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Johann Gottlieb Fichte to Margarete Regina Luise von Krockow

Ew. wage ich einen Gedanken mitzutheilen, der mir von ohngefähr einfiel, u. zu deßen Mittheilung mich nichts, als uebergroße Verehrung für Ihr Haus, u der Wunsch wenigstens noch etwas zu deßelben Vergnügen beytragen zu können, bewog.
Inliegender Brief, den ich offen beylege, ist an einen <mir> Bekannten in Leipzig vor <einen Herrn>, der für die Stelle, die ich so unglüklich bin in Ihrem Hause nicht mehr zu begleiten, unter allen Menschen die ich kenne, einzig gemacht ist. Er besizt das wenige gute, was ich an mir haben mag, in einem ungleich höhern Grade, die strengste Rechtschaffenheit u Biederkeit, Anhänglichkeit an seine Gönner u. Freunde, bis zur Aufopferung für sie; er ist einer der geschiktesten jungen Männer in der Rechtsgelehrsamkeit, u. in den Schulwißenschaften die Leipzig hat, u. beschäftigt sich seit einer Menge Jahren mit Bildung fast aller Sächsischen Juristen: er ist <wo> ich recht errinnere, auch musicalisch. Von meinen Fehlern hat er gerade die entgegen[ge]sezten Eigenschaften: eine heitere Laune, die ich in den verschiednen Lagen stets unverändert gesehen habe, stete Gegenwart des Geistes, nie zerstreut, ohne alle Leidenschaften; besonders ohne Stolz[,] unterhaltend u. gesprächig, eine nicht erkünstelte sondern angeborne Artigkeit eine edle Simplicität der Sitten. – (Findet sich meine Schilderung unrichtig, so thue ich Verzicht auf das, was das gröste Gut meines Lebens ist, auf den lezten Rest Ihrer guten Meynung.)
Was ich aber bey der Empfehlung dieses Mannes ganz besonders beabsichtige, ist das Ihrem edlen Herzen die süße Freude geben zu können, einen <Glükl.> mehr zu machen. Dieser Mann ist um seiner zutraulichen planlosen Unbefangenheit willen von der glänzenden Laufbahn, die er hätte laufen können, / – es sind wenig junge Männer in Sachsen in juristischen Aemtern an deren juristische Ausbildung er nicht die lezte Hand gelegt hätte – zurükgeblieben. Sie können durch Ihren Einfluß ihm einer andere eröfnen, für die nicht nur Er, sondern eben so sehr die Männer, denen Sie ihn empfehlen werden, Ihnen dankbar seyn werden.
Ist dieser Vorschlags so glüklich Ihrer Aufmerksamkeit nicht <ganz> unwürdig gefunden zu werden, so bitte ich Ew. Gnaden inliegenden Brief, etwan mit ein paar Zeilen begleitet, wodurch ihm die Bedingungen kund gemacht würden, an ihn abgehen zu laßen.
Wo nicht, so verzeyhen Ew. Gnaden daß ich mich zu etwas menschlichem verleiten ließ durch die innige Verehrung u Hochachtung mit welcher ich ewig bin.
Metadata Concerning Header
  • Date: Montag, 12. November 1792
  • Sender: Johann Gottlieb Fichte ·
  • Recipient: Margarete Regina Luise von Krockow
  • Place of Dispatch: Danzig · ·
  • Place of Destination: Krockow ·
Printed Text
  • Bibliography: Fichte, Johann Gottlieb: Gesamtausgabe der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Abteilung III, Bd. 1: Briefe 1775‒1793. Hg. v. Hans Jacob und Reinhard Lauth. Unter Mitwirkung v. Hans Gliwitzky und Manfred Zahn. Stuttgart 1968, S. 352‒353.
Manuscript
  • Provider: Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
  • Classification Number: B 62
Language
  • German

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