Single collated printed full text with registry labelling
TEI-Logo

Johann Gottlieb Fichte to Johann Heinrich Thieriot

Es würde mir leid, wenn ich dadurch, daß ich von dem Glüke Ihrer Bekanntschaft, und das so bald einen Gebrauch mache, den Sie warscheinlich nicht erwartet haben, einen Theil Ihrer guten Meinung verlöre. Aber, wie jeder der seiner Ehrlichkeit sich bewust ist, glaubt, daß jeder andere ihn <in eben> dem Grade für ehrlich halten werde, so dachte auch ich u. befürchtete das nicht. Also ohne längern Eingang zu meiner Bitte.
Ich war nicht länger willens, in Leipzig zu bleiben, als bis Michaelis, und dann aufs späteste zu dieser Zeit in auswärtige Condition zu gehen. Hierüber habe ich meinen Entschluß geändert, komme aber dadurch vor der Hand in einige Verlegenheit. Denn ich hatte gerechnet verschiedne Zahlungen d. h. denn andere Schulden habe ich [nie,] von den bei dergl. Arrangements zugestandenen Reisegeldern zu bezahlen. Ressourcen, die mir immer übrig bleiben, war ich nicht gesonnen zu gebrauchen, u. habe daher bis jezt keine Verfügung darüber getroffen. Der Zahlungstermin trift mich also ohne Geld, u. versezt mich, der ich nicht gewohnt bin irgend jemand über den bestimmten Tag schuldig zu bleiben, der ich überdies in Ansehung des Logis, mit welchem ich mich verändern muß, nicht kann, in keine geringe Verlegenheit. Können mir Ew. wohl, wenn Sie mich für einen Mann von Ehre, u. Wort halten auf 4. Wochen Frist, gegen Obligation oder Wechsel, wie es Ihnen gefällig ist, 20. thr. leihen. Ich verspreche auf das was mir am theuersten ist, auf Ehre, daß ich es längstens binnen 4. Wochen zurük bezahlen kann, und werde.
Erlauben mir Ew. fals Ihnen diese Bitte unangenehm sein sollte, nur dies einzige zu meiner Entschuldigung hinzuzusezen, daß ich, fals Ew. mich nicht für den ehrlichsten Mann halten, der nicht verspricht, was er nicht gewis überzeugt ist halten zu können, u. wenn [Sie] ein vielleicht sehr gerechtes Mißtrauen gegen junge Leute meines Standes auch über mich ausdehnen [sollten,] in Gefahr bin Ihr Zutrauen zu verlieren, daß mir daßelbe sowohl um Ihrer selbst willen, als um Ihrer vortrefl. Söhne willen, zu deren Besten ich nur unter der Bedingung Ihres Zutrauens etwas beitragen wollte, u. es nur unter dieser Bedingung Ihres Zutrauens kann, theuer ist, und daß ich mich also nicht dieser Gefahr aussezen würde, wenn vor der Hand ein andrer Ausweg für mich wäre mich mit Ehren in Leipzig zu behaupten.
Ich bitte um Verzeihung, daß ich Dieselben mit einem geringern Geschäfte unter größern störe, u. daß ich überdies Dieselben ergebenst ersuchen muß, mir Deroselben Entschluß baldigst zu wißen zu thun, wünsche Ihnen die ersprießlichste Meße, u bin mit aller Achtung
Deroselben
Fichte
  • Fichte, Johann Gottlieb  Reiseplan  mitteilen  Thieriot, Johann Heinrich
  • Fichte, Johann Gottlieb  wertschätzen  Thieriot, Jaques Henri
  • Fichte, Johann Gottlieb  Geld  erbitten  Thieriot, Johann Heinrich
  • Fichte, Johann Gottlieb  wertschätzen  Thieriot, Jean Philippe
  • Fichte, Johann Gottlieb  wertschätzen  Thieriot, Paul Emil
Metadata Concerning Header
  • Date: Dienstag, 28. September 1790
  • Sender: Johann Gottlieb Fichte ·
  • Recipient: Johann Heinrich Thieriot
  • Place of Dispatch: Leipzig · ·
  • Place of Destination: Leipzig · ·
Printed Text
  • Bibliography: Fichte, Johann Gottlieb: Gesamtausgabe der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Abteilung III, Bd. 1: Briefe 1775‒1793. Hg. v. Hans Jacob und Reinhard Lauth. Unter Mitwirkung v. Hans Gliwitzky und Manfred Zahn. Stuttgart 1968, S. 178‒179.
Manuscript
  • Provider: Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
  • Classification Number: B 35
Language
  • German

Basics · Zitieren