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Johann Gottlieb Fichte to Johann Gottfried Ebel

Jena, d. 11. 7br. 94.
Mein Theurer Freund,
Ich hoffe, daß sie Geduld, und Nachsicht mit mir haben. Ich habe so viel zu thun, daß es mir – wenn nun gleich nicht im buchstäblichen Sinne des Worts an Zeit – dennoch nach der Ermüdung von anderweitigen Arbeiten gewöhnlich an Lust fehlt, zu schreiben. Daher der Aufschub der Beantwortung Ihres lezten Briefes, welchen ich dadurch bloß entschuldigen, aber nicht rechtfertigen will.
Der Verleger Ihrer Uebersetzung, auf deren Erscheinung ich begierig bin, wird Ihnen geschrieben haben; und ich hoffe, daß alles zu Ihrer gänzlichen Zufriedenheit abgethan ist.
Es hat sich ein junger Mann, aus <Ulm>, gebürtig gefunden, der wohl Lust hätte, die Stelle, von der Sie mir geschrieben, anzunehmen. Er hat Theologie studirt, von der er einst sein Brod erwartet; hat sich aber in der leztern Zeit bei uns aufgehalten, um sich den medicinischen Wißenschaften, und besonders der Naturgeschichte zu widmen, zu denen hin seine Neigung treibt. Sein Name ist Herr Adam. So viel ich ihn habe beobachten können, halte ich ihn für einen verständigen, und gesitteten jungen Mann. – Nur kann er vor Ostern künftigen Jahres nicht wohl von hier abgehen, weil er sich in einigen Wißenschaften, mit denen er sich gegenwärtig beschäftigt, noch zu vervollkomnern wünschte.
Bestimmt hat er mir, im Fall er angenommen würde, seine Wünsche nicht angegeben. Es scheint aber, daß er vortheilhafte Bedingungen hoft, weil ich Briefe von <Ihm> in den [/] Händen habe, aus denen ich ersehe, daß er erst vor einiger Zeit einen nicht unvortheilhaften Antrag erhalten; u. weil er mir gesagt, daß er unter anderm seinen Zögling auch mit der Naturgeschichte zu bescheftigen, und lieber einen Theil seines Honorarium zur Anschaffung einer kleinen Sammlung anzuwenden, als die Eltern stets um Kleinigkeiten zu belästigen wünschte. –
Haben Sie die Güte mir hierüber die Entschließung der Eltern sobald als möglich zu melden.
Meine herzliche Empfehlung an Herrn Prof. Fischer, wenn er noch da ist, und an Herrn Catoir.
A propos! Ich habe mich neulich erinnert, daß ich Sie in Zürich persönlich gekannt habe. Reis’ten Sie nicht mit einem Canonicus von Weiß aus Berlin, und mit noch einem zweiten Reisegesellschafter, an deßen Namen ich mich nicht mehr erinnere? In diesem Falle haben wir in Zürich uns oft in Gesellschaft befunden; und es ist sonderbar, daß Sie meinem Gedächtniße völlig entwischt, und daß neulich in einer schlaflosen Nacht Sie mir sehr lebhaft wieder einfielen.
Ich empfehle mich Ihrer Freundschaft,
Der Ihrige
Fichte.
Den Brief, in welchem Sie mir Ihre Addreße schrieben, habe ich unter dem Wust meiner Schreibereien verlegt. Haben Sie doch die Güte in Ihrem Künftigen [Sie] zu wiederholen. [/]
Herrn
Ebel
der Arzneikunde Doktor
zu erfragen beim Herrn
Buchhändler Varrentrapp.
zu
Frankfurt a. Mayn.
Metadata Concerning Header
  • Date: Donnerstag, 11. September 1794
  • Sender: Johann Gottlieb Fichte ·
  • Recipient: Johann Gottfried Ebel ·
  • Place of Dispatch: Jena · ·
  • Place of Destination: Frankfurt am Main · ·
Printed Text
  • Bibliography: Fichte, Johann Gottlieb: Gesamtausgabe der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Abteilung III, Bd. 2: Briefe 1793‒1795. Hg. v. Hans Jacob und Reinhard Lauth. Unter Mitwirkung v. Hans Gliwitzky und Manfred Zahn. Stuttgart 1970, S. 196‒197.
Manuscript
  • Provider: Zentralbibliothek Zürich
Language
  • German

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