Stuttgard [vielmehr: Schaffhausen], den 6ten April, 1790.
Bester, ehrwürdiger Freund! Ich bitte Sie nicht um Verzeihung, daß ich so geradezu mit Ihnen bin. [/] Ohnerachtet der Entfernung, die Stand und Jahre zwischen Ihnen und mir machen, wissen Sie doch, daß ich Sie innig verehre und liebe, und Sie sind so gut und erlauben mir, dies Ihnen zu sagen.
Von Sax aus konnte ich Ihnen nicht schreiben; ich war keinen Posttag dort. Ich wollte Ihnen einen Entwurf zu einem Briefe an den Prinzen von Hessen schicken. – Wenn Sie es wollen – Sie verzeihen meine Freiheit und lächeln doch nicht über den Jüngling, der einem Meister einen Entwurf geben will? – hier ist er:
„Ew. Durchlaucht verzeihen es dem Alter, das sich so gern in verlebte glücklichere Tage zurückversetzt, wenn mein Andenken oft und am Liebsten bei Ew. Durchlaucht verweilet, und wenn das, was ich sonst nur still zu empfinden wagte, jetzt durch einen Zufall in Worte ausströmt.
Es hielt sich einige Zeit ein junger Mensch hier auf, dessen moralischer Charakter mir schon längst von keiner unvortheilhaften Seite bekannt war, und dessen Anlagen ich erst durch einen Aufsatz, den ich mir die Freiheit nehme, Ew. zu überreichen, und durch einen zweiten, der in den Händen des Herrn Grafen von Bernstorff ist, näher kennen lernte. – Bei einigen Anlagen wünscht er sich Gelegenheit, sie weiter auszubilden, welche ich ihm von Herzen wünschen möchte.
Ew. kennen und schützen die Wissenschaften. – So wie ich den jungen Mann kenne, so wäre es mir wahrscheinlich, daß er sich Ew. mit seiner ganzen Seele widmen würde, wenn er so glücklich seyn könnte, Ihnen anzugehören, und wenn [/] er vielleicht das beneidenswerthe Loos haben könnte, einige von wichtigern Geschäften freie Stunden durch Lektüre ec. nicht unangenehm verkürzen zu helfen.
Dies träfe mit den Wünschen dieses Jünglings überein, der als Lector bei einem edlen Großen zu leben, längst begehrt hat; und ich sehe, wie beneidenswürdig sein Schicksal seyn würde, wenn er in diesem Wunsche bei Ew. reüssiren sollte.“ – u.s.w.
Nicht ein Brief soll das seyn, wie es sich versteht, sondern die Gedankenreihe eines Briefes, wie ich etwa ihn schreiben würde. Verzeihen Sie und lächeln Sie nicht zu sehr.
Ich höre überdies, bester Herr Waagmeister, daß Sie ein Spötter geworden sind. O, ich bitte, bitte, seyen Sie das doch nicht!
Ich habe heute den Rheinfall gesehen. Alles wird in der Beschreibung leicht übertrieben. Dieses Wunder der Natur wird ewig unerreicht, unausgesagt, unbeschrieben, unbesungen, und ungemahlt bleiben.
Leben Sie wohl, erhalten Sie mir Ihre Liebe. Es gehört unter die Dinge, die mich ewig freuen werden, daß ich in Zürich so glücklich war, die Freundschaft des liebens= und verehrungswürdigsten Mannes zu erhalten. Doch hier Punktum, um nicht in den Ton der guten Titot zu verfallen. Ich bin für immer Ihr verbundenster.
Bester, ehrwürdiger Freund! Ich bitte Sie nicht um Verzeihung, daß ich so geradezu mit Ihnen bin. [/] Ohnerachtet der Entfernung, die Stand und Jahre zwischen Ihnen und mir machen, wissen Sie doch, daß ich Sie innig verehre und liebe, und Sie sind so gut und erlauben mir, dies Ihnen zu sagen.
Von Sax aus konnte ich Ihnen nicht schreiben; ich war keinen Posttag dort. Ich wollte Ihnen einen Entwurf zu einem Briefe an den Prinzen von Hessen schicken. – Wenn Sie es wollen – Sie verzeihen meine Freiheit und lächeln doch nicht über den Jüngling, der einem Meister einen Entwurf geben will? – hier ist er:
„Ew. Durchlaucht verzeihen es dem Alter, das sich so gern in verlebte glücklichere Tage zurückversetzt, wenn mein Andenken oft und am Liebsten bei Ew. Durchlaucht verweilet, und wenn das, was ich sonst nur still zu empfinden wagte, jetzt durch einen Zufall in Worte ausströmt.
Es hielt sich einige Zeit ein junger Mensch hier auf, dessen moralischer Charakter mir schon längst von keiner unvortheilhaften Seite bekannt war, und dessen Anlagen ich erst durch einen Aufsatz, den ich mir die Freiheit nehme, Ew. zu überreichen, und durch einen zweiten, der in den Händen des Herrn Grafen von Bernstorff ist, näher kennen lernte. – Bei einigen Anlagen wünscht er sich Gelegenheit, sie weiter auszubilden, welche ich ihm von Herzen wünschen möchte.
Ew. kennen und schützen die Wissenschaften. – So wie ich den jungen Mann kenne, so wäre es mir wahrscheinlich, daß er sich Ew. mit seiner ganzen Seele widmen würde, wenn er so glücklich seyn könnte, Ihnen anzugehören, und wenn [/] er vielleicht das beneidenswerthe Loos haben könnte, einige von wichtigern Geschäften freie Stunden durch Lektüre ec. nicht unangenehm verkürzen zu helfen.
Dies träfe mit den Wünschen dieses Jünglings überein, der als Lector bei einem edlen Großen zu leben, längst begehrt hat; und ich sehe, wie beneidenswürdig sein Schicksal seyn würde, wenn er in diesem Wunsche bei Ew. reüssiren sollte.“ – u.s.w.
Nicht ein Brief soll das seyn, wie es sich versteht, sondern die Gedankenreihe eines Briefes, wie ich etwa ihn schreiben würde. Verzeihen Sie und lächeln Sie nicht zu sehr.
Ich höre überdies, bester Herr Waagmeister, daß Sie ein Spötter geworden sind. O, ich bitte, bitte, seyen Sie das doch nicht!
Ich habe heute den Rheinfall gesehen. Alles wird in der Beschreibung leicht übertrieben. Dieses Wunder der Natur wird ewig unerreicht, unausgesagt, unbeschrieben, unbesungen, und ungemahlt bleiben.
Leben Sie wohl, erhalten Sie mir Ihre Liebe. Es gehört unter die Dinge, die mich ewig freuen werden, daß ich in Zürich so glücklich war, die Freundschaft des liebens= und verehrungswürdigsten Mannes zu erhalten. Doch hier Punktum, um nicht in den Ton der guten Titot zu verfallen. Ich bin für immer Ihr verbundenster.