Ihre leztern Briefe, mein Verehrungswürdiger Gönner und Freund, erhielt ich, nachdem ich kurz vorher an Sie welche abgehen laßen. Meinen wärmsten Dank für die Beweise der Fortdauer Ihres Wohlwollens, und Ihre Theilnehmung an meinen Schiksaalen.
Wollen Sie beiliegenden Anfang der Ausführung meines angedeuteten Plans Ihrer gütigen Aufmerksamkeit, und mich Ihrer Beurtheilung würdigen, so werden Sie mich Ihnen unendlich verbinden. Von Ihnen erwarte ich, von Kant wünschte ich, was ich kaum zu hoffen wage weil ich weiß, daß Er ungern lies’t, Uebereinstimmung, wo ich es getroffen habe, Belehrung, wo ich geirrt habe.
Reinhold. versichert in allen Briefen, die er irgendwohin schreibt, und täglich auf seinem Catheder, daß Er mich nicht verstehe (auch nur einmal ganz flüchtig meine Schrift über den Begriff der Wißenschaftslehre gelesen habe, und sie noch einmal zu lesen nicht Zeit habe) und daß ich ihn nicht verstehe, und daß wir beide uns in Ewigkeit nicht verstehen werden; daß derjenige den Saz des Bewußtseyns gar nicht verstanden haben könne, der einen Beweiß deßelben verlange; und ihn in Ewigkeit nicht verstehen werde, und daß dabei die Schuld am Herzen liege u.s.w. u.s.w. und dies sagen ihm denn wörtlich seine durch Deutschland verstreuten Jünger nach. So urtheilt jezt der Mann, der vor noch nicht ganz einem halben Jahre mich als den besten seiner Schüler (?) bis in den Himmel erhob. –
Ich lebe nicht der Gnade der Urtheile andrer; aber eine mildere Beurtheilung von Männern die ich verehre, wie Sie, und Kant, würde wahrhaftig mich sehr aufmuntern. [/]
Ich lege einige Vorlesungen, deren Abdruk durch eine Adels=Klätscherei mir abgedrungen worden, bei. Ich selbst halte sie für unbedeutend. Sie haben ihren Zwek erreicht, wenn sie eine gewiße Stimmung in unser studirendes Publikum bringen, die ich ihm gern geben möchte.
Mein Verhältniß zur Akademie ist überhaupt günstiger, als das zum größern philosophischen Publikum. Meine häusliche Lage ist sehr glüklich. Seit 1½ Monate ist meine Frau, und ihr Vater bei mir.
Hrr. Schiller hoft sehnsuchtsvoll auf Antwort von Ihnen, u. Kant.
Mit inniger Hochachtung
der Ihrige
Fichte.
Jena. d. 6. 8br.
1794.
Wollen Sie beiliegenden Anfang der Ausführung meines angedeuteten Plans Ihrer gütigen Aufmerksamkeit, und mich Ihrer Beurtheilung würdigen, so werden Sie mich Ihnen unendlich verbinden. Von Ihnen erwarte ich, von Kant wünschte ich, was ich kaum zu hoffen wage weil ich weiß, daß Er ungern lies’t, Uebereinstimmung, wo ich es getroffen habe, Belehrung, wo ich geirrt habe.
Reinhold. versichert in allen Briefen, die er irgendwohin schreibt, und täglich auf seinem Catheder, daß Er mich nicht verstehe (auch nur einmal ganz flüchtig meine Schrift über den Begriff der Wißenschaftslehre gelesen habe, und sie noch einmal zu lesen nicht Zeit habe) und daß ich ihn nicht verstehe, und daß wir beide uns in Ewigkeit nicht verstehen werden; daß derjenige den Saz des Bewußtseyns gar nicht verstanden haben könne, der einen Beweiß deßelben verlange; und ihn in Ewigkeit nicht verstehen werde, und daß dabei die Schuld am Herzen liege u.s.w. u.s.w. und dies sagen ihm denn wörtlich seine durch Deutschland verstreuten Jünger nach. So urtheilt jezt der Mann, der vor noch nicht ganz einem halben Jahre mich als den besten seiner Schüler (?) bis in den Himmel erhob. –
Ich lebe nicht der Gnade der Urtheile andrer; aber eine mildere Beurtheilung von Männern die ich verehre, wie Sie, und Kant, würde wahrhaftig mich sehr aufmuntern. [/]
Ich lege einige Vorlesungen, deren Abdruk durch eine Adels=Klätscherei mir abgedrungen worden, bei. Ich selbst halte sie für unbedeutend. Sie haben ihren Zwek erreicht, wenn sie eine gewiße Stimmung in unser studirendes Publikum bringen, die ich ihm gern geben möchte.
Mein Verhältniß zur Akademie ist überhaupt günstiger, als das zum größern philosophischen Publikum. Meine häusliche Lage ist sehr glüklich. Seit 1½ Monate ist meine Frau, und ihr Vater bei mir.
Hrr. Schiller hoft sehnsuchtsvoll auf Antwort von Ihnen, u. Kant.
Mit inniger Hochachtung
der Ihrige
Fichte.
Jena. d. 6. 8br.
1794.