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Johann Gottlieb Fichte to Immanuel Kant
Darf ich Ihre Muße,
Verehrungswürdigster Mann,
durch die Bitte unterbrechen, beigeschloßnen kleinen Theil des ersten Versuchs den in meiner Schrift: Ueber den Begriff der Wißenschaftslehre pp angedeuteten Plan auszuführen, wenn Ihre Geschäfte irgend es erlauben, durchzulesen, und mir Ihr Urtheil darüber zu sagen.
Abgerechnet, daß der Wink des Meisters dem Nachfolger unendlich wichtig seyn muß, und daß Ihr Urtheil meine Schritte, leiten, berichtigen, beschleunigen wird, wäre es vielleicht auch nicht unwichtig für den Fortgang der Wißenschaft selbst, wenn man daßelbe wüßte. Bei dem Tone, der im philosophischen Publikum herrschend zu werden droht; bei dem anmaaßenden Absprechen derer, die in Poßeß zu seyn sich dünken; bei ihrem ewigen Machtspruche vom Nicht verstanden haben, und Nichtverstanden haben können, und gegenseitigem nie verstehen werden, wird es immer schwerer, sich auch nur Gehör zu verschaffen; geschweige denn Prüfung, und belehrende Beurtheilung.
Von innigster Verehrung gegen Ihren Geist durchdrungen, den ich zu ahnden glaube; [/] des Glüks theilhaftig, Ihren persönlichen Charakter in der Nähe bewundert zu haben; wie glüklich wäre ich, wenn meine neuesten Arbeiten von Ihnen eines günstigem Bliks gewürdigt würden, als man bisher darauf geworfen! Herr Schiller, der Sie seiner Verehrung versichert, erwartet sehnsuchtsvoll Ihren Entschluß in Absicht des geschehenen Ansuchens in einer Sache, die ihn ungemein intereßirt; und uns andere nicht weniger. Dürfen wir hoffen? Ich empfehle mich Ihrem gütigen Wohlwollen.
Ihr
innigst ergebner
Fichte.
Jena
d. 6. 8br. 1794.
Ich lege ein Exemplar von 5. mir abgedrungnen Vorlesungen bei. Sie scheinen mir selbst, wenigstens für das Publikum, höchst unbedeutend.
Des Herrn Profeßor Kant
Wohlgebohrn
zu
Königsberg.
Verehrungswürdigster Mann,
durch die Bitte unterbrechen, beigeschloßnen kleinen Theil des ersten Versuchs den in meiner Schrift: Ueber den Begriff der Wißenschaftslehre pp angedeuteten Plan auszuführen, wenn Ihre Geschäfte irgend es erlauben, durchzulesen, und mir Ihr Urtheil darüber zu sagen.
Abgerechnet, daß der Wink des Meisters dem Nachfolger unendlich wichtig seyn muß, und daß Ihr Urtheil meine Schritte, leiten, berichtigen, beschleunigen wird, wäre es vielleicht auch nicht unwichtig für den Fortgang der Wißenschaft selbst, wenn man daßelbe wüßte. Bei dem Tone, der im philosophischen Publikum herrschend zu werden droht; bei dem anmaaßenden Absprechen derer, die in Poßeß zu seyn sich dünken; bei ihrem ewigen Machtspruche vom Nicht verstanden haben, und Nichtverstanden haben können, und gegenseitigem nie verstehen werden, wird es immer schwerer, sich auch nur Gehör zu verschaffen; geschweige denn Prüfung, und belehrende Beurtheilung.
Von innigster Verehrung gegen Ihren Geist durchdrungen, den ich zu ahnden glaube; [/] des Glüks theilhaftig, Ihren persönlichen Charakter in der Nähe bewundert zu haben; wie glüklich wäre ich, wenn meine neuesten Arbeiten von Ihnen eines günstigem Bliks gewürdigt würden, als man bisher darauf geworfen! Herr Schiller, der Sie seiner Verehrung versichert, erwartet sehnsuchtsvoll Ihren Entschluß in Absicht des geschehenen Ansuchens in einer Sache, die ihn ungemein intereßirt; und uns andere nicht weniger. Dürfen wir hoffen? Ich empfehle mich Ihrem gütigen Wohlwollen.
Ihr
innigst ergebner
Fichte.
Jena
d. 6. 8br. 1794.
Ich lege ein Exemplar von 5. mir abgedrungnen Vorlesungen bei. Sie scheinen mir selbst, wenigstens für das Publikum, höchst unbedeutend.
Des Herrn Profeßor Kant
Wohlgebohrn
zu
Königsberg.