Fr. v. Koppenfels.
Wenn ich nicht fühlte, V. Gnädigste Gönnerinn, daß Sie so nachsichtig wären, als Sie gütig sind, so würde ich nicht ohne Furcht vor Ihnen erscheinen. Auf zwei so vortrefliche, so freundschaftliche, Briefe erst jezt zu antworten.
Aber ich war auf meiner hochzeitlichen Reise abwesend, als der erste ankam. Ich kam nach Hause, u. die Geschäfte, hatten sich hoch angehäuft. Ich erhielt Ihren zweiten: aber die Geschäfte häuften sich fort. Endlich habe ich es so weit gebracht, um meine Briefschulden insgesammt abtragen zu können. – Doch glauben Sie nicht, daß ich Ihnen M. Gn. antworte, wie man eine Schuld bezahlt. Was dahin gehört ist schon <abseits>, u. hätte ich nicht noch Zeit übrig, so würde ich <wirklich> mit diesem Posttage noch nicht schreiben. – Es ist nicht Schuldabtragen, sondern ein sehr angenehmer Genuß, den ich meinem Herzen nun gönnen darf.
Daß der Plan mit dem Prinzen nicht durchging, war ein großes Glük. Ich habe seitdem einen Gedanken aufgefunden, der mir eine ganz andere Anwendung meiner Zeit zur Pflicht macht. Daß er aber entworfen wurde, war ein gleich großes Glük. Ich habe dadurch nur höchst schmeichelhafte, u. mich wahrhaftig ehrende Beweise Ihrer Güte für mich erhalten.
Den Herrn Coadjutor habe ich vorigen Oktober hier in Zürich gesehen. Er hat sich gewundert, wie ein so abstrakter Mann zu so sinnlichen Dingen Zeit haben könne? O weh! ich mag in einem schönen Rufe seyn! Ich muß nur geschwind Proben geben, daß ich mich auch ein wenig um die „Welt der Erscheinungen” kümmere, u. nicht bloß in reinem Denken lebe. Doch Sie Meine Gnädigste – u. wer kann darüber beßer richten, als eine vortrefliche Frau? – Sie urtheilen ja beßer von mir, u. glauben, daß ich auch in der wirklichen Menschengesellschaft nicht ganz am unrechten Orte bin.
<Wirklich habe ich verwichnen> 22. Oktober mich mit meiner <nunmehrigen> Frau verheirathet, u. darauf nach Landes Sitte eine Reise durch einige Schweizer Kantone [/] mit ihr gemacht. Seit dem erfahre ich immer mehr, daß das treflichste Geschenk, womit die Vorsehung einen Menschen beglüken kann, ein gutes Weib ist. – Sie empfiehlt sich herzlich Ihrem geneigten Wohlwollen.
Ueber die Pläne meiner künftigen Lebensweise, Meine gnädigste? Ich habe keine, u. habe nie welche gehabt. Einsamkeit, u. Ruhe des Landlebens würde ich freilich vorziehen; Das Land ist doch nicht immer von guter Gesellschaft so entblös‘t, z.B. Ihr Rohrbach im Sommer. Ich hatte im Ernste einmal Lust, zu fragen, ob nicht allenfals die Rohrbacher Pfarre zu haben wäre. Freilich bin ich leider nicht zu der pythagoräischen Frugalität gewohnt, die die dortigen Pfarrer, ich weiß nicht ob aus Grundsätzen, oder nothgedrungen, beobachten sollen: aber diese <Ämter> könnte man ja wohl auf andere Art ausfüllen. – Aber Wünsche sind keine Pläne. Ich werde gehen, wie mich die Fürsehung führt; aber auch sie ganz allein machen laßen.
Erhalten Sie mir Ihr schätzbares Wohlwollen, u. sagen Sie mir in der Entfernung zuweilen ein gütiges freundschaftliches Wort.
J. G. Fichte
Sie erlauben, Gn. daß ich Ihre Befehle in Absicht der äußern Form des <Briefs> befolge. Es ist auch nicht artig Briefe einzulegen. Aber auch darüber hoffe ich auf Vergebung.
Wenn ich nicht fühlte, V. Gnädigste Gönnerinn, daß Sie so nachsichtig wären, als Sie gütig sind, so würde ich nicht ohne Furcht vor Ihnen erscheinen. Auf zwei so vortrefliche, so freundschaftliche, Briefe erst jezt zu antworten.
Aber ich war auf meiner hochzeitlichen Reise abwesend, als der erste ankam. Ich kam nach Hause, u. die Geschäfte, hatten sich hoch angehäuft. Ich erhielt Ihren zweiten: aber die Geschäfte häuften sich fort. Endlich habe ich es so weit gebracht, um meine Briefschulden insgesammt abtragen zu können. – Doch glauben Sie nicht, daß ich Ihnen M. Gn. antworte, wie man eine Schuld bezahlt. Was dahin gehört ist schon <abseits>, u. hätte ich nicht noch Zeit übrig, so würde ich <wirklich> mit diesem Posttage noch nicht schreiben. – Es ist nicht Schuldabtragen, sondern ein sehr angenehmer Genuß, den ich meinem Herzen nun gönnen darf.
Daß der Plan mit dem Prinzen nicht durchging, war ein großes Glük. Ich habe seitdem einen Gedanken aufgefunden, der mir eine ganz andere Anwendung meiner Zeit zur Pflicht macht. Daß er aber entworfen wurde, war ein gleich großes Glük. Ich habe dadurch nur höchst schmeichelhafte, u. mich wahrhaftig ehrende Beweise Ihrer Güte für mich erhalten.
Den Herrn Coadjutor habe ich vorigen Oktober hier in Zürich gesehen. Er hat sich gewundert, wie ein so abstrakter Mann zu so sinnlichen Dingen Zeit haben könne? O weh! ich mag in einem schönen Rufe seyn! Ich muß nur geschwind Proben geben, daß ich mich auch ein wenig um die „Welt der Erscheinungen” kümmere, u. nicht bloß in reinem Denken lebe. Doch Sie Meine Gnädigste – u. wer kann darüber beßer richten, als eine vortrefliche Frau? – Sie urtheilen ja beßer von mir, u. glauben, daß ich auch in der wirklichen Menschengesellschaft nicht ganz am unrechten Orte bin.
<Wirklich habe ich verwichnen> 22. Oktober mich mit meiner <nunmehrigen> Frau verheirathet, u. darauf nach Landes Sitte eine Reise durch einige Schweizer Kantone [/] mit ihr gemacht. Seit dem erfahre ich immer mehr, daß das treflichste Geschenk, womit die Vorsehung einen Menschen beglüken kann, ein gutes Weib ist. – Sie empfiehlt sich herzlich Ihrem geneigten Wohlwollen.
Ueber die Pläne meiner künftigen Lebensweise, Meine gnädigste? Ich habe keine, u. habe nie welche gehabt. Einsamkeit, u. Ruhe des Landlebens würde ich freilich vorziehen; Das Land ist doch nicht immer von guter Gesellschaft so entblös‘t, z.B. Ihr Rohrbach im Sommer. Ich hatte im Ernste einmal Lust, zu fragen, ob nicht allenfals die Rohrbacher Pfarre zu haben wäre. Freilich bin ich leider nicht zu der pythagoräischen Frugalität gewohnt, die die dortigen Pfarrer, ich weiß nicht ob aus Grundsätzen, oder nothgedrungen, beobachten sollen: aber diese <Ämter> könnte man ja wohl auf andere Art ausfüllen. – Aber Wünsche sind keine Pläne. Ich werde gehen, wie mich die Fürsehung führt; aber auch sie ganz allein machen laßen.
Erhalten Sie mir Ihr schätzbares Wohlwollen, u. sagen Sie mir in der Entfernung zuweilen ein gütiges freundschaftliches Wort.
J. G. Fichte
Sie erlauben, Gn. daß ich Ihre Befehle in Absicht der äußern Form des <Briefs> befolge. Es ist auch nicht artig Briefe einzulegen. Aber auch darüber hoffe ich auf Vergebung.