Berlin den 16. Oktober 1794.
Ihr Schreiben vom 30sten September war mir höchst angenehm. Die Freundschaftsversicherung eines Mannes von solchem Scharfsinne und systematischem Geiste, wie Sie sind, ist mir sehr schätzbar. Auch kann die Ahndung [/] eines Genies wie Schiller die Stelle der Ueberzeugung vertreten. Man schmeichelt nicht, wenn, wie Sie bemerken, man aus Gründen darthun kann, daß man die reine trockne Wahrheit sagt.
Mit Freuden sehe ich dem Zeitpunkte entgegen, von dem Sie sagen: „daß die Philosophie eine systematische Wissenschaft seyn soll.” Ich werde auch meinerseits nicht ermangeln, nach meinen wenigen Kräften, dazu beizutragen. Wir werden uns auf eben dem Wege antreffen, sollten wir ihn auch, wie es scheint, nach entgegengesetzter Richtung machen. Sie wollen ihn von oben herunter (von dem Begriff einer Wissenschaft überhaupt zu den konkreten Wissenschaften) ich aber will denselben von unten herauf beschreiben, wie Sie aus dem beigelegten litterarischen Plane ersehen können.
Haben Sie die Güte, diesen Plan in dem Intelligenzblatte zur A. L. Z. einzurücken. Ich werde die Druckkosten mit Vergnügen bezahlen. Wollen Sie Ihre Bemerkungen über diesen Plan an sich, über die Mittel zu seiner Ausführung u.s.w. hinzufügen, so würde es mir sehr angenehm seyn.
Sie fragen mich: ob ich nicht Lust hätte, Mitarbeiter an der A. L. Z. zu seyn? Würdiger Mann! einem andern als Ihnen schämte ich mich es zu sagen, daß dieses schon längst mein eifrigster Wunsch war. Als vor etwa 5 Jahren H. Pr. Hufeland hier in Berlin war, hielt ich selbst darum an. Er versprach es mir auch. Nachher hielt ich darum abermal durch den seligen Moriz an; aber man versprach in Worten, und schlug es in der That ab.
Wollen Sie mir also jetzt dieses verschaffen, so werden Sie mich damit sehr verbindlich machen.
Ihr
ergebener
S. Maimon.
Ihr Schreiben vom 30sten September war mir höchst angenehm. Die Freundschaftsversicherung eines Mannes von solchem Scharfsinne und systematischem Geiste, wie Sie sind, ist mir sehr schätzbar. Auch kann die Ahndung [/] eines Genies wie Schiller die Stelle der Ueberzeugung vertreten. Man schmeichelt nicht, wenn, wie Sie bemerken, man aus Gründen darthun kann, daß man die reine trockne Wahrheit sagt.
Mit Freuden sehe ich dem Zeitpunkte entgegen, von dem Sie sagen: „daß die Philosophie eine systematische Wissenschaft seyn soll.” Ich werde auch meinerseits nicht ermangeln, nach meinen wenigen Kräften, dazu beizutragen. Wir werden uns auf eben dem Wege antreffen, sollten wir ihn auch, wie es scheint, nach entgegengesetzter Richtung machen. Sie wollen ihn von oben herunter (von dem Begriff einer Wissenschaft überhaupt zu den konkreten Wissenschaften) ich aber will denselben von unten herauf beschreiben, wie Sie aus dem beigelegten litterarischen Plane ersehen können.
Haben Sie die Güte, diesen Plan in dem Intelligenzblatte zur A. L. Z. einzurücken. Ich werde die Druckkosten mit Vergnügen bezahlen. Wollen Sie Ihre Bemerkungen über diesen Plan an sich, über die Mittel zu seiner Ausführung u.s.w. hinzufügen, so würde es mir sehr angenehm seyn.
Sie fragen mich: ob ich nicht Lust hätte, Mitarbeiter an der A. L. Z. zu seyn? Würdiger Mann! einem andern als Ihnen schämte ich mich es zu sagen, daß dieses schon längst mein eifrigster Wunsch war. Als vor etwa 5 Jahren H. Pr. Hufeland hier in Berlin war, hielt ich selbst darum an. Er versprach es mir auch. Nachher hielt ich darum abermal durch den seligen Moriz an; aber man versprach in Worten, und schlug es in der That ab.
Wollen Sie mir also jetzt dieses verschaffen, so werden Sie mich damit sehr verbindlich machen.
Ihr
ergebener
S. Maimon.