Königsberg am 24 Jul. 1792.
Sie haben denn gewiß schon längstens das Ihnen, sehr verehrter und geliebter Freund! so viel wahre Ehre machende Kind Ihrer Feder durch den Verleger erhalten. Sie werden sich auch des guten Anputzes, den Verleger und Drucker ihm gaben, gewis erfreuet haben. Nun gebe ich Ihnen hier in der Beilage, was bei seiner Taufe die Kritik vor dem Auge des hiesigen Publikums sprach. Ohne alles Bild zu reden, Hr. Mag. Gensichen, dem ich sogleich ein Exemplar Ihrer Schrift einhändigen ließ, hielt mit seiner Rezension, weil er nicht bloß eine Abschrift der Paragraphsaufschriften geben sondern im eigentlichen Verstande recensiren wollte, etwas lange an; fertigte eine solche endlich zu und so ward sie der 27sten Nummer der hiesigen kritischen Blätter, die nunmehr auch außer Preußen viel gelesen werden und von denen, wie Hartung sagte, mehrere Exemplare auf der Messe nach Göttingen, Helmstädt, Jena, Leipzig p begehret sind, inseriret. Alle Kenner und aufmerksamen Leser Ihrer Schrift sind überzeugt, daß Hr. Mag. Gensichen sich in Ihre Schrift hineinstudiret habe und mit seinem Lobe wohl noch etwas freigebiger hätte seyn können. Das mag denn nun der liebe Mann selbst bei Ihnen verantworten.
Hartungen hab ich aufgetragen, ein Exemplar Ihres Versuchs an Hr. Mag. Weißhuhn zu Schönewerda zu besorgen und ich werde Morgen, da ich ihn spreche, darnach fragen, ob es auch wirklich dahin besorgt sey. – Wegen verlangter Bücher für Sie und Ihr Haus würde ich anrathen, nicht an Hr. Hartung besonders, sondern An die Hartungsche Buchhandlung zu schreiben. Bis weilen kann ein solcher Brief, obgleich er Büchergeschäfte betrift, im Fall er nicht an die Buchhandlung adreßirt wird, unter andern Familienbriefen vielleicht unbeantwortet bleiben. – Unser Kant läßt nun in die Berl. Monatsschrift einen neuen Aufsatz: Über den Streit des guten und bösen Prinzips, einrücken, welcher eine Folge des Aufsatzes: Ueber das radicale Böse ist p Stäudlins Ideen zur Kritik des Systems der christl. Religion werden nun hier recht häufig gelesen. Kant communicirte mir dies Werk, das sein Verfaßer ihm selbst zugeschikt hatte – und ich, von seiner Vortreflichkeit so sehr überzeugt und erwärmt, empfahl es rund um mich her, so weit ich konnte. Ohne Zweifel kennen Sie es jezt auch schon. Unser guter Hofpr. Schultz versicherte [/] lezthin, daß H. Prof. Stäudlin ihm in sehr Vielem zuvorgekommen wäre, was er selbst in den künftigen Theilen seiner Prüfung der Kantischen Critik hätte anbringen wollen. – Des Schreibens über – für – wider Kant ist auf der lezten Messe kein Ende gewesen, wie Sie das in jedem Büchercatalog von der Ostermesse selbst finden werden. Hofpr. Schultz las uns leztens in der Kön. D. Gesellsch. eine sehr schöne Abhandl Ueber das allmählige Emporsteigen des menschlichen Geistes zur nähern Erkenntniß des Weltgebäudes, vor. Diese Vorlesung wird einem der nächsten Stücke des preuß. Archivs inserirt werden.
H. Oberconsistorialrath Teller aus Berlin schrieb mir vor einigen Tagen, daß er eben jezt die Religion der Vollkommnern abdruken läßt; er könne mir aber noch nicht ein Exemplar davon mitschiken, weil er selbst noch keines von dem Druckorte Leipzig erhalten habe. Ich bin sehr begierig darauf.
Sie haben, theuerster Mann! sich in der Meinung Ihrer hiesigen Freunde nun Ihr Versuch publici juris geworden ist, noch mehr befestiget und wir feiern hier besonders in dem würdigen Schultzischen Hause frohe Stunden des freundschaftlichen Andenkens an Sie, und jedesmal werden damit die beßten Wünsche für Ihr Wohl verknüpfet. Ich bin von ganzem Herzen
der
Ihrige
Borowski.
Sie haben denn gewiß schon längstens das Ihnen, sehr verehrter und geliebter Freund! so viel wahre Ehre machende Kind Ihrer Feder durch den Verleger erhalten. Sie werden sich auch des guten Anputzes, den Verleger und Drucker ihm gaben, gewis erfreuet haben. Nun gebe ich Ihnen hier in der Beilage, was bei seiner Taufe die Kritik vor dem Auge des hiesigen Publikums sprach. Ohne alles Bild zu reden, Hr. Mag. Gensichen, dem ich sogleich ein Exemplar Ihrer Schrift einhändigen ließ, hielt mit seiner Rezension, weil er nicht bloß eine Abschrift der Paragraphsaufschriften geben sondern im eigentlichen Verstande recensiren wollte, etwas lange an; fertigte eine solche endlich zu und so ward sie der 27sten Nummer der hiesigen kritischen Blätter, die nunmehr auch außer Preußen viel gelesen werden und von denen, wie Hartung sagte, mehrere Exemplare auf der Messe nach Göttingen, Helmstädt, Jena, Leipzig p begehret sind, inseriret. Alle Kenner und aufmerksamen Leser Ihrer Schrift sind überzeugt, daß Hr. Mag. Gensichen sich in Ihre Schrift hineinstudiret habe und mit seinem Lobe wohl noch etwas freigebiger hätte seyn können. Das mag denn nun der liebe Mann selbst bei Ihnen verantworten.
Hartungen hab ich aufgetragen, ein Exemplar Ihres Versuchs an Hr. Mag. Weißhuhn zu Schönewerda zu besorgen und ich werde Morgen, da ich ihn spreche, darnach fragen, ob es auch wirklich dahin besorgt sey. – Wegen verlangter Bücher für Sie und Ihr Haus würde ich anrathen, nicht an Hr. Hartung besonders, sondern An die Hartungsche Buchhandlung zu schreiben. Bis weilen kann ein solcher Brief, obgleich er Büchergeschäfte betrift, im Fall er nicht an die Buchhandlung adreßirt wird, unter andern Familienbriefen vielleicht unbeantwortet bleiben. – Unser Kant läßt nun in die Berl. Monatsschrift einen neuen Aufsatz: Über den Streit des guten und bösen Prinzips, einrücken, welcher eine Folge des Aufsatzes: Ueber das radicale Böse ist p Stäudlins Ideen zur Kritik des Systems der christl. Religion werden nun hier recht häufig gelesen. Kant communicirte mir dies Werk, das sein Verfaßer ihm selbst zugeschikt hatte – und ich, von seiner Vortreflichkeit so sehr überzeugt und erwärmt, empfahl es rund um mich her, so weit ich konnte. Ohne Zweifel kennen Sie es jezt auch schon. Unser guter Hofpr. Schultz versicherte [/] lezthin, daß H. Prof. Stäudlin ihm in sehr Vielem zuvorgekommen wäre, was er selbst in den künftigen Theilen seiner Prüfung der Kantischen Critik hätte anbringen wollen. – Des Schreibens über – für – wider Kant ist auf der lezten Messe kein Ende gewesen, wie Sie das in jedem Büchercatalog von der Ostermesse selbst finden werden. Hofpr. Schultz las uns leztens in der Kön. D. Gesellsch. eine sehr schöne Abhandl Ueber das allmählige Emporsteigen des menschlichen Geistes zur nähern Erkenntniß des Weltgebäudes, vor. Diese Vorlesung wird einem der nächsten Stücke des preuß. Archivs inserirt werden.
H. Oberconsistorialrath Teller aus Berlin schrieb mir vor einigen Tagen, daß er eben jezt die Religion der Vollkommnern abdruken läßt; er könne mir aber noch nicht ein Exemplar davon mitschiken, weil er selbst noch keines von dem Druckorte Leipzig erhalten habe. Ich bin sehr begierig darauf.
Sie haben, theuerster Mann! sich in der Meinung Ihrer hiesigen Freunde nun Ihr Versuch publici juris geworden ist, noch mehr befestiget und wir feiern hier besonders in dem würdigen Schultzischen Hause frohe Stunden des freundschaftlichen Andenkens an Sie, und jedesmal werden damit die beßten Wünsche für Ihr Wohl verknüpfet. Ich bin von ganzem Herzen
der
Ihrige
Borowski.