– Ew. erlauben gnädigst, daß ich Denselben meine Lage aufrichtig, so aufrichtig entdecke, wie ich selbst sie kenne.
Auf der Schule war ich nicht ungeschickt in den Kenntnissen, die man sich daselbst erwerben kann, wie meine damaligen Arbeiten und mein Schultestimonium beweisen. In meinen academischen Jahren drückte mich der herbste Mangel zu Boden, der desto trauriger für mich war, als – ich wage mich Ew. mit allen meinen Fehlern zu zeigen, – ich mich desselben bitterlich schämte; und dieß benahm mir alle Möglichkeit empor zu kommen. Ich nannte mich [/] studiosus theologiae. Seit dem Jahre 1784 bin ich in verschiedenen Häusern in Sachsen nicht ohne Ehre Hauslehrer gewesen.
Von dem Einflusse, den die classischen Autoren auf die ganze Wendung des Geistes haben, ist mir vielleicht Etwas übrig geblieben; das eigentliche gelehrte Studium derselben habe ich aber nicht fortsetzen können, weil ich den größten Theil meiner Zeit andern Geschäften schuldig war, und einen gänzlichen Mangel an eigenen Büchern hatte. Doch habe ich seit der Zeit viel französische und deutsche Schriften gelesen, meinen Styl nie ohne Uebung gelassen, oft gepredigt, und mir durch Umgang die Leichtigkeit meine Gedanken zu entwickeln, und diejenige Welt= und Menschenkenntniß zu erwerben gesucht, deren gänzlicher Mangel ein Unglück über meine ersten Jahre verbreitete, dessen traurige Folgen wohl nie aufhören werden.
Ich habe über die meisten Gegenstände der Theologie gedacht, geredet und gearbeitet; aber ich gestehe, daß ich in einzelnen historischen Zweigen derselben, besonders im Hebräischen, Lücken habe.
Ich hatte deßhalb schon vorlängst den Plan gemacht, diesen Weg gar nicht zu gehen, sondern meine Versorgung von irgend einer glücklichen Fügung außer meinem Vaterlande abhangen zu lassen, einige Correspondenz zu halten, und von der Protektion eines Großen, wenn ich die Erziehung seiner Kinder zu seiner Zufriedenheit vollendet, meine künftige Versorgung zu erwarten. In dieser Hoffnung bestärkte mich der Beifall, mit dem ich in allen Gegenden, in die ich kam, predigte, und die Leichtigkeit, [/] die ich in einigen fand, mir Bekanntschaft und Gönner zu erwerben.
Jetzt mehr als je, wo es Entscheidung gilt, und da ich vielleicht die letzte Veranlassung habe, umzukehren, fühle ich das Gewagte, das Unregelmäßige und das Unvaterländische dieses Planes. Aber ich allein kann mir nicht helfen, und deßhalb wage ich es, mich an Ew. zu wenden.
Ich glaube überhaupt sagen zu dürfen, durch den Fleiß, den ich gewiß anwenden würde, mit den natürlichen Gaben, die mir Gott verlieh und bis jetzt gnädig erhielt, binnen hier und Ostern das Versäumte nachholen, und dann nicht mit Unehren vor dem Oberconsistorium zur Prüfung erscheinen zu können, wenn ich von andern Beschäftigungen und Nahrungssorgen frei, meine Zeit ganz und freudig diesem Geschäfte widmen dürfte. Ohne dies hilft mir mein Aufenthalt in Leipzig Nichts, weil ich alle meine Zeit auf ganz heterogene Dinge wenden muß, um zu leben.
Ich habe in meinen academischen Jahren nie einen Antheil an den öffentlichen Wohlthaten für Studirende gehabt, nie ein Stipendium oder deß Etwas genossen, ohnerachtet meine Armuth klar zu erweisen ist. Wäre es möglich, in dieser Rücksicht eine auf die kurze Zeit völlig hinreichende Unterstützung zu erhalten, die mich in den Stand setzte, nur bis Ostern sorgenfrei mich der Theologie widmen zu können? Wollen Ew. mich dazu Ihres gnädigen Fürworts und Ihrer Verwendung würdigen?
Wenn Ew. so gnädig gewesen sind, bis hierher zu lesen; so wage ich es Dieselben zu bitten, beiliegende Predigt durchzusehen. Ich sehe, wie viel [/] ich durch ein Verlangen wage, das Ew. Geschäfte noch weiter stört; und ich kann Nichts zur Entschuldigung anführen, als daß ich es ganz von Ew. Urtheil wollte abhängen lassen, ob eine Unterstützung an mich zu wenden sey. Die Predigt selbst halte ich nur für sehr mittelmäßig; aber ich kann sie vor der Hand nicht besser machen. Ich habe es durch einige Uebungen darin nicht weiter gebracht, als zu sehen, was und wie viel mir noch fehlt, und wie unendlich viel zu einer guten Predigt gehört, das Ziel dunkel schimmern zu sehen, dessen Erreichung meine Kräfte oder meine Lage wohl nie mir erlauben werden. Ueberdieß ist die gegenwärtige nie gehalten worden, und es fehlt ihr daher ein gewisses Leben, das ich ihr erst nach dem gehaltenen Vortrage geben kann.
Ueber mein moralisches Betragen, seitdem ich in Leipzig bin, kann der Herr Professor Palmer und der Herr Kreissteuer=Einnehmer Weiße Zeugniß ablegen. Aus den übrigen Gegenden, wo ich gelebt habe, kann ich die unbescholtensten Zeugen dafür aufstellen.
Sollten Ew. geruhen, mir meine Bitte zu gewähren, so versichere ich Sie bei Allem, was mir heilig ist, daß ich mich ganz dann meinem Zwecke widmen, meinem Vaterlande, das mich auf der Schule unterstützte, und das mir seitdem nur theurer geworden ist, mich ganz weihen, nach meinem Examen vor dem Oberconsistorio im Lande in Condition gehen, und meine Bestimmung von seiner fernem Verfügung ruhig erwarten würde.
Ich bitte Ew., die Versicherungen meiner unbegränzten Hochachtung, die ich mit allen Wohl[/]gesinnten im Lande theile, die von Denselben die glücklichsten Zeiten für Religion und Wissenschaften erwarten, gnädig anzunehmen, mit welcher ich die Ehre habe
Auf der Schule war ich nicht ungeschickt in den Kenntnissen, die man sich daselbst erwerben kann, wie meine damaligen Arbeiten und mein Schultestimonium beweisen. In meinen academischen Jahren drückte mich der herbste Mangel zu Boden, der desto trauriger für mich war, als – ich wage mich Ew. mit allen meinen Fehlern zu zeigen, – ich mich desselben bitterlich schämte; und dieß benahm mir alle Möglichkeit empor zu kommen. Ich nannte mich [/] studiosus theologiae. Seit dem Jahre 1784 bin ich in verschiedenen Häusern in Sachsen nicht ohne Ehre Hauslehrer gewesen.
Von dem Einflusse, den die classischen Autoren auf die ganze Wendung des Geistes haben, ist mir vielleicht Etwas übrig geblieben; das eigentliche gelehrte Studium derselben habe ich aber nicht fortsetzen können, weil ich den größten Theil meiner Zeit andern Geschäften schuldig war, und einen gänzlichen Mangel an eigenen Büchern hatte. Doch habe ich seit der Zeit viel französische und deutsche Schriften gelesen, meinen Styl nie ohne Uebung gelassen, oft gepredigt, und mir durch Umgang die Leichtigkeit meine Gedanken zu entwickeln, und diejenige Welt= und Menschenkenntniß zu erwerben gesucht, deren gänzlicher Mangel ein Unglück über meine ersten Jahre verbreitete, dessen traurige Folgen wohl nie aufhören werden.
Ich habe über die meisten Gegenstände der Theologie gedacht, geredet und gearbeitet; aber ich gestehe, daß ich in einzelnen historischen Zweigen derselben, besonders im Hebräischen, Lücken habe.
Ich hatte deßhalb schon vorlängst den Plan gemacht, diesen Weg gar nicht zu gehen, sondern meine Versorgung von irgend einer glücklichen Fügung außer meinem Vaterlande abhangen zu lassen, einige Correspondenz zu halten, und von der Protektion eines Großen, wenn ich die Erziehung seiner Kinder zu seiner Zufriedenheit vollendet, meine künftige Versorgung zu erwarten. In dieser Hoffnung bestärkte mich der Beifall, mit dem ich in allen Gegenden, in die ich kam, predigte, und die Leichtigkeit, [/] die ich in einigen fand, mir Bekanntschaft und Gönner zu erwerben.
Jetzt mehr als je, wo es Entscheidung gilt, und da ich vielleicht die letzte Veranlassung habe, umzukehren, fühle ich das Gewagte, das Unregelmäßige und das Unvaterländische dieses Planes. Aber ich allein kann mir nicht helfen, und deßhalb wage ich es, mich an Ew. zu wenden.
Ich glaube überhaupt sagen zu dürfen, durch den Fleiß, den ich gewiß anwenden würde, mit den natürlichen Gaben, die mir Gott verlieh und bis jetzt gnädig erhielt, binnen hier und Ostern das Versäumte nachholen, und dann nicht mit Unehren vor dem Oberconsistorium zur Prüfung erscheinen zu können, wenn ich von andern Beschäftigungen und Nahrungssorgen frei, meine Zeit ganz und freudig diesem Geschäfte widmen dürfte. Ohne dies hilft mir mein Aufenthalt in Leipzig Nichts, weil ich alle meine Zeit auf ganz heterogene Dinge wenden muß, um zu leben.
Ich habe in meinen academischen Jahren nie einen Antheil an den öffentlichen Wohlthaten für Studirende gehabt, nie ein Stipendium oder deß Etwas genossen, ohnerachtet meine Armuth klar zu erweisen ist. Wäre es möglich, in dieser Rücksicht eine auf die kurze Zeit völlig hinreichende Unterstützung zu erhalten, die mich in den Stand setzte, nur bis Ostern sorgenfrei mich der Theologie widmen zu können? Wollen Ew. mich dazu Ihres gnädigen Fürworts und Ihrer Verwendung würdigen?
Wenn Ew. so gnädig gewesen sind, bis hierher zu lesen; so wage ich es Dieselben zu bitten, beiliegende Predigt durchzusehen. Ich sehe, wie viel [/] ich durch ein Verlangen wage, das Ew. Geschäfte noch weiter stört; und ich kann Nichts zur Entschuldigung anführen, als daß ich es ganz von Ew. Urtheil wollte abhängen lassen, ob eine Unterstützung an mich zu wenden sey. Die Predigt selbst halte ich nur für sehr mittelmäßig; aber ich kann sie vor der Hand nicht besser machen. Ich habe es durch einige Uebungen darin nicht weiter gebracht, als zu sehen, was und wie viel mir noch fehlt, und wie unendlich viel zu einer guten Predigt gehört, das Ziel dunkel schimmern zu sehen, dessen Erreichung meine Kräfte oder meine Lage wohl nie mir erlauben werden. Ueberdieß ist die gegenwärtige nie gehalten worden, und es fehlt ihr daher ein gewisses Leben, das ich ihr erst nach dem gehaltenen Vortrage geben kann.
Ueber mein moralisches Betragen, seitdem ich in Leipzig bin, kann der Herr Professor Palmer und der Herr Kreissteuer=Einnehmer Weiße Zeugniß ablegen. Aus den übrigen Gegenden, wo ich gelebt habe, kann ich die unbescholtensten Zeugen dafür aufstellen.
Sollten Ew. geruhen, mir meine Bitte zu gewähren, so versichere ich Sie bei Allem, was mir heilig ist, daß ich mich ganz dann meinem Zwecke widmen, meinem Vaterlande, das mich auf der Schule unterstützte, und das mir seitdem nur theurer geworden ist, mich ganz weihen, nach meinem Examen vor dem Oberconsistorio im Lande in Condition gehen, und meine Bestimmung von seiner fernem Verfügung ruhig erwarten würde.
Ich bitte Ew., die Versicherungen meiner unbegränzten Hochachtung, die ich mit allen Wohl[/]gesinnten im Lande theile, die von Denselben die glücklichsten Zeiten für Religion und Wissenschaften erwarten, gnädig anzunehmen, mit welcher ich die Ehre habe