohl. Ich hoffe Sie heute recht zu genießen. Ihr Papa wird sich an jemand anders addreßiren; und von Ihnen werde ich, so viel möglich, alles wegdisputiren. Der Stunden werden wenig; u. hier ist einige Unhöflichkeit zu verzeihen.
Leben Sie wohl, theure, gute, herrliche Seele.
Ihr
Sie ewig liebender Freund.