Im vollen Inngrimm meines Herzens schreibe ich an Sie – Sie, den ich in jeziger Gemüthsstimmung nicht Freund nennen mag – denn jezt ist mein Seegen Fluch. – Dieser Brief soll Sie vor meiner Ankunft treffen – er soll – und ohnerachtet er noch ein paar Tage in meinem Pulte liegen muß, so will ich ihn doch nicht wieder berühren. Ich wuste schon, daß edelmüthig Hufeland den mir hingeworfnen FehdeHandschuh aufgenommen hatte; ich wuste, daß das Gothaer KlatschWeib mich nur genekt, – mir nur ein kleines Schellchen von ihrem großen Vorrathe derselben angehängt hatte. Ich aß gut, verdaute gut, schlief gut.
Vor einer Stunde schreibt mir ein Freund: Im 110. B. der A. D. Bthk. p 306. im Au[s]zug eines Schreibens von Kbg. v. 14. Agst. 1792. wird Ihrer und Ihrer Schrift mit Tadel gedacht. Ich stürzte zum Buchhän[d]ler, und finde – Sie werden es lesen. – Es kommt aus Königsberg. So[l]ch’ einen Styl schreibt nur Einer, u. der wohnt in Königsberg. – Sollten [Sie] nicht die: – Es ist ein würklich unbedeutendes – die: – Ich müste mich sehr irren wenn nicht pp – den – ohne Unterstreichung sehr scharf accentuirten Canditatus Theologiae Nahmens Fichte – das: für bedeutend, wohl gar für wichtig – characteristisch finden. – Sollten [Sie] nicht den politisch=klugen Eifer für Kant, – [/] eigentlich für sich, der sich unter seinem Mantel versteken will, in dem, – – wenn er könnte, nicht wollte – nicht bemerken? Wuste dieser Mensch, der sich hinter Kanten verstekte, denn nicht, wie Kant, wie Schulz von dem Buche urtheilt? Wie Kant persönlich gegen mich denkt? – Oder, wollte er nur Hufelanden, den er persönlich haßt, wehthun, und mich armen Wurm, der ich des Weges dahin lag, zerknirschen?
Dieser Libertin, der seine Erträglichkeit einem vortreflichen, aber verwahrloseten Kopfe – seine Stärke einem fürchterlich gebildeten Style dankt – Er begegne mir nicht! Mein Kopf ist so gut, als einer; ich habe Consistenz, die er nicht hat; und für den Styl – ich habe eigentlich gar keinen, denn ich habe sie alle – wer aber die Leßingschen Fehden erneuert sehen will, der reibe sich an mir, bis meine Philosophie des Dinges müde wird! – Will Er nicht fürchterlich gewaschen sein, so nehme er seinen Grundsaz des Naturrechts zurük, der höchstens den guten Kopf, aber den systematischen Denker gar nicht zeigt. – Ich habe zwar ernstere Dinge zu thun, als mich mit dem Hunde aus der Pfennigschenke zu schlagen; aber beiläufig – ich habe manchmal Stunden, in denen ich nicht ernsthaft arbeiten kann – Einen so zu schütteln, daß den übrigen die Lust vergehe, [/] ist nicht übel.
Haec hactenus – –
Und jezt
mein Theuerster, bester Freund,
Ich bin den versprochnen Termin bei Ihnen. Ich umarme Sie, und bitte Sie um Vergebung, daß ich meine fürchterliche Laune eben auf einem Blatte strömen ließ, das ich Ihnen schiken wollte. Die Nuzanwendung ist die: –
Verhindern Sie, daß ich nie in Königsberg mich mit ihm in vier Wänden beysammen treffe.
Der Neid gukt aus dieser Anzeige, gukt aus der Gothaischen. Die erstere greift den Canditatus Theologiae, u. den unberühmten Mann fürchterlich an; mich nicht. Ihr habe ich nichts entgegen zu stellen, als die Resignation auf den erstern Titel, die ich nächstens feierlich vollziehen werde: meinen Namen ändern? – er ist nicht mehr unberühmt – Die zweite greift meinen Character an; oder deutlicher – sie ist ein Kothklumpe nach dem ernsten Wanderer geworfen. Vielleicht sagt Kant, oder Schulz, oder beide, dem Publicum ein Wort über meine Sitten, und mein Herz: dann darf ich schweigen. Den Neid selbst tod zu schlagen gehören MeisterWerke. Sie dämmern [/] in mir, würdiger Freund, dem ich es sagen darf – sie sind nicht auf dem Papiere, aber sie sind vor dem festeren Auge meines Geistes. In einem halben ]ahre ist der Neid todgeschlagen – zukt noch ganz langsam, und bebend.
Kleider, und Schuh, Eßen u. Trinken wird der bescheeren, der der Vater heißt – über alle gute Geister.
Ich umarme Sie und bin
Ihr
wahrer Freund
Fichte.
N. Sch. Der Frau HofPredigerinn versichern Sie, daß ich an Leib u. Seele gesund in Königsberg ankomme. – Es sind in diesen Tagen Schuppen von meinen Augen gefallen; ein Zufall hat mir den schwarzen Staar gestochen, der fast ein Jahr lang auf meinen Augen ruhte – Sagen Sie ihr, Sie sei die einzige Frau unter der Sonne, der ich noch traute.
Vor einer Stunde schreibt mir ein Freund: Im 110. B. der A. D. Bthk. p 306. im Au[s]zug eines Schreibens von Kbg. v. 14. Agst. 1792. wird Ihrer und Ihrer Schrift mit Tadel gedacht. Ich stürzte zum Buchhän[d]ler, und finde – Sie werden es lesen. – Es kommt aus Königsberg. So[l]ch’ einen Styl schreibt nur Einer, u. der wohnt in Königsberg. – Sollten [Sie] nicht die: – Es ist ein würklich unbedeutendes – die: – Ich müste mich sehr irren wenn nicht pp – den – ohne Unterstreichung sehr scharf accentuirten Canditatus Theologiae Nahmens Fichte – das: für bedeutend, wohl gar für wichtig – characteristisch finden. – Sollten [Sie] nicht den politisch=klugen Eifer für Kant, – [/] eigentlich für sich, der sich unter seinem Mantel versteken will, in dem, – – wenn er könnte, nicht wollte – nicht bemerken? Wuste dieser Mensch, der sich hinter Kanten verstekte, denn nicht, wie Kant, wie Schulz von dem Buche urtheilt? Wie Kant persönlich gegen mich denkt? – Oder, wollte er nur Hufelanden, den er persönlich haßt, wehthun, und mich armen Wurm, der ich des Weges dahin lag, zerknirschen?
Dieser Libertin, der seine Erträglichkeit einem vortreflichen, aber verwahrloseten Kopfe – seine Stärke einem fürchterlich gebildeten Style dankt – Er begegne mir nicht! Mein Kopf ist so gut, als einer; ich habe Consistenz, die er nicht hat; und für den Styl – ich habe eigentlich gar keinen, denn ich habe sie alle – wer aber die Leßingschen Fehden erneuert sehen will, der reibe sich an mir, bis meine Philosophie des Dinges müde wird! – Will Er nicht fürchterlich gewaschen sein, so nehme er seinen Grundsaz des Naturrechts zurük, der höchstens den guten Kopf, aber den systematischen Denker gar nicht zeigt. – Ich habe zwar ernstere Dinge zu thun, als mich mit dem Hunde aus der Pfennigschenke zu schlagen; aber beiläufig – ich habe manchmal Stunden, in denen ich nicht ernsthaft arbeiten kann – Einen so zu schütteln, daß den übrigen die Lust vergehe, [/] ist nicht übel.
Haec hactenus – –
Und jezt
mein Theuerster, bester Freund,
Ich bin den versprochnen Termin bei Ihnen. Ich umarme Sie, und bitte Sie um Vergebung, daß ich meine fürchterliche Laune eben auf einem Blatte strömen ließ, das ich Ihnen schiken wollte. Die Nuzanwendung ist die: –
Verhindern Sie, daß ich nie in Königsberg mich mit ihm in vier Wänden beysammen treffe.
Der Neid gukt aus dieser Anzeige, gukt aus der Gothaischen. Die erstere greift den Canditatus Theologiae, u. den unberühmten Mann fürchterlich an; mich nicht. Ihr habe ich nichts entgegen zu stellen, als die Resignation auf den erstern Titel, die ich nächstens feierlich vollziehen werde: meinen Namen ändern? – er ist nicht mehr unberühmt – Die zweite greift meinen Character an; oder deutlicher – sie ist ein Kothklumpe nach dem ernsten Wanderer geworfen. Vielleicht sagt Kant, oder Schulz, oder beide, dem Publicum ein Wort über meine Sitten, und mein Herz: dann darf ich schweigen. Den Neid selbst tod zu schlagen gehören MeisterWerke. Sie dämmern [/] in mir, würdiger Freund, dem ich es sagen darf – sie sind nicht auf dem Papiere, aber sie sind vor dem festeren Auge meines Geistes. In einem halben ]ahre ist der Neid todgeschlagen – zukt noch ganz langsam, und bebend.
Kleider, und Schuh, Eßen u. Trinken wird der bescheeren, der der Vater heißt – über alle gute Geister.
Ich umarme Sie und bin
Ihr
wahrer Freund
Fichte.
N. Sch. Der Frau HofPredigerinn versichern Sie, daß ich an Leib u. Seele gesund in Königsberg ankomme. – Es sind in diesen Tagen Schuppen von meinen Augen gefallen; ein Zufall hat mir den schwarzen Staar gestochen, der fast ein Jahr lang auf meinen Augen ruhte – Sagen Sie ihr, Sie sei die einzige Frau unter der Sonne, der ich noch traute.