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Johanna Fichte to Johann Gottlieb Fichte

[...] sonst nichts genießen kann; und das Trinken seine haubtnahrung ist.
Sonnabend.
Ich Harre, und harre nun seit gestern Abend schon lange vergeben’s; diese Woche kommt kein Brief von meinem Fichte; daß mir das sehr weh thut, ist leider nur allzu gewis; oder wolltest Du, daß es mir nicht weh thun sollte? Zu dem werd ichs nie bringen; oder Du müßtest böses Männchen werden; daß ich anfienge Fichtchen fürchten, und nicht mehr so innig Lieben könnte: dazu müßtest Du recht sehr böse werden, sonst ist’s nicht möglich; denn wär ich sehr unglüklich, und mein Bester, gewis nicht glüklich.
Wolf der Dich herzlich grüßt, (und welcher in Deutschland ein Etablissement sucht, [daß] ihn beßer nähre, als seine 300: Gulden welche er hier hat) hat uns gesagt, daß ein Journal gekommen sey, in welchem Abhandlungen von Dir, und unter Deinem Namen angezeigt, stehen; ich stelle mir vor, daß es ein Anfang von dem Buche ist, welches Du heraus giebst; er hat es uns zu lesen versprochen. Das beweist mir nur, daß mein Fichte viel arbeitet; nur auch nicht zu viel Theurster! wenn Du mich ruhig sehn willst. Wenn gehst zu Bethe? und wird denn noch, bis um Mitternacht gelesen? Du denkst vielleicht; ach, sie frägt auch nach allen [Kleinigkeiten] vergiß nicht Theurster! daß Nichts, was Dich betrift, mir Kleinigkeit ist, noch werden kann.
Hier grüßt Dich alles herzlich, was uns sieht; Du bekämmst gewis auch Briefe von hier, wenn die Leuthe sich nicht bey uns erkundigen könnten, und ich ihnen nicht sagte Du habest sehr viel zu thun, damit sie Dich nicht mit unnöthigen Briefen heimsuchen: von G: schreibst Du keine Silbe; ist dem Mann zu helfen, so scheint mir [/] Pflicht alles zu thun; ich weiß nun wo einen Reisepas bekommen und werd ihn ihm schiken, neues weiß ich nichts von ihm; er erwartet seine Erlösung durch Dich; und will aus seiner Einöde nicht vereisen, bis er hoffen darf nach Jena kommen zu können.
Diesen Augenblik da ich schließen will, kommt noch späth ein Brief. Gottlob! ich dank Dir tausendmahl, Bester! dieser muß nun vort, und ich habe den Deinigen, nur halb errathen müßen, aus Gründen, die Du kennst, kann allso heute keine Silbe drüber antworten, aber über 8. Tage gewis, bestimmt, und ausführlich: Allso lebe wohl! und behüte Dich der Liebe Gott! Deine Fichte
Hast Du meinen Brief durch Schütz erhalten?
Diesen Augenblik schikt uns Wolf 4: Bogen von Deinem Buch, wo wir uns weiden können: Gott mit Dir, Theurste Seele!
Metadata Concerning Header
  • Date: 16. bis 19. Juli 1794
  • Sender: Johanna Fichte
  • Recipient: Johann Gottlieb Fichte ·
  • Place of Dispatch: Zürich · ·
  • Place of Destination: Jena · ·
Printed Text
  • Bibliography: Fichte, Johann Gottlieb: Gesamtausgabe der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Abteilung III, Bd. 2: Briefe 1793‒1795. Hg. v. Hans Jacob und Reinhard Lauth. Unter Mitwirkung v. Hans Gliwitzky und Manfred Zahn. Stuttgart 1970, S. 174‒175.
Manuscript
  • Provider: Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
  • Classification Number: B 363
Language
  • German

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