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Christian Gottlob Voigt to Johann Gottlieb Fichte

Weimar den 16. Dec. 1794.
Ich komme itzt, ½3 Uhr, erst aus der Geheimen RathsSession und antworte daher so flüchtig als möglich, punctweise, um nichts zu übergehen. Die Zahlen helfen dem Gedächtniß fort. Also
1) Wie in Jena, also anderwärts auch, werden die Sachen oft auf zwey Seiten angesehen und beurtheilt. Wenn Ihr Memorial ein kommt, und Sie kein Verzeichniß der Studenten beylegen, so wird es heißen: Man müsse Ihnen erst Legitimation abfordern, pp
Ich schlage also über diesen unumgängl Punct einen Mittelweg vor, nemlich: Das Namen Verzeichniß versiegelt beyzulegen, so wie Sie es empfangen haben. Und Sie sind doch auch gewiß, daß die Namen darin stehen? – Vielleicht kann man es alsdenn auch der Commission verschlossen zufertigen und derselben überhaupt die möglichste Secretirung der Sache aufgeben.
2) Die Verbrennung oder Vernichtung der Bücher, und sonstige verschonende Behandlung wird immer noch eingerichtet werden können [.] Aber die Commission muß doch wenigstens [/] die Bücher durchsehen, was drinnen stehet, um nicht getäuscht zu seyn. Daß dem Herzog diese Bücher, im Vertrauen, mit übergeben werden möchten, sollte ich lieber wünschen. Zu einigem Misbrauch ist gar kein Grund der Furcht da.
3) Die Amnestie kann nicht wohl vorher und öffentlich, ehe die Herren citirt werden, bekannt gemacht werden. Aber um sie zu versichern, [kann man Ihnen] die Abschrift des Commission<ärs> mitgetheilt werden. Man citirt die Herren zur Publication eines Rescripts. In diesem, welches vorgelesen wird, ist die Amnestie und ihre Belobung enthalten. Also geht man ohnehin damit voraus.
4) Die Unitisten geben sich vielleicht noch. Wie nun, wenn man die andern bey der Commission fragte, ob Sie sonst von keinen Orden wüsten, und wer seine Theilhaber wären? Da würde man [/] ja wohl jene herauskriegen können. Oder wenn man ihre Vorgesetzten wüste, zeigte man diese nur der Commission an; diese ließ solche kommen, redete ihnen zu, drohte pp Freilich wäre es am Besten, man determinirte sie noch, wäre es auch nur erst vor der Commission, sich im Guten zu ergeben.
5) Über die Disciplin sollten wohl die Herren deswegen nicht klagen, weil sie viel zu nachsichtig ist, und sich von den Studenten oft misbrauchen läßt. Es ist mancherley Gutes über diesen Punct im Werk; indeß bleibt es unverwehrt, auch bey itziger Gelegenheit die hohen Erhalter der Academie um Verbesserung der disciplinarischen Einrichtung zu bitten.
6) Vielleicht gelingt es, den H. Otto bey dieser Gelegenheit mit zu salvieren. Es mag immer die Stelle seinentwegen [/] im Supplicat stehen bleiben.
7) Es ist unmöglich, dass die Commission so geschwind komme, als Sie wünschen. Ich wünschte es auch. Aber a) es muß erst von hier das Nöthige nach Gotha, Coburg und Meiningen gehen, und b) diese Höfe müssen an die Commission Ihre Aufträge geben, und c) diese Commission muß sich doch erst unterrichten und auf den Weg machen ec Vielleicht gewinnen wir durch diesen unvermeidl. Verzug etwas über die Unitisten.
8) Ich bereite alles vor, die Sache äußerst zu beschleunigen. Schlagen Sie Ihr Memorial versiegelt an mich ein. Es wird wie ein Official-Schreiben angesehen, mithin auf kein Brief Papier, sondern auf einen grössern Bogen geschrieben. Wegen eines gewißen Umstandes hoffe ich in Gotha viel Beschleunigung zu finden.
9) Allerdings müssen die sich aufhebenden Orden selbst drauf denken, wie die Unitisten genöthigt werden. Denken Sie nach; ich will es auch thun.
10) In Ihrem Concept habe ich nur ein wenig der übrigen fürstl. Höfe mit erwähnt, damit es nicht aussieht, als vergäße man sie ganz[.]
Vernichten Sie dieses Schmier Papier, welches bloß für Sie geschrieben ist.
V
Von Oberreit morgen vielleicht mehr
Metadata Concerning Header
  • Date: Dienstag, 16. Dezember 1794
  • Sender: Christian Gottlob Voigt
  • Recipient: Johann Gottlieb Fichte ·
  • Place of Dispatch: Weimar · ·
  • Place of Destination: Jena · ·
Printed Text
  • Bibliography: Fichte, Johann Gottlieb: Gesamtausgabe der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Abteilung III, Bd. 2: Briefe 1793‒1795. Hg. v. Hans Jacob und Reinhard Lauth. Unter Mitwirkung v. Hans Gliwitzky und Manfred Zahn. Stuttgart 1970, S. 230‒232.
Manuscript
  • Provider: Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
  • Classification Number: B 113
Language
  • German

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