Weimar den 24. Dec. 1794.
Schon den Tag darnach, als Ihr Memorial hier eingelaufen war, giengen die hiesigen Expeditionen nach Gotha ab, wo man alles genehmigt und sofort weiter nach Meiningen und Coburg expedirt hat. Man kann nunmehr täglich den gemeinschaftl. Commissions-Rescripten entgegen sehen. Es ist alles so resolvirt worden, wie Sie vorgeschlagen und gewünscht haben; vor Ihnen wird, auf Anlaß der Commission, die Amnestie angekündigt werden; Sie werden alsdenn die Namen nennen, und die genennten Herren werden, auf Erfordern, oder auch auf eignes Anmelden sich bey der Commission einfinden, sich lossagen, Ihre Scripturen übergeben, welche die Commission um zu sehen ob es die angegebenen wirklich sind, zwar inspiciren, jedoch ohne Untersuchung wider die darin enthaltnen Umstände und Personen vernichten wird. Die Herren werden belobt und zum fernern moral. Verhalten ermahnt werden. [/] Der Herr Prof. Fichte wird des Wohlgefallen der Fürstl. Höfe an seinen für das gemeine Beste der Studirenden übernommenen Bemühungen versichert, und seine Vorbitte für Otto geltend gemacht. Da aber mehrere gesetzwidrige Verbindungen (man nimmt mit Fleiß den Plural) in Jena subsistiren sollen, so macht die Comission bekannt, daß wenn dergleichen sich auch freywillig absagen und ergeben werden, gleichmäßiger Pardon erfolgen, außerdem, bey künftiger Festhaltung des ReichstagsSchlusses, nach der <Strenge> wider die Anhänger verfahren werden soll. Vielleicht hilft das, wenn die Unitisten den Vorgang gesehen, daß sie so gutgesinnt und so klug sind, dem Gewitter zuvorzukommen.
Daß dergl. Dinge, die alles moral. Gefühl vernichten, nicht wieder emporkommen, darauf werden treue Männer zu wachen haben, wohin ich [/] Sie, hochzuehrender Herr Professor, vornemlich zähle.
Niemand in Jena weiß von hier etwas über die Sache, und ich will nicht hoffen, daß ausser mir hier jemand etwas verplaudert, dessen man bey der Geheimen Canzley nicht gewohnt ist.
Sie haben die Güte, alles Nöthige in Bereitschaft zu halten; alles wird sehr sanft und honnett ergehen. Von Gotha kommt H. RegierungsRath, von der Becke, (ein Neffe von Pötter) ein liebenswürdiger und kluger Mann, der einen angenehmen Vortrag hat, und ein großer Freund von mir ist. Von hier begleitet ihn H Hofrath Wideburg, ein braver Veteran, der als ein gebohrener Jenenser, die Academie kennt und liebt. Der Gothaner hat aber den Vorsitz und Vortrag, (wegen des Senii, was der Herzog von Gotha vor unserm Herzog hat. [)] [/]
Da dieses alles hoffentlich so gut gehen wird, und Sie, Werthester, solche Ehre damit einlegen und vielleicht manchem Misgünstigen damit den Mund stopfen, so schweifen, nach menschlicher Art und <Kunst> meine Wünsche für Ihre Wirksamkeit noch weiter aus: Immerfort ist es noch ein Opprobre für die Sitten der Studirenden, daß sie in der Neujahrsnacht den unsittlichen, policeywidrigen und gefährlichen Unfug treiben, mit Herauswerfen der NachtGeschirre, FeuerAnzündung, SchwärmerWerfung, Geschrey und bacchantischem Unfug. Man hat bisher Gewalt nicht entgegensetzen mögen; im Dunkeln geschieht leicht Unheil dabey. Die Bürger und andre Menschen honorisiren diesem <Spectacul>, und die Herrn Professoren – machen den Herrn Commilitonen gehorsamen Diener!! Ueberlegen Sie, lieber Mann, ob dieser Spuk, wo nicht auf einmal ganz gehindert, doch durch gutgesinnte, wohlgesittete junge Männer vermindert und gemisbilliget werde; es versteht sich ohne auffallende Scenen. Was sagen Sie zu der Idee? Wollen wir etwas versuchen? Kann ich etwas helfen?
Leben Sie indeß recht wohl!
Schon den Tag darnach, als Ihr Memorial hier eingelaufen war, giengen die hiesigen Expeditionen nach Gotha ab, wo man alles genehmigt und sofort weiter nach Meiningen und Coburg expedirt hat. Man kann nunmehr täglich den gemeinschaftl. Commissions-Rescripten entgegen sehen. Es ist alles so resolvirt worden, wie Sie vorgeschlagen und gewünscht haben; vor Ihnen wird, auf Anlaß der Commission, die Amnestie angekündigt werden; Sie werden alsdenn die Namen nennen, und die genennten Herren werden, auf Erfordern, oder auch auf eignes Anmelden sich bey der Commission einfinden, sich lossagen, Ihre Scripturen übergeben, welche die Commission um zu sehen ob es die angegebenen wirklich sind, zwar inspiciren, jedoch ohne Untersuchung wider die darin enthaltnen Umstände und Personen vernichten wird. Die Herren werden belobt und zum fernern moral. Verhalten ermahnt werden. [/] Der Herr Prof. Fichte wird des Wohlgefallen der Fürstl. Höfe an seinen für das gemeine Beste der Studirenden übernommenen Bemühungen versichert, und seine Vorbitte für Otto geltend gemacht. Da aber mehrere gesetzwidrige Verbindungen (man nimmt mit Fleiß den Plural) in Jena subsistiren sollen, so macht die Comission bekannt, daß wenn dergleichen sich auch freywillig absagen und ergeben werden, gleichmäßiger Pardon erfolgen, außerdem, bey künftiger Festhaltung des ReichstagsSchlusses, nach der <Strenge> wider die Anhänger verfahren werden soll. Vielleicht hilft das, wenn die Unitisten den Vorgang gesehen, daß sie so gutgesinnt und so klug sind, dem Gewitter zuvorzukommen.
Daß dergl. Dinge, die alles moral. Gefühl vernichten, nicht wieder emporkommen, darauf werden treue Männer zu wachen haben, wohin ich [/] Sie, hochzuehrender Herr Professor, vornemlich zähle.
Niemand in Jena weiß von hier etwas über die Sache, und ich will nicht hoffen, daß ausser mir hier jemand etwas verplaudert, dessen man bey der Geheimen Canzley nicht gewohnt ist.
Sie haben die Güte, alles Nöthige in Bereitschaft zu halten; alles wird sehr sanft und honnett ergehen. Von Gotha kommt H. RegierungsRath, von der Becke, (ein Neffe von Pötter) ein liebenswürdiger und kluger Mann, der einen angenehmen Vortrag hat, und ein großer Freund von mir ist. Von hier begleitet ihn H Hofrath Wideburg, ein braver Veteran, der als ein gebohrener Jenenser, die Academie kennt und liebt. Der Gothaner hat aber den Vorsitz und Vortrag, (wegen des Senii, was der Herzog von Gotha vor unserm Herzog hat. [)] [/]
Da dieses alles hoffentlich so gut gehen wird, und Sie, Werthester, solche Ehre damit einlegen und vielleicht manchem Misgünstigen damit den Mund stopfen, so schweifen, nach menschlicher Art und <Kunst> meine Wünsche für Ihre Wirksamkeit noch weiter aus: Immerfort ist es noch ein Opprobre für die Sitten der Studirenden, daß sie in der Neujahrsnacht den unsittlichen, policeywidrigen und gefährlichen Unfug treiben, mit Herauswerfen der NachtGeschirre, FeuerAnzündung, SchwärmerWerfung, Geschrey und bacchantischem Unfug. Man hat bisher Gewalt nicht entgegensetzen mögen; im Dunkeln geschieht leicht Unheil dabey. Die Bürger und andre Menschen honorisiren diesem <Spectacul>, und die Herrn Professoren – machen den Herrn Commilitonen gehorsamen Diener!! Ueberlegen Sie, lieber Mann, ob dieser Spuk, wo nicht auf einmal ganz gehindert, doch durch gutgesinnte, wohlgesittete junge Männer vermindert und gemisbilliget werde; es versteht sich ohne auffallende Scenen. Was sagen Sie zu der Idee? Wollen wir etwas versuchen? Kann ich etwas helfen?
Leben Sie indeß recht wohl!