HochEhrwürdiger Herr,
Im Ganzen mit, dem nähern Inhalte nach ohne mein Wißen, wohl aber zu meiner innigsten und wahrsten Zufriedenheit hat meine Frau sich Ihnen über einen gewißen Plan entdekt. Erlauben Sie, daß ich Ihnen auch meine Gedanken darüber vortrage.
Es ist uns beiden, und Ihnen vielleicht nicht minder, wahrscheinlich, daß Schreiben bloß an Klopstok, u. Dlle. Rahn, um der bekannten Schreibescheu des erstern, und um einer etwanigen Schüchternheit, u. s. f. der zweiten Willen, wohl nachdem die Sache schon zur Sprache gebracht, aber nicht um sie darzu zu bringen, von Nutzen seyn könne. Es scheint uns demnach völlig ausgemacht, daß, wenn Ihr Rath uns zu Statten kommen, und diese ganze Schreiberei nicht ein Unternehmen werden soll, deßen Vergeblichkeit man sicher voraussieht, und daher klüger ganz unterläßt, auch an die Gräfin Bernstorf, und vielleicht an den Grafen selbst, geschrieben werden müße. Dieses könnte, glaubte ich, nur durch einen Mann geschehen, der mit ihnen schon in Korrespondenz steht, und ihr Zutrauen besizt; es könnte, glaubte ich, mit aller Würde geschehen, die mir an jedem würdigen [/] Manne heilig ist, wenn nur im Vorbeigehn jener an K. u. Dlle. R. ergangenen Briefe historische Erwähnung gethan würde, und um einer, dem bekannten Inhalte derselben gemäß, zu erwartenden Anfrage, zuvorzukommen.
Meine unmaaßgeblichen Gedanken unterwerfe ich Ihrer Beurtheilung, und es wird mir bei Ihnen nicht zum Vorwurfe gereichen, minder richtig gesehen zu haben, als Sie: für den Ton derselben bedarf ich bei einem Lavater keiner Entschuldigung; ich hätte an der Wahrhaftigkeit Ihrer gegen meine Frau, u. mich geäußerten Gesinnungen zweifeln müßen, wenn ich den bittenden gewählt hätte.
Ich bin mit der vollkommensten Hochachtung
Euer HochEhrwürden
innigst ergebner
Fichte.
d. 12. 9br. 93.
Im Ganzen mit, dem nähern Inhalte nach ohne mein Wißen, wohl aber zu meiner innigsten und wahrsten Zufriedenheit hat meine Frau sich Ihnen über einen gewißen Plan entdekt. Erlauben Sie, daß ich Ihnen auch meine Gedanken darüber vortrage.
Es ist uns beiden, und Ihnen vielleicht nicht minder, wahrscheinlich, daß Schreiben bloß an Klopstok, u. Dlle. Rahn, um der bekannten Schreibescheu des erstern, und um einer etwanigen Schüchternheit, u. s. f. der zweiten Willen, wohl nachdem die Sache schon zur Sprache gebracht, aber nicht um sie darzu zu bringen, von Nutzen seyn könne. Es scheint uns demnach völlig ausgemacht, daß, wenn Ihr Rath uns zu Statten kommen, und diese ganze Schreiberei nicht ein Unternehmen werden soll, deßen Vergeblichkeit man sicher voraussieht, und daher klüger ganz unterläßt, auch an die Gräfin Bernstorf, und vielleicht an den Grafen selbst, geschrieben werden müße. Dieses könnte, glaubte ich, nur durch einen Mann geschehen, der mit ihnen schon in Korrespondenz steht, und ihr Zutrauen besizt; es könnte, glaubte ich, mit aller Würde geschehen, die mir an jedem würdigen [/] Manne heilig ist, wenn nur im Vorbeigehn jener an K. u. Dlle. R. ergangenen Briefe historische Erwähnung gethan würde, und um einer, dem bekannten Inhalte derselben gemäß, zu erwartenden Anfrage, zuvorzukommen.
Meine unmaaßgeblichen Gedanken unterwerfe ich Ihrer Beurtheilung, und es wird mir bei Ihnen nicht zum Vorwurfe gereichen, minder richtig gesehen zu haben, als Sie: für den Ton derselben bedarf ich bei einem Lavater keiner Entschuldigung; ich hätte an der Wahrhaftigkeit Ihrer gegen meine Frau, u. mich geäußerten Gesinnungen zweifeln müßen, wenn ich den bittenden gewählt hätte.
Ich bin mit der vollkommensten Hochachtung
Euer HochEhrwürden
innigst ergebner
Fichte.
d. 12. 9br. 93.