Theuerster würdigster Freund
Sehr schwer ward es mir, Sie so frühe von uns gehen zu sehn. Aber Sie jezt in einem so vortreflichen Hause, und in einer so angenehmen Lage zu wißen, ist mir desto größerer Trost, und muß den eigennüzigen Wunsch, Sie bey uns zu haben, um so mehr überwiegen. Herrlich hat Gott alles gelenkt, Sie gerade dahin zu führen, wo Ihr Werth erkannt und genuzt wird. Preis und Dank ihm! Er leite Sie ferner auf’s beste!
Nur Ihre Schriftstellerische Laufbahn wird Ihnen leider! wie Sie aus beikommenden Blatte von H. Pf. B. sehen werden, gleich beym ersten Schritte erschwert. Sie können sich leicht vorstellen, was wir bey dieser Nachricht alle empfunden. Indeßen verliert sich wenigstens das Befremdende, da man wohl beynahe voraussagen kann, daß Censor Sie nicht verstanden hat. Sie wißen, mein Bester! daß ich Ihnen in Ansehung einiger Punkte, von welchen ich voraussahe, daß sie nur zu leicht gemißdeutet werden würden, meine Bedenklichkeit geäußert, und in der That habe ich es immer bedauert, daß es mit dem Werke, nach der damaligen Lage, etwas zu eilig gehen muste. Die Materie ist so äußerst wichtig, daß ihr keine an Wichtigkeit gleich kommt, und verdient daher nicht nur von allen möglichen Seiten mit der größesten Sorgfalt abgewogen zu werden, sondern auch, daß jeder möglichen Mißdeutung, so viel es sich irgend thun läßt, aufs sorgfältigste vorgebauet werde. Bekämen Sie also noch je das Manuscript zurück; so dürfte eine kleine Revision einiger zu sehr auffallender Punkte wohl nicht schaden. Verzeihen Sie, mein Theuerster! daß ich Ihnen meine Gedanken so ganz freundschaftlich und offenherzig sage. Sie wißen, wie werth Sie mir sind, wie sehr ich Sie schäze, und liebe, und wie innig ich Ihnen vollkommenste Zufriedenheit und Wohlfarth wünsche. Dies benimmt mir alle Besorgniß, von Ihnen mißverstanden zu werden. Wie sehr wird es mich erfreuen, wenn auch diese kleine Unannehmlichkeit, die [Sie] als Autor erfahren müßen, sich bald zu Ihrer völligen Zufriedenheit entwikeln wird. [/]
Wie gerne unterhielte ich mich noch länger mit Ihnen! Aber für dieses mal muß ich abbrechen, weil sonst der Brief zu spät auf die Post käme. Ich behalte es mir aber vor, mich künftig länger mit Ihnen zu unterreden. Wie viel meine arme vortrefliche Frau <seither> an ihrem Körper leiden müßen, werden Sie aus ihrem Briefe sehen. Gott wolle doch dadurch ihre Gesundheit künftighin desto mehr befestigen! Und Sie, mein Bester! leben Sie doch immer so glücklich, als wir es alle herzlich wünschen, und erfreuen Sie uns bald wieder durch Ihre uns so schäzbare Zuschrift. Seyn Sie versichert, daß niemand Sie höher schäzen und aufrichtiger lieben kann, als
Ihr
ganz ergebenster
J Schultz
Königsberg
den 18 Januar. 1792
Sehr schwer ward es mir, Sie so frühe von uns gehen zu sehn. Aber Sie jezt in einem so vortreflichen Hause, und in einer so angenehmen Lage zu wißen, ist mir desto größerer Trost, und muß den eigennüzigen Wunsch, Sie bey uns zu haben, um so mehr überwiegen. Herrlich hat Gott alles gelenkt, Sie gerade dahin zu führen, wo Ihr Werth erkannt und genuzt wird. Preis und Dank ihm! Er leite Sie ferner auf’s beste!
Nur Ihre Schriftstellerische Laufbahn wird Ihnen leider! wie Sie aus beikommenden Blatte von H. Pf. B. sehen werden, gleich beym ersten Schritte erschwert. Sie können sich leicht vorstellen, was wir bey dieser Nachricht alle empfunden. Indeßen verliert sich wenigstens das Befremdende, da man wohl beynahe voraussagen kann, daß Censor Sie nicht verstanden hat. Sie wißen, mein Bester! daß ich Ihnen in Ansehung einiger Punkte, von welchen ich voraussahe, daß sie nur zu leicht gemißdeutet werden würden, meine Bedenklichkeit geäußert, und in der That habe ich es immer bedauert, daß es mit dem Werke, nach der damaligen Lage, etwas zu eilig gehen muste. Die Materie ist so äußerst wichtig, daß ihr keine an Wichtigkeit gleich kommt, und verdient daher nicht nur von allen möglichen Seiten mit der größesten Sorgfalt abgewogen zu werden, sondern auch, daß jeder möglichen Mißdeutung, so viel es sich irgend thun läßt, aufs sorgfältigste vorgebauet werde. Bekämen Sie also noch je das Manuscript zurück; so dürfte eine kleine Revision einiger zu sehr auffallender Punkte wohl nicht schaden. Verzeihen Sie, mein Theuerster! daß ich Ihnen meine Gedanken so ganz freundschaftlich und offenherzig sage. Sie wißen, wie werth Sie mir sind, wie sehr ich Sie schäze, und liebe, und wie innig ich Ihnen vollkommenste Zufriedenheit und Wohlfarth wünsche. Dies benimmt mir alle Besorgniß, von Ihnen mißverstanden zu werden. Wie sehr wird es mich erfreuen, wenn auch diese kleine Unannehmlichkeit, die [Sie] als Autor erfahren müßen, sich bald zu Ihrer völligen Zufriedenheit entwikeln wird. [/]
Wie gerne unterhielte ich mich noch länger mit Ihnen! Aber für dieses mal muß ich abbrechen, weil sonst der Brief zu spät auf die Post käme. Ich behalte es mir aber vor, mich künftig länger mit Ihnen zu unterreden. Wie viel meine arme vortrefliche Frau <seither> an ihrem Körper leiden müßen, werden Sie aus ihrem Briefe sehen. Gott wolle doch dadurch ihre Gesundheit künftighin desto mehr befestigen! Und Sie, mein Bester! leben Sie doch immer so glücklich, als wir es alle herzlich wünschen, und erfreuen Sie uns bald wieder durch Ihre uns so schäzbare Zuschrift. Seyn Sie versichert, daß niemand Sie höher schäzen und aufrichtiger lieben kann, als
Ihr
ganz ergebenster
J Schultz
Königsberg
den 18 Januar. 1792