Jena, d. 13. 7br. 94.
Mein lieber Bruder,
Dein Lehrer hatte mir schon vor einigen Wochen Deinethalben geschrieben. Ich bin so überhäuft mit Arbeiten gewesen, daß ich ihm nicht eher, als bis jezt antworten konnte; ich hoffe aber, daß dadurch für Dich kein Nachtheil entstanden seyn soll.
Die Methode, die der Herr Konrektor mit dem Decliniren, u. Conjugiren einschlägt ist die einzige für Dich zwekmäßige. Mag es immer Kopfbrechens kosten. Decliniren, u. Konjugiren ist das wenigste: die Uebung der angestrengten Aufmerksamkeit, des geschwinden Besinnens u. s. w. – diese ist wichtig.
Dich an Arbeiten gewöhnen, ist gleichfals eine Hauptsache. Fahre so fort, wie Du mir schreibst, daß Du handelst.
Ich wünschte auch zu wißen, was Du in Geschichte, u. Geographie gelernt hast.
Ich sehe, daß Du noch immer so sehr unorthographisch schreibst. Suche Dich darüber zu belehren; u. gieb Acht auf Dich, bei jeder Zeile die Du schreibst; sonst wirst Du Zeitlebens nicht orthographisch schreiben lernen; u. das paßirt gar nicht. – Ferner schreibst Du doch auch gar zu schlecht. Ich wünschte, daß Du Deine Hand übtest. Berufe darin Dich nicht etwa auf mich. Es ist etwas anderes eine flüchtige aber ausgeschriebne Hand zu schreiben. Die Deinige ist nicht ausgearbeitet. Ich sehe ein, daß Dir das etwas schwer werden wird, weil Deine Hände [/] durch Handarbeit steif geworden sind; aber Du mußt nur desto mehr schreiben. Des P. Wagners Vortrag habe ich selbst einmal genoßen. Er ist allerdings sehr faßlich. Aber sey darum dennoch versichert, daß der jetzige Unterricht dennoch der zwekmäßigste für Dich ist, eben darum, weil er Dir die Sachen schwer macht. Es ist nicht um die Sache; es ist um die Kraftübung. Leb recht wohl, u. schreibe mir bald wieder.
Fichte.
Herrn Fichte
in
Meissen.
Mein lieber Bruder,
Dein Lehrer hatte mir schon vor einigen Wochen Deinethalben geschrieben. Ich bin so überhäuft mit Arbeiten gewesen, daß ich ihm nicht eher, als bis jezt antworten konnte; ich hoffe aber, daß dadurch für Dich kein Nachtheil entstanden seyn soll.
Die Methode, die der Herr Konrektor mit dem Decliniren, u. Conjugiren einschlägt ist die einzige für Dich zwekmäßige. Mag es immer Kopfbrechens kosten. Decliniren, u. Konjugiren ist das wenigste: die Uebung der angestrengten Aufmerksamkeit, des geschwinden Besinnens u. s. w. – diese ist wichtig.
Dich an Arbeiten gewöhnen, ist gleichfals eine Hauptsache. Fahre so fort, wie Du mir schreibst, daß Du handelst.
Ich wünschte auch zu wißen, was Du in Geschichte, u. Geographie gelernt hast.
Ich sehe, daß Du noch immer so sehr unorthographisch schreibst. Suche Dich darüber zu belehren; u. gieb Acht auf Dich, bei jeder Zeile die Du schreibst; sonst wirst Du Zeitlebens nicht orthographisch schreiben lernen; u. das paßirt gar nicht. – Ferner schreibst Du doch auch gar zu schlecht. Ich wünschte, daß Du Deine Hand übtest. Berufe darin Dich nicht etwa auf mich. Es ist etwas anderes eine flüchtige aber ausgeschriebne Hand zu schreiben. Die Deinige ist nicht ausgearbeitet. Ich sehe ein, daß Dir das etwas schwer werden wird, weil Deine Hände [/] durch Handarbeit steif geworden sind; aber Du mußt nur desto mehr schreiben. Des P. Wagners Vortrag habe ich selbst einmal genoßen. Er ist allerdings sehr faßlich. Aber sey darum dennoch versichert, daß der jetzige Unterricht dennoch der zwekmäßigste für Dich ist, eben darum, weil er Dir die Sachen schwer macht. Es ist nicht um die Sache; es ist um die Kraftübung. Leb recht wohl, u. schreibe mir bald wieder.
Fichte.
Herrn Fichte
in
Meissen.