Zu der der Bearbeitung wichtiger philosophischer Aufgaben geweiheten, glücklich erlangten Muße gratulire ich Ihnen, würdiger Mann, von Herzen, ob Sie zwar, wo und unter welchen Umständen Sie solche zu genießen hoffen, zu verschweigen gut finden.
Die Ihnen Ehre machende Schrift: „Kritik aller Offenbarung“ habe ich bisher nur theilweise und durch dazwischen laufende Geschäfte unterbrochen gelesen. Um darüber urtheilen zu können, müßte ich sie in einem stetigen Zusammenhänge, da das Gelesene mir immer gegenwärtig bleibt, um das Folgende damit zu vergleichen, ganz durchgehen, [/] wozu ich aber bis jetzt weder die Zeit noch die Disposition, die einige Wochen her meinen Kopfarbeiten nicht günstig ist, habe gewinnen können. Vielleicht werden Sie durch Vergleichung Ihrer Arbeit mit meiner neuen Abhandlung: Religion innerhalb ec. betitelt, am leichtesten ersehen können, wie meine Gedanken mit den Ihrigen in diesem Punkte zusammenstimmen, oder von einander abweichen.
Zu Bearbeitung der Aufgabe: Kritik d. r. V. S. 372 ec. wünsche und hoffe ich gutes Glück von Ihrem Talent und Fleiße. Wenn es nicht jetzt mit allen meinen Arbeiten sehr langsam ginge, woran wohl mein vor Kurzem angetretenes 70stes Lebensjahr Schuld seyn mag: – so würde ich in der vorhabenden Metaphysik der Sitten schon bei dem Kapitel seyn, dessen Inhalt Sie sich zum Gegenstande der Ausführung gewählt haben, und es soll mich freuen, wenn Sie mir in diesem Geschäfte zuvorkommen, ja es meiner Seits entbehrlich machen könnten.
Wie nahe oder wie fern auch mein Lebensziel ausgesteckt seyn mag: so werde ich meine Laufbahn nicht unzufrieden endigen, wenn ich mir schmeicheln darf, daß, was meine geringen Bemühungen angefangen haben, von geschickten, zum Weltbesten eifrig hinarbeitenden Männern der Vollendung immer näher gebracht werden dürfte.
Mit dem Wunsche von Ihrem Wohlbefinden und dem glücklichen Fortgange Ihrer gemeinnützigen Bemühungen von Zeit zu Zeit Nachricht zu erhalten, bin ich mit vollkommener Hochachtung und Freundschaft ec.
Königsberg den 12. Mai 1793.
I. Kant.
Die Ihnen Ehre machende Schrift: „Kritik aller Offenbarung“ habe ich bisher nur theilweise und durch dazwischen laufende Geschäfte unterbrochen gelesen. Um darüber urtheilen zu können, müßte ich sie in einem stetigen Zusammenhänge, da das Gelesene mir immer gegenwärtig bleibt, um das Folgende damit zu vergleichen, ganz durchgehen, [/] wozu ich aber bis jetzt weder die Zeit noch die Disposition, die einige Wochen her meinen Kopfarbeiten nicht günstig ist, habe gewinnen können. Vielleicht werden Sie durch Vergleichung Ihrer Arbeit mit meiner neuen Abhandlung: Religion innerhalb ec. betitelt, am leichtesten ersehen können, wie meine Gedanken mit den Ihrigen in diesem Punkte zusammenstimmen, oder von einander abweichen.
Zu Bearbeitung der Aufgabe: Kritik d. r. V. S. 372 ec. wünsche und hoffe ich gutes Glück von Ihrem Talent und Fleiße. Wenn es nicht jetzt mit allen meinen Arbeiten sehr langsam ginge, woran wohl mein vor Kurzem angetretenes 70stes Lebensjahr Schuld seyn mag: – so würde ich in der vorhabenden Metaphysik der Sitten schon bei dem Kapitel seyn, dessen Inhalt Sie sich zum Gegenstande der Ausführung gewählt haben, und es soll mich freuen, wenn Sie mir in diesem Geschäfte zuvorkommen, ja es meiner Seits entbehrlich machen könnten.
Wie nahe oder wie fern auch mein Lebensziel ausgesteckt seyn mag: so werde ich meine Laufbahn nicht unzufrieden endigen, wenn ich mir schmeicheln darf, daß, was meine geringen Bemühungen angefangen haben, von geschickten, zum Weltbesten eifrig hinarbeitenden Männern der Vollendung immer näher gebracht werden dürfte.
Mit dem Wunsche von Ihrem Wohlbefinden und dem glücklichen Fortgange Ihrer gemeinnützigen Bemühungen von Zeit zu Zeit Nachricht zu erhalten, bin ich mit vollkommener Hochachtung und Freundschaft ec.
Königsberg den 12. Mai 1793.
I. Kant.